Burchard II., Herzog von Alemannien

7. Juli 2013
Von

Er ist der Sohn von Burchard I., der seiner Zeit der mächtigste Fürst in Alemannien war, aber ein glühender Gegner König Konrads I., und 911 nach einer tumultartigen Adelsversammlung entweder hingerichtet oder “versehentlich” erschlagen wurde – die Quellenlage ist nicht eindeutig. Daraufhin geht der 883 geborene Sohn mehr oder weniger freiwillig für wenige Jahre nach Italien. Auch er gehört zu den führenden Adligen im Südwesten des Ostfränkischen Reiches. Seine Frau Regelinda ist eine Tochter Eberhards I., der Graf im Zürichgau ist.

Schon 913 kehrt Burchard von seiner italienischen Verwandtschaft zurück und nimmt die Herrschaft und Besitztümer des Vaters an sich. Dies dürfte vor allem Raetien gewesen sein, ein alemannisches Siedlungsgebiet vom Bodensee bis an den Lech, wobei Burchard sicher auch den Aargau als sein Territorium betrachtet haben wird.
Im selben Jahr beteiligt er sich an der Seite der Herzöge Arnulf von Bayern und Erchanger von Alemannien an der Schlacht am Inn. Wieder einmal sind nomadische Magyaren weit nach Franken eingefallen. Man verfährt nach bewährtem Muster: läßt die Ungarn plündern und schneidet ihnen dann den Heimweg ab. Das bairisch-alemannische Aufgebot kann die Ungarn vernichtend schlagen.

Während Herzog Erchanger (zumindest zu dieser Zeit) loyal zum König steht, bezieht Burchard offen Opposition gegen Konrad I. Dessen Stammland Franken schließt direkt nördlich an Alemannien an. 915 besiegt er den König bei Wahlwies im Hegau, westlich der Königspfalz Bodman. Genau wie Erchanger sucht Burchard seinen Einfluß sowohl gegen den König wie gegen den Bischof von Konstanz zu behaupten. Nach der Hinrichtung Erchangers im Jahre 917 nimmt er folgerichtig alle Besitztümer des in Ungnade gefallenen Herzogs an sich und wird von einer Adelsversammlung als Herzog (dux) in ganz Alemannien (Schwaben) anerkannt. Zentrum des Dukats ist damals das Gebiet um den Bodensee, Burchards Stammland.

Im Jahre 919 bringt Rudolf II. von Hochburgund die karolingische Pfalz und Siedlung Zürich in seine Gewalt. Burchard kann ihn in der Schlacht bei Winterthur besiegen. Damit ist aber die Machtfrage zwischen beiden noch nicht endgültig geklärt.

Alamannien Hochburgund um 1000

Herzogtum Alemannien (nach: Allg. Hist. Handatlas; G. Droysen; 1886; Quelle: Marco Zanoli bei Wikipedia)

Burchard erkennt Heinrich von Sachsen als König an und bekommt von ihm den Dukat in Alemannien bestätigt. Anders als Konrad I. versucht Heinrich der Vogler nicht, die Herzöge in den Stammesgebieten zu ducken, sondern er bindet sie in seine Politik ein. So überläßt er dem Alemannen-Herzog sogar das in Schwaben belegene Fiskalgut und die Aufsicht über Bischofssitze und Reichsklöster. Damit hat der Herzog von eigenem Recht den Rang eines königlichen Pfalzgrafen, also den des Stellvertreters und Sachwalters. Diese politische Entscheidung bedeutet für Burchard einen enormen materiellen und politischen Machtgewinn.
Um im Südwesten Ruhe zu stiften, verheiratet Burchard seine Tochter Bertha im Jahre 922 mit König Rudolf II. von Hochburgund. Deren Tochter Adelheid wird später Königin von Italien und als Ehefrau Ottos I. des Großen Kaiserin sein. Eine weitere Tochter, Hicha, wird die Mutter Konrads des Roten, des Schwiegersohns Ottos des Großen, werden. Im selben Jahr tritt Burchard das Land westlich der Reuss und südlich des Rheins (also den Aargau) an Rudolf ab und macht dessen Bruder Ludwig zum Grafen im (alemannischen) Thurgau. 924 erhebt Burchard die Pfalz Zürich zur Münzstätte seines Herzogtums.

Rudolf II. von Hochburgund ist zu dieser Zeit bereits ein heißer Anwärter auf die langobardische Königskrone. Gegen Kaiser Berengar von Italien wird er von Adalbert von Ivrea auf den Thron gehoben und besiegt im Jahr darauf den Kaiser bei Fiorenzuola. Durch die familiäre Verbindung haben sowohl Rudolf wie Burchard einen Nutzen davon: die Alpenpässe gehen durch ihr Gebiet, was wirtschaftlich nur von Vorteil sein kann, und die Krone Italiens verspricht eine gute Ausgangsposition für das Rennen um die Macht – die Karolinger im Westfrankenreich sind schwache Herrscher geworden. Allerdings hat Rudolf in Hugo von der Provence einen starken Gegner – und in Italien keine ausreichende Unterstützung bei den Adligen.

Im Jahr 925 erobert Burchard im Einvernehmen mit König Heinrich das Elsaß und löst es so aus dem Westfränkischen Reich heraus. Das Herzogtum Alemannien entwickelt sich zu einer Drehscheibe der Macht zwischen West- und Ostfrankenreich sowie Richtung Italien.

Als Burchard seinem Schwiegersohn wegen einer Erhebung des lombardischen Adels zu Hilfe eilt, wird er von Truppen des Erzbischofs Lambert von Mailand bei Novara überfallen. Herzog Burchard II. fällt am 29.04.926. Von einer Grablege schweigen die Urkunden. Seine Witwe Regelinde geht eine zweite Ehe ein. Noch im selben Jahr heiratet sie den neu ernannten Herzog von Schwaben, Hermann von Lothringen, der ein Cousin des verstorbenen Königs Konrad I. ist.

© Amhara zu Agorá

Tags: , , , , , ,

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *