König gegen Papst, der Gang nach Canossa

25. August 2013
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Im Jahr 1073 kam ein Mann auf den Stuhl Petri, der es mit den päpstlichen Machtansprüchen sehr ernst meinte. Sein Name lautete Gregor VII. (Hildebrand) und er hatte seine geistliche Ausbildung in Cluny oder einem der anderen Klöster der Cluniazenser erhalten. In einer programmatischen Schrift, dem “Dictatus Papae” vom März 1075, legte Gregor VII. die Leitsätze seiner Kirchenpolitik nieder. Ausgehend vom Primat (also der Vorrangstellung) des Papsttums innerhalb der Kirche und dessen Vorrangstellung gegenüber der weltlichen Gewalt forderte er, dass Kaiser und Könige sich seiner geistlichen Herrschaft unterordneten. So meinte er z.B.: “Des Papstes Füße allein haben alle Fürsten zu küssen”. Er verbot nicht nur die Priesterehe und den Ämterkauf, sondern er trat auch den Kampf gegen die Laieninvestitur an, da er als Papst das alleinige Recht auf Einsetzung oder Entlassung von Bischöfen beanspruchte.

Der Investiturstreit

Entzündet hat sich der unausweichliche Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Gewalt (der Investiturstreit) an der Besetzung des Erzbistums Mailand.Im Jahr 1075 gab Heinrich IV. das Amt an einen Mann seiner Wahl, den königlichen Kaplan Thedald. Dies hatte heftigen Protest mit Bannandrohung durch Gregor VII. zur Folge; darin sah Heinrich VI. wiederum einen Angriff auf die königliche Herrschaft. Er konnte sich im deutschen Episkopat (Bischofsamt) auf eine romfeindliche Stimmung verlassen und auf der Wormser Reichsversammlung im Januar 1076 wurde Gregor, der “falsche Mönch”, wegen ungültiger Wahl für abgesetzt erklärt.

Gregor VII. hatte auch darauf eine Antwort parat und reagierte mit Exkommunikation und Absetzung des Königs sowie der Lösung aller Eide, die Heinrich geleistet worden waren. Daraufhin beschlossen oppositionelle Reichsfürsten auf einem Fürstentag in Tribur Heinrichs Absetzung, sollte er sich nicht binnen Jahresfrist vom Bann lösen. Der König konnte mit dem Gang nach Canossa die Lösung des Banns erreichen, damals erschien er auf der Burg der Markgräfin Mathilde von Tuszien als Büßer vor dem Papst.

Heinrich bittet Mathilde und seinen Taufpaten Abt Hugo von Cluny um Vermittlung 1115 (Quelle: Wikipedia)

Heinrich bittet Mathilde und seinen Taufpaten Abt Hugo von Cluny um Vermittlung 1115 (Quelle: Wikipedia)

Das Ende Gregors VII.

Trotz des Bußganges von Heinrich wählten die deutschen Fürsten Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig. Jedoch triumphierte Heinrich militärisch über diesen Widersacher, zudem konnte er auch eine Anfang 1084 einsetzende Abfallbewegung in Rom für sich nutzen (13 Kardinäle sagten sich von Gregor los), um in die Stadt einzuziehen und sich von dem als Gegenpapst gewählten Klemens III. (Wibert) zum Kaiser krönen zu lassen. Gregor hingegen hatte sich in der Engelsburg verschanzt, aus der ihn sein Vasall, der Normannenherzog Robert Guiscard, befreite. Jedoch konnte er sich in der Stadt nicht halten und so nahm er den Papst mit auf seinen Rückzug nach Süden. Gregor starb am 20.05.1085 im Exil in Salerno.

Im Evangeliar von St. Emmeram (Regensburg) wird der Gedanke der dynastischen Kontinuität zum Ausdruck gebracht: Beide Söhne Heinrichs IV. stehen trotz ihrer Rebellionen einträchtig neben ihrem Vater. Krakau, Bibliothek des Domkapitels 208, fol. 2v 1105/1106 (Quelle: Wikipedia)

Im Evangeliar von St. Emmeram (Regensburg) wird der Gedanke der dynastischen Kontinuität zum Ausdruck gebracht: Beide Söhne Heinrichs IV. stehen trotz ihrer Rebellionen einträchtig neben ihrem Vater. Krakau, Bibliothek des Domkapitels 208, fol. 2v 1105/1106 (Quelle: Wikipedia)

Das Wormser Konkordat (Staatskirchenvertrag)

Zu Lebzeiten der Widersacher Heinrich und Gregor fand der Investiturstreit kein Ende. Erst Heinrichs IV. Sohn, Kaiser Heinrich V. (1106 – 1125) konnte sich mit dem Heiligen Stuhl auf einen Kompromiss einigen. Das Wormser Konkordat vom September 1222 legte den Verzicht des Kaisers auf die Einsetzung der Bischöfe und Reichsäbte fest; als Gegenleistung erlaubte der Papst dem Kaiser, bei den Wahlen anwesend zu sein und die Lehenshuldigung der geistlichen Fürsten entgegenzunehmen. Das im 10./11. Jahrhundert von den Ottonen gegründete Reichskirchensystem war somit aufgegeben.

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