Linde

19. Mai 2013
Von

Heil- und Nutzpflanzen

Linden gehören zur Familie der Malvengewächse. Es sind laubabwerfende sommergrüne Bäume, die je nach Art 15 – 40 m hoch werden können. Der größte gemessene Stammdurchmesser liegt bei 1,80 m (Sommer-Linde) und das Höchstalter bei 1000 Jahren.

Sommerlinde

Sommerlinde (Tilia grandifolia)
Deutschland Flora in Abbildungen von Jacob Sturm und Johann Georg Sturm – von 1796
Quelle: www.BioLib.de

Linden sind in 20 – 45 Arten in gemäßigten und subtropischen Gebieten verbreitet; 15 Arten sind auf China beschränkt. In Mitteleuropa sind nur Sommer- und Winter-Linde ursprünglich beheimatet, andere Arten wurden später eingeführt. Es gibt auch Kreuzungen (Hybriden), die als Park- oder Alleebaum genutzt werden.

Lindenblätter sind schief herzförmig – an Unterschieden in der Größe und Behaarung lassen sich die Arten erkennen. Die Lindenblüten sind weiß bis gelblich, sie duften und bieten eine ausgezeichnete “Bienenweide”. Die Bestäubung erfolgt vorwiegend durch Insekten, aber auch der Wind hilft mit.

Linden vermehren sich durch Samen (“Lindennüßchen”), die durch den Wind verfrachtet werden, oder vegetativ durch Stockausschläge oder durch Wurzelbrut.

Die Sommer-Linde, auch Großblättrige Linde genannt, blüht früher als die Winter-Linde – daher der Name. Sie ist ein Baum der Mittelgebirgslagen. Sie ist schnellwüchsig, wird bis 40 m hoch und kann bei alten Exemplaren bis 1,80 m Stammdurchmesser erreichen. Selbst hohle Bäume können eine junge Krone entwickeln: der greise Stamm schickt Luftwurzeln ins Erdreich, die dann eine neue Krone nach oben treiben. Der Baum verjüngt sich quasi “von innen”. Die Blätter der Sommer-Linde sind behaart und werden bis 15 cm lang und breit. Junge Blätter, so lange sie weich sind, schmecken gut und können in Salate gemischt werden.

Winterlinde

Winterlinde (Tilia parvifolia)
Deutschland Flora in Abbildungen von Jacob Sturm und Johann Georg Sturm – von 1796
Quelle: www.BioLib.de

Die Winter-Linde wird bis 30 m hoch und ebenfalls bis 1000 Jahre alt. Auch sie ist ein Baum der Mittelgebirgslagen. Ihre Blätter werden etwa 6 cm lang und 5 cm breit; sie sind nicht oder kaum behaart. Winter-Linden blühen im Juni/Juli und können bis 60.000 Blüten pro Baum bringen. Der Zuckergehalt des Nektars kann mehr als 74% betragen, Honigerträge bis 2,5 kg pro Baum und Saison sind möglich.

Das Holz der Linde wurde und wird für Bildhauerei, zum Schnitzen und Drechseln verwendet. Berühmte Werke der Gotik von Tilmann Riemenschneider oder Veit Stoß sind aus Lindenholz gefertigt. Da so viele Heiligenfiguren aus Lindenholz sind, galt sie als “lignum sacrum” – “heiliges Holz”.

Noch heute verwendet man Lindenholz in vielfältiger Weise: für die Möbeltischlerei, für die Modellköpfe der Perückenknüpfer, für Gießereimodelle, Spielwaren, Küchengeräte und Holzpantoffeln, für Harfen, Klaviertasten, Zungenpfeifen von Orgeln, Zeichen- und Filterkohle. Früher nahm man Lindenkohle auch für Schwarzpulver und zur Zahnpflege.

Der Lindenbast wurde für Matten, Seile und Taschen verwendet. Die Wikinger takelten mit Lindenbast-Seilen ihre hochseetüchtigen Schiffe auf. Noch heute wird gebastelt.

Und die Blüten.. nun, Lindenblütentee kennt wohl jeder – beruhigend, schweißtreibend und den Hustenreiz lindernd ist er seit der Steinzeit im Gebrauch.

Oftmals bildete die Dorflinde den Mittelpunkt einer Siedlung. Hier traf man sich zur Unterhaltung, Brautschau oder auch zum Gericht. Unter der Linde wurden allerdings selten schwerste Straftaten verhandelt – für Todesurteile waren die Eichen zuständig.

Germanen und Slawen hielten die Linde heilig. Nach Kriegen oder Epidemien war es üblich, sogenannte “Friedenslinden” zu pflanzen.

Viele Stadtnamen gehen auf die Linde zurück, z.B. kommt der Name “Leipzig” von dem sorbischen “lipsk” und bedeutet “Lindenort”. Baum und Blatt sind Symbol des sorbischen Volkes.

Alte Linden, die als Solitär in der Feldflur oder im Wald stehen, kennzeichnen oftmals Wüstungen – hier war einmal ein Dorf oder ein Weiler…

Eine Besonderheit sind die “Tanzlinden”. Hier ist ein Tanzboden in die Krone einer älteren Linde eingebaut – oftmals über 50 m² groß!

© Amhara zu Agorá

Tags: ,

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *