Die Edelkastanie

28. September 2014
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Heil- und Nutzpflanzen

Edelkastanie (aus: "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Edelkastanie (aus: “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Die Edelkastanie wird auch Eßkastanie genannt und ist weitläufig mit der Buche verwandt. Sie wird wegen ihrer Früchte und wegen ihres Holzes angebaut. Die älteste Edelkastanie (und gleichzeitig die größte bekannte in Europa) ist der Castagno dei Cento Cavalli auf Sizilien – der Baum ist mindestens 2000 Jahre alt. Die sommergrünen Bäume werden durchschnittlich etwa 25 Meter hoch und in Mitteleuropa selten älter als 200 Jahre.
Seit der Antike werden Edelkastanien im gesamten Mittelmeerraum angebaut, wo sie auch ursprünglich beheimatet sind. Sie genossen ein hohes Ansehen. Mit den Römern kamen sie bis nach Britannien. Griechen, Phönizier und Juden trieben mit den Früchten Handel. Karl der Große befahl in seinem “Capitulare de villis”, Kastanienbäume auf den Krongütern zu pflanzen.
Die Kastanienfrüchte – manche werden sie von Jahrmärkten als “Maroni” kennen – sind in dicht und wirkungsvoll bestachelten Hüllen verborgen, die bei der Reife aufplatzen. Im Unterschied zu anderen Nüssen hat die Kastanie relativ wenig Fett. Vom Mittelalter bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Kastanien das Hauptnahrungsmittel für die Landbevölkerung in den Bergregionen Südeuropas.
Die Edelkastanie ist wärmeliebend und braucht regelmäßige Niederschläge. Bei Sommertrockenheit geht sie genau so ein wie bei Staunässe. Sie braucht viel Licht. Nördlich des 48. Breitengrades reifen die Früchte nicht mehr regelmäßig, dort wird sie vorwiegend als Holzlieferant und Parkbaum genutzt. Aber bis Südskandinavien gibt es Bestände von Edelkastanien.
Frische Kastanien sind leicht verderblich; sie müssen sorgfältig getrocknet werden, damit sie über den Winter brauchbar bleiben. Meist werden Kastanien geschält und gekocht als Beilage verzehrt, man kann sie aber auch in der Schale rösten. Das ist dann der bekannte Jahrmarkts-Snack. Ansonsten werden sie in Alkohol oder Zuckersirup eingelegt, zu Mehl und Flocken verarbeitet, für einen Likör verwendet (in Frankreich und Italien) oder auch für Bier verbraut (auf Korsika und in der Schweiz). Kastanien sind glutenfrei und daher für Menschen mit Zöliakie als Getreide-Ersatz geeignet.
Im Kastanienwald tragen die Bienen Kastanienhonig ein – dunkel und aromatisch. Die Blätter finden für After-Shave-Lotionen oder zum Färben von Stoffen Verwendung. Auch heute noch helfen Zubereitungen aus Kastanienblättern bei Husten und Durchfall. Zur Wundbehandlung kann man sie ebenso einsetzen. Früher nahm man die Kastanienrinde zum Ledergerben. In Spanien, Süditalien und Korsika ist die Waldweide von Schweinen unter Kastanien wichtig. Der Schinken und die Salami von derart genährten Schweinen gelten als ein Genuß!
Kastanienholz ist für den Möbel-, Schiffs- und Musikinstrumentenbau begehrt. Es wird für Likör- und Weinfässer gebraucht und ist im Freien weitgehend witterungs- und fäulnisbeständig, ohne daß man zusätzlich Chemie einsetzen müßte.

© Amhara zu Agora

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