Die Fastenzeit

1. März 2015
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Seit dem 2. Jahrhundert ist die Fastenzeit vor Ostern nachgewiesen. Bis zum 5. Jahrhundert setzte sich in der christlich geprägten Welt die 40-tägige vorösterliche Fastenzeit durch. Im Mittelalter gab es neben der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern noch weitere längere Fastenzeiten. Die Menschen mussten also eine recht große Zeit des Jahres auf Lebensmittel verzichten, die sie gern aßen.

In den alten Klosterbüchern können wir heute recht kuriose Versuche finden, die Grenzen des Erlaubten zu finden und auszudehnen. Es war in der Fastenzeit verboten, Fleisch von warmblütigen Tieren zu essen.

Der Abt Hrabanus Maurus aus Fulda stellte die Behauptung auf, dass Gott die Fische und die Vögel am gleichen Tag aus Wasser erschaffen habe. Somit dürfe ein Suppenhuhn wie alle anderen Geschöpfe des Meeres selbstverständlich in der Fastenzeit verspeist werden.

Es gab sogar den Versuch, Ringelgänse als pflanzlich zu bezeichnen. Ringelgänse wären nach dieser Erklärung aus Holz und Algen entstanden und der Verzehr dieser somit vegetarisch.

Beim Biber fiel die Erklärung leichter. Er hat einen schuppigen Schwanz und lebt im Wasser. Somit wurde der Biber zum Fisch und der Verzehr seines wohlschmeckenden weißen Fleisches in der Fastenzeit für unbedenklich erklärt.

Papst Innozenz III. (Fresko im Kloster San Benedetto (Subiaco) in Subiaco, Latium, um 1219)-(Quelle: Wikipedia)

Papst Innozenz III. (Fresko im Kloster San Benedetto (Subiaco) in Subiaco, Latium, um 1219)-(Quelle: Wikipedia)

Papst Innozenz III. beendete 1215 die teilweise doch sehr phantasievolle Auslegung und Beugung der Fastenregeln durch zoologische Spitzfindigkeiten.

Dass nun nicht mehr Warmblüter zu Fischen oder Pflanzen erklärt werden durften, änderte nichts daran, dass die Menschen in der Fastenzeit nicht auf ihr geliebtes Fleisch verzichten wollten.

Es soll sogar findige Köche gegeben haben, die den Rehrücken einfach in die Form eines Fisches geschnitten und dann als solchen auf den Tisch gebracht haben.

Aber die Menschen waren weiterhin erfinderisch. Es gab die Regel „Flüssiges bricht Fasten nicht“. So erfanden die Mönche Starkbiere für die Fastenzeit. Das äußerst gehaltvolle Bier liess die entbehrungsreiche Zeit angenehmer und weniger hungrig vergehen.

"Der Kampf zwischen Karneval und Fasten" Pieter Bruegel der Ältere, um 1559 Öl auf Eichenholz, 118 cm × 164,5 cm Kunsthistorisches Museum Wien (Quelle: Wikipedia)

“Der Kampf zwischen Karneval und Fasten”
Pieter Bruegel der Ältere, um 1559
Öl auf Eichenholz, 118 cm × 164,5 cm
Kunsthistorisches Museum Wien
(Quelle: Wikipedia)

Einer Legende nach bekamen die Mönche des Zisterzienserklosters Maulbronn in der Fastenzeit ein Stück Fleisch geschenkt. Dies durften sie nicht verspeisen. Die findigen Mönche hackten das Fleisch klein und vermischten es mit Kräutern. Die Masse glich nun einem rein pflanzlichen Salat. Um die Tarnung perfekter zu machen, packten die Mönche die Masse in Nudelteig und erfanden somit die noch heute als Maultaschen bekannten „Herrgottsbescheißerle“.

Diese und viele weitere Beispiele aus der Geschichte der Fastenzeit lassen erkennen: die Menschen haben die Fastenzeit immer ernst genommen und sich intensiv mit ihrer Auslegung beschäftigt.

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