Rainfarn

11. August 2013
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Heil- und Nutzpflanzen

Rainfarn (aus "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz", O.W.Thomé, 1885; Quelle: BioLib.de)

Rainfarn (aus “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”, O.W.Thomé, 1885; Quelle: BioLib.de)

Der Rainfarn, auch Wurmkraut genannt, gehört zu den Korbblütlern. Ursprünglich auf die gemäßigten Breiten in Eurasien beschränkt, kommt er inzwischen als Kulturfolger in sämtlichen ihm zusagenden Klimaten weltweit vor.

Er ist ein wucherndes, wintergrünes, ausdauerndes Kraut, das 60 – 130 cm hoch werden kann. Im Frühjahr treibt er aus dem Wurzelstock mehrere Stengel, die sich erst im oberen Drittel verzweigen. Seine stark duftenden, dunkelgrünen, wechselständigen, länglichen und gefiederten Blätter sind unten gestielt, oben sitzend. Sein Rhizom wurzelt bis 90 cm tief.
Rainfarn blüht von Juni bis September. Die Blütenkörbchen stehen in einer endständigen Dolde und sehen wie “Gülden Knöpfle” oder “Westenknöpfe” aus. Das einzelne Blütenkörbchen mißt ungefähr einen Zentimeter im Durchmesser und ist etwa 5 mm hoch; es enthält um die 100 zwittrige dottergelbe Röhrenblüten. Weil die Blüten verhältnismäßig flach sind, kommen viele Insekten an den Nektar, aber vorrangig wird Pollen angeboten. Die Samen werden ab August reif, aber Rainfarn vermehrt sich auch über Ausläufer.

Die ganze Pflanze enthält stark riechende ätherische Öle (besonders Campher, Borneol und Thujon) sowie Bitterstoffe. Manche mögen den Geruch – manche nicht. Weidevieh macht um Rainfarn einen großen Bogen.
Rainfarn wächst häufig und gesellig an Wegen, Dämmen und auf Schuttplätzen, auch an Ufern, denn er mag es nicht staubtrocken und auch nicht allzu mager. In voller Sonne stellt er seine Blätter fast akkurat senkrecht nach Süden. Dies ist eine Anpassung gegen Überwärmung und Austrocknung und macht den Rainfarn zu einer Kompaßpflanze.

In antiken Schriften wird der Rainfarn nicht erwähnt – aber im “Capitulare de villis” Karls des Großen. Innerlich wurde er angewendet bei Wurmerkrankungen, um die Schmarotzer zu vertreiben. Aber schon 1-3 Gramm Rainfarn wirken ziemlich giftig auch auf den Menschen, sodaß man heutzutage andere und verträglichere Mittel verwendet, die zudem noch besser wirken. Da man schon im Mittelalter die Giftwirkung des Rainfarns kannte, wurde die Einnahmemenge der Teeauszüge abgemessen: nur alle ein bis zwei Stunden sollte man einen Eßlöffel voll nehmen. Rainfarn zählte zu den neunerlei Himmelfahrtskräutern, die im Mittelalter jeder Hebamme bekannt waren. Er kann Krämpfe lösen – aber auch krampffördernd wirken. So diente er als bedrohliches Mittel in der Geburtshilfe, aber auch zu Abtreibungen.
Äußerlich sollte eine Waschung mit Abkochungen von Rainfarn gegen Läuse und Flöhe helfen. Da die in ihm enthaltenen Wirkstoffe Insekten vertreiben, hat man früher Rainfarn ausgestreut, um Ungeziefer fern zu halten. Getrocknet wird er mancherorts in der Imkerei als Rauchmittel gebraucht.
Breiige Zubereitungen als Auflagen wurden bei Quetschungen angewendet. Allerdings kann das Laub auch Hautreizungen auslösen.

Als Färbepflanze machen die Blütenköpfchen mit Alaun einen dunkelgelben Farbton, mit anderen Beizen einen dunkelgrünen.

Inzwischen gibt es auch Kultursorten vom Rainfarn zur Zierde für den Garten.

© Amhara zu Agorá

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