Die Buche

3. November 2013
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Heil- und NutzpflanzenDie vermutlich allen bekannte Buche ist ein sommergrüner Laubbaum, der in weiten Teilen Europas heimisch ist. Nach der letzten Eiszeit, die die Buche in einem kleinen Rückzugsgebiet im Mittelmeerraum überlebte, ist sie erst vor etwa 5000 Jahren wieder nach Mitteleuropa zurück gekehrt. Sie gedeiht von Nordspanien und Sizilien bis auf die Höhe von Südengland und von der Atlantikküste bis in die Karpaten. Maximal steigt sie in Höhen von 1000 Metern. Ihre Verbreitung hängt von Temperatur und Feuchtigkeit ab.
In Mitteleuropa bildet sie typische Laubmischwälder; mit 14% ist die Buche der häufigste Laubbaum hierzulande.
Buchen werden bis 30 Meter hoch, im dichten Wald auch 45 Meter. Im Freistand, der sie nicht in die Höhe zwingt, können sie einen Stammdurchmesser von zwei Metern erreichen. Die Krone einer solchen Buche kann 600 m² beschatten. Sie werden bis 300 Jahre alt, in Einzelfällen auch älter.
Mit etwa 30 bis 50 Jahren beginnt eine Buche, Früchte zu tragen. Bis dahin wächst sie an idealen Standorten auch sehr schnell. Ideal sind nährstoffreiche, gut drainierte Böden. Buchen vertragen weder Staunässe noch lange Dürreperioden.

Buche (aus'Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz'; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Buche (aus’Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz’; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Im April oder Mai beginnt der Austrieb von Blättern (und Blüten). Junge Bäume schieben Triebe von bis zu 40 cm Länge, über Zweihundertjährige von nur noch wenigen Zentimetern. Die Jungtriebe sind anfangs dunkelgrün bis schwarz gefärbt, später wird die Rinde silbergrau.
Buchenblätter sind eiförmig und am Rand wellig bis schwach gekerbt. Sie werden 7-10 Zentimeter lang und bis 5 Zentimeter breit. Junge Blätter sind frischgrün und seidig behaart, im Sommer dann sind sie oberseits glänzend dunkelgrün. Im Herbst vor dem Laubfall verfärben sie sich über blaßgelb nach orangerot bis rotbraun. Vertrocknete Blätter können auch den ganzen Winter über an den Zweigen bleiben.
Es wachsen am selben Baum sowohl weibliche wie männliche Blüten. Die männlichen hängen wie Troddeln herab. Die befruchteten weiblichen Blüten entwickeln sich zu stacheligen vierklappigen Hüllen, in denen zwei bis vier Bucheckern heranreifen. Diese sind braun glänzende dreikantige Nüsse, die nicht nur von Wildtieren geschätzt, sondern auch in Notzeiten vom Menschen genutzt werden. Im rohen Zustand sind Bucheckern durch ihren Gehalt an Trimethylamid (Fagin) und Oxalsäure für Menschen leicht giftig. Schon eine Handvoll Bucheckern kann zu Unwohlsein führen. Erhitzen mindert die Giftwirkung.
Nach trockenen und heißen Sommern tragen Buchen besonders reiche Frucht. Diese “Mast” ist für die Bäume aber sehr anstrengend. Zwei Drittel der Zuckerproduktion dieses Jahres geht dabei in die Samenbildung. Daher pausiert der Baum im Jahr darauf, selbst wenn die Witterung ähnlich günstig ist. Obwohl viele Tiere Bucheckern fressen, tragen sie durch ihre Nahrungsdepots zur Verjüngung und Vermehrung des Laubwaldes bei – sie finden nicht alles wieder.
In der Jugend sind Buchen ziemlich schattentolerant mit schnellem Längenwachstum und schütterer Krone. Im Alter bilden sie eine dichte, regelmäßige und ovale Krone, die im Freistand einen Durchmesser von 30 Metern erreichen kann. Durch die große Schattenbildung sind Buchenmischwälder relativ arm an Unterholz; andere Baumarten werden verdrängt, da sie zu starken Lichtmangel leiden.
Buchenlaub zersetzt sich binnen zwei Jahren zu wertvoller Lauberde.
Buchenholz ist feinporig und gleichmäßig gemasert. Es läßt sich gut hobeln und drechseln. Alte Bäume bilden einen roten Kern, den junges Holz noch nicht aufweist. Buchenholz ist sehr hart, läßt sich durch Dämpfen aber biegsam machen. Berühmt sind die Bugholzstühle von Thonet geworden.
Jahrhunderte lang war die Buche der Eiche unterlegen. Da ihr Holz wenig fäulnisresistent ist, taugt es nicht zum Haus- bzw. Schiffbau. Außerdem schätzte man die Eicheln für die Waldweide der Schweine höher als die Bucheckern.
Im Mittelalter nutzte man die Holzasche für Waschlauge und die Glasproduktion. Zwei Teile Buchenasche auf einen Teil Sand ergab das grüne Waldglas. Der Holzbedarf für die Glasproduktion war enorm. Auch als Brennholz war Buche geschätzt, da ihr Heizwert sehr hoch ist.
Laub und junge Zweige wurden für die Viehfütterung genutzt. Dafür wurde in manchen Gegenden der Wald regelrecht leergefegt. Nicht nur Ziegen und Schafe – auch Rinder bekamen mancherorts diese Kost. Dem Wald tat das nicht gut, denn dadurch fehlte den Sämlingen die schützende Decke für den Winter – sie erfroren.
Junge Buchenblätter sind eßbar und wirken entzündungshemmend. Buchenteer (Kreosot) hilft bei Hauterkrankungen, sollte aber sparsam angewendet werden.
Buchenholz wird heutzutage als Nutzholz für Spielzeug, Möbel, Parkett und Treppenbau gebraucht. Als Industrieholz wird es zu Span- und Faserplatten verarbeitet und liefert Zellstoff für die Papierindustrie sowie Chemiezellstoff für z.B. Viskose in der Textilindustrie.
© Amhara zu Agorá

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