Die Königskerze

28. Juli 2013
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Heil- und Nutzpflanzen

Königskerze (aus 'Flora in Deutschland, Österreich und der Schweiz'; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Königskerze (aus ‘Flora in Deutschland, Österreich und der Schweiz’; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Die auffälligen Königskerzen kann man derzeit an Straßenrändern, Bahndämmen und an Feldrainen sehen. Zu den Königskerzen gehören ungefähr 300 Arten, die in Eurasien weit verbreitet sind. Viele von ihnen werden seit alters als Heilpflanzen verwendet. Schon der griechische Arzt Hippokrates empfiehlt sie für die Wundbehandlung. Königskerzen sind meist zweijährige Kräuter, manchmal auch ausdauernde Stauden, die an eher trockenen vollsonnigen Standorten gedeihen. Im ersten Jahr sieht man nur eine große Blattrosette auf dem Boden aufliegen, wobei die einzelnen Blätter bis 50 cm lang werden können. Im zweiten Jahr dann entwickelt die Pflanze einen imposanten Stengel, der manchmal bis 300 cm hoch werden kann. Die meist gelben duftenden Blüten stehen mehr oder weniger eng in einer Rispe oder Traube am Ende dieses Stengels. Sie blühen nacheinander auf und sind recht kurzlebig. Königskerzen bieten vor allem Pollen an und werden von Bienen, Schwebfliegen und anderen Hautflüglern aufgesucht. Ihre Samen sind staubfein und werden meist durch den Wind verbreitet.

Ich beschränke mich hier auf die auch arzneilich verwendeten Arten und übergehe die “lediglich” als schmückende Wildblumen bekannten Gewächse.

Die Schaben-Königskerze ist in Europa und Asien beheimatet, in Deutschland vor allem im Süden auf mageren sonnigen Standorten. Sie wird als gefährdet eingestuft, aber man kann Saatgut im Fachhandel erwerben und sich diese hübsche Pflanze in den Steingarten setzen. Ihren Namen hat diese eher kleine (bis 100 cm hoch werdende) Königskerze daher, daß sie als Mittel gegen Schadinsekten (Schaben oder auch Kakerlaken) gebraucht wurde.

Die Großblütige Königskerze kann in Einzelfällen in ihrem zweiten Jahr bis 300 cm hoch werden. Als Anpassung an die bevorzugten trockenen Standorte sind die oberirdischen Pflanzenteile dicht wollig behaart. Die bis 5 cm großen hell goldgelben Blüten blühen von Juni bis September von unten nach oben im Blütenstand auf. Die in den Blüten enthaltenen Saponine helfen bei trockenem Husten als schleimlösendes und Reiz milderndes Mittel. Die Wirkstoffe sind auch in den Blättern enthalten. Daher haben die Bauern früher, wenn das Vieh an Husten erkrankt war, die Blätter der “Wollblume” verfüttert. Hildegard von Bingen erwähnt ‘wullena’ als Mittel gegen ein “traurig Herz”.

Auch die Blüten der Kleinblütigen Königskerze dienen noch heutzutage als schleimlösendes Mittel bei Erkältungskrankheiten. Sie kann bis 200 cm hoch werden, ihre Blüten erreichen “nur” bis 30 mm Durchmesser. Den bestäubenden Insekten bietet sie reichlich Pollen an – keinen Nektar. Unter den vielen volkstümlichen Namen der Kleinblütigen Königskerze weisen “Wollkraut”, “Himmelsbrand” oder “Brennkraut”, die es ähnlich auch im Englischen gibt, auf einen weiteren Verwendungszweck hin: Die langen Stengel wurden früher in Pech oder Harz getaucht und als Fackeln gebraucht. Die filzig behaarten Blätter taugten dank der feinen Wolle als Zunder.

Die Empfehlung von Hippokrates, zur Wundbehandlung die Blätter von Königskerzen zu verwenden, ist sinnvoll: das in den Pflanzen enthaltene Aucubin wirkt keimtötend und entzündungshemmend. Für die innerliche Anwendung taugt es freilich nicht, da es durch die Verdauung aufgespalten und unwirksam gemacht wird. Wer also im Mittelalterlager eine Wunde zeit- und stilecht behandeln möchte, sollte einen Brei von Königskerzenblättern auflegen.

© Amhara zu Agorá

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