Heinrich VII., Graf von Luxemburg, König und Kaiser

25. August 2013
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Heinrich wurde etwa 1278 in Valenciennes (sein genaues Geburtsjahr ist unbekannt) als ältester Sohn des Grafen Heinrich VI. von Luxemburg und der Beatrix von Avesnes geboren. Sein Vater fiel im Limburger Erbfolgestreit am 05.06.1288 in der Schlacht von Worringen samt seinen Brüdern Walram von Luxemburg-Ligny, Heinrich von Houffalize (ein Halbbruder) und Balduin. Beatrix von Avesnes hat bis zur Mündigkeit ihres Ältesten die Regentschaft inne. Allerdings lehnt sich nach der katastrophalen Niederlage von Worringen auch noch die Stadt Luxemburg gegen das Grafenhaus auf. Beatrix ist gezwungen, sich mit ihren Kindern für etwa fünf Monate in das Kloster Marienthal zurückzuziehen. Sie hat fünf Kinder zu erziehen, neben Heinrich noch die Töchter Margarete und Felicitas, sowie die Söhne Walram und Balduin. Margarete tritt in den Konvent zu Marienthal ein, in dem sie später Priorin war, Felicitas wird 1298 mit Johann von Löwen verheiratet. Heinrich selbst heiratet am 09.07.1292 etwa vierzehnjährig mit päpstlichem Dispens seine Cousine, die Herzogstochter Margarete von Brabant, deren Vater Johann I. in der Schlacht von Worringen nicht nur gesiegt, sondern auch mit seinem Gefolge die vier Luxemburger Fürsten erschlagen hatte. Mit dieser Ehe, die allem Anschein nach glücklich verlief, wird die Feindschaft zwischen den beiden Häusern beigelegt.
Heinrichs Muttersprache ist das Französische und er wird auch nach dem französischen Ritterideal erzogen. 1294 ist Heinrich mündig und legt im November diesen Jahres seinen Lehnseid vor Philipp IV. von Frankreich ab. Zum Hof in Paris unterhält der junge Graf gute Beziehungen. Gleichzeitig ist er Vasall des römisch-deutschen Königs. Im französisch-englischen Krieg von 1294-1297 betreibt Heinrich eine klug abwartende Politik – gerade so viel Beistand, daß der französische König zufrieden ist, nicht zu viel Aktivität, daß die rheinischen Fürsten sich nicht übermäßig bedroht fühlen, aber genug, um das eigene Territorium zu arrondieren. Im Waffenstillstand von 1297 erscheint er als erster Verbündeter des französischen Königs.
Heinrich VII. und Margarete hatten drei Kinder: Johann, Maria und Beatrix. Als Heinrich VII. in Begleitung seiner Gattin nach Italien aufbricht, lassen sie die Töchter in der Obhut von Heinrichs Schwester in Marienthal. Die Töchter werden standesgemäß versorgt und verheiratet – Maria mit Prinz Karl von Frankreich, der später König wird, und Beatrix mit Karl I. von Ungarn. Doch beide sterben jung.
Balduineum_Wahl_Heinrich_VIIHeinrich erbt von seinem Vater nicht nur den Grafentitel, sondern auch die Markgrafenwürde von Arlon. Der junge Graf begleitet im Jahre 1305 König Philipp IV. von Frankreich zur Krönung von Papst Clemens V. nach Lyon. Clemens ist gebürtiger Franzose, mit seinem König befreundet – und er wird wenige Jahre nach der Papstwahl die Residenz des Pontifex Maximus nach Avignon verlegen… Auf Betreiben Philipps IV. – und vermutlich nicht gegen Heinrichs Willen – wird Balduin Anno 1307 im Alter von gerade einmal 22 Jahren zum Erzbischof von Trier erhoben. Damit gehört der Jüngling zu den sieben Kurfürsten, die den römisch-deutschen König zu wählen haben. Albrecht I. ist Habsburger und seit 1282 König – im Mai 1308 fällt er einer Familienfehde durch Mord zum Opfer. Als Graf Heinrich am 11.05.1308 mit einigen benachbarten Fürsten ein Bündnis eingeht, das unter anderem auch die Möglichkeit vorsieht, einen der Beteiligten zum König zu wählen, weiß er von dem Attentat noch nichts. Das Bündnis richtet sich in diesem Punkt gegen die denkbare Kandidatur von Karl von Valois. Philipp von Frankreich möchten die deutschen Fürsten nicht als Graue Eminenz im Nacken haben! Diese Gefahr scheint mit Heinrich von Limburg-Luxemburg nicht zu bestehen: am 27.11.1308 wird er von sechs der sieben Kurfürsten zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt (der böhmische König fehlt), die Erzbischöfe von Mainz und Trier haben dafür geworben. Am 06. Januar 1309 findet die Königskrönung in Aachen statt. Das Kurfürstenkollegium sucht bei Papst Clemens V. um Zustimmung zur Kaiserkrönung nach, wird aber auf das Jahr 1312 vertröstet.
Heinrich VII. betreibt eine konsensorientierte Politik. Bis zu seiner Königswahl pflegt er gute Beziehungen zum französischen Königshof, an dem er vermutlich auch eine Zeit lang gelebt hat. Als König aber fordert er verlorener Reichsrechte im Arelat und in Teilen Lothringens an der Grenze zu Frankreich ein. Das führt zu Konflikten mit Philipp IV.
Es gelingt ihm, das Königreich Böhmen zu “erwerben”, und so das Fundament für die später bedeutende Hausmacht der Luxemburger zu legen. König Wenzel III. von Böhmen ist im Jahr 1306 ermordet worden. Mit ihm ist das alte Herrscherhaus der Premysliden in männlicher Linie ausgestorben. Mit dem Nachfolger, Heinrich von Kärnten, ist eine böhmische Adelspartei unzufrieden. Kurz entschlossen belehnt Heinrich VII. seinen sehr jungen Sohn Johann im Jahre 1310 mit der böhmischen Königswürde und verheiratet ihn tags darauf zu Speyer mit Elisabeth von Böhmen. Zugleich ernennt er den Jüngling zum Reichsvikar. Johann ist vierzehn.
In Deutschland hält Heinrich sich nur bis 1310 auf. Ohne den Erfolg in Böhmen abzuwarten, beginnt er einen Italienzug, um sich die Kaiserkrone zu sichern. In Italien wird er nicht nur von Dante als Friedensstifter begrüßt. Am 06. Januar 1311 wird er in Maiand mit der Eisernen Krone der Langobarden zum König von Italien gekrönt. Allerdings schwindet sein Ruf als Friedensstifter durch die Auseinandersetzungen in Mailand sowie die Kämpfe bei Cremona und Brescia. Sein Bruder Walram fällt bei der Belagerung Brescias am 21.07.1311 im Alter von etwa 30 Jahren. Königin Margarete erkrankt vor Brescia und stirbt am 14.12.1311 in Genua. Auch in Italien sucht Heinrich eigentlich einvernehmliche Lösungen. Das aber fordert von den verfeindeten Parteien eine Kompromißfähigkeit, die sie nicht hatten.
Am 07. Mai 1312 erreicht er Rom auf dem Seeweg – Florenz hat den Landweg versperrt. Sein Heer ist aufgrund der Kämpfe und wegen einer Seuche dezimiert und geschwächt. Vermutlich leiden sie an Malaria. In Rom stellen sich ihm Truppen unter Johann von Anjou entgegen, der ein Bruder Roberts von Anjou, König von Neapel und Sizilien, ist. Heinrich VII. kann diesen Vertreter einer kaiserfeindlichen Partei zurückdrängen. Seit der Krönung des Staufers Friedrich II. 92 Jahre zuvor ist er der erste König, der auch römisch-deutscher  Kaiser wird! Am 29. Juni 1312 wird er im Lateran gekrönt. Die Kardinäle sind dazu berechtigt, aber der Petersdom steht nicht zur Verfügung. Papst Clemens V., der anfänglich mit Heinrich kooperiert, nimmt schließlich doch Partei für die kaiserkritischen bis -feindlichen Guelfen. Die Kaiserkrönung löst Protest bei Philipp IV. von Frankreich aus. Im Konflikt zwischen Guelfen und Ghibellinen kann Heinrich in der Kürze der Zeit nichts bewirken.
Er stirbt am 24.08.1313 in Buonconvento bei Siena an der Malaria und wird in der Kathdrale zu Pisa beigesetzt.

© Amhara zu Agorá

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