Krankheiten im Mittelalter – Die Pest

20. Oktober 2013
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Die wohl bekannteste Krankheit des Mittelalters ist sicher die Pest, auch der “schwarze Tod” genannt. Wie bei anderen Krankheiten auch, vermutete man Veränderungen der Luft, giftige Dünste und ungünstige Sternenkonstellationen als Ursache für diese Krankheit. Ein berühmtes Pariser Gutachten von 1348 erklärte das Auftreten der Krankheit damit, dass am 20. März 1345 die drei oberen Planeten im Hause Wassermann zusammentraten, um eine feuchte und gefährliche Ausdünstung auszustrahlen. Diese ballten sich in der Lunge zu einer giftigen Materie zusammen, die die Pest erzeugen sollte. Selbstverständlich war dem nicht so. Die Pest ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium “Yersinia pestis” ausgelöst wird. Übertragen wurde die Krankheit durch Ratten bzw Rattenflöhe.

Hinrichtung von Juden, um 1350, Chronik von Gilles Li Muisis, fol. 12v Bibliothèque Royale de Belgique, Brüssel.

Hinrichtung von Juden, um 1350, Chronik von Gilles Li Muisis, fol. 12v Bibliothèque Royale de Belgique, Brüssel.
Quelle: Wikipedia

Die meisten Menschen im Mittelalter konnten sich die Ausbreitung der Pest nicht erklären. Zur Bewältigung ihrer Angst wurden immer andere Schuldige gesucht. Der Zorn richtete sich gegen Krüppel, Bettler, Zigeuner, Ausländer und gegen Juden. Besonders die Juden wurden beschuldigt, Brunnen vergiftet zu haben. Dass sie selber aber auch an der Pest erkrankten und selbstverständlich genauso starben, galt nicht als Beweis ihrer Unschuld. Die Ärzte damals glaubten, eine Vergiftung der Luft wäre die Ursache, und rieten den Menschen, Türen und Fenster zu verriegeln, oder auf Höhen Zuflucht zu suchen. Sonderbare Ratschläge wurden gegeben, so z.B. die Fenster nur nach Norden zu öffnen. Tagsüber zu schlafen war verboten und schwere Arbeit verpönt. Als besonders gefährlich galten feuchtschwüles Klima und Südwind sowie stehende Luft über Gewässern aller Art.

Papst Gregor I. (590 - 604) leitet eine Prozession rund um Rom, um das Ende der Pest zu erflehen.

Miniatur in einem Gebetbuch aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts. Papst Gregor I. (590 – 604) leitet eine Prozession rund um Rom, um das Ende der Pest zu erflehen. Im Vordergrund 2 Opfer, ein Kind und ein Mönch.
Quelle: Wikimedia

Damals bot die Religion vielen Menschen eine Erklärung für die Pest (und auch andere Krankheiten). Der Körper galt damals nur als Werkzeug, das dem Menschen bei der Erfüllung seines gottesfürchtigen Alltags dienen sollte. Gesundheit galt als Zeichen der Gnade Gottes, außerdem war es ein Hinweis darauf, dass Gott mit einem zufrieden war. Krankheit hingegen wurde als Prüfung Gottes verstanden oder als Zeichen, dass man den falschen Lebensweg eingeschlagen hatte. Die “natürlichen” Krankheiten wie Seuchen wurden als Prüfung Gottes verstanden; wer sie überlebte, bewies das Wohlgefallen, das Gott an einem hatte. Anders war es bei der Lepra, die man nach dem Glauben der Menschen damals durch eigenes Verschulden bekam. Angeblich wurde sie durch Geschlechtsverkehr übertragen und war eine Strafe Gottes.

Pestarzt beim Beulenaufschneiden

Pestarzt beim Beulenaufschneiden
Holzschnitt von Hans Folz, Nürnberg 1482

Abschließend sei gesagt, dass viele Krankheiten erst durch die fürchterlichen hygienischen Zustände die Chance hatten, so zu wüten, wie sie es taten. Auch die medizinische Unwissenheit war sicher kein Vorteil. Auch der Glaube an höhere Mächte, die man um Hilfe anflehte, half nicht. Das Klima (Feuchtigkeit und Temperatur) war sicherlich oft ein wichtiger Auslöser mancher Krankheiten. Die Vergiftung durch Nahrung war im Mittelalter ebenfalls ein großes Thema (Antoniusfeuer z.B).

Der Mensch hat sieben Genossen im Leben, die ihn plagen: Hunger, Durst, Kälte, Hitze, Müdigkeit, Krankheit und Tod. Das Leben im Mittelalter war von Krankheit geprägt. Der Tod war allgegenwärtig.

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