Der Waldmeister

28. April 2013
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Heil- und Nutzpflanzen

Der Waldmeister ist eine recht unscheinbare Pflanze aus der Familie der Labkräuter. Meist gedeiht er in Laubwäldern in den gemäßigten Breiten Eurasiens und geht dabei bis in Höhen von etwa 1400 Metern. Seine bevorzugten Wälder sind Rotbuchen-Wälder, aber er findet sich auch in Eichen-Hainbuchenwäldern auf frischen, nährstoffreichen Böden mit hohem Lehmanteil.

Waldmeister

Waldmeister (Galium odoratum)
(Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885)
Quelle: www.BioLib.de

Waldmeister ist eine ausdauernde, krautige und wintergrüne Pflanze, die 5 bis 50 cm hoch wird und sich sowohl über Samen als auch über Wurzelausläufer vermehrt. Daher steht Waldmeister an geeigneten Standorten meist in größeren Gruppen zusammen. In mehreren Quirlen sitzen jeweils sechs bis acht schmale, satt grüne Blätter am Stengel. Die Pflanzen blühen je nach Wetter und Standort von April bis Juni mit einem endständigen, zierlichen, weißen Blütenstand. Sie werden vor allem von Bienen bestäubt. Die Früchte reifen von Juni bis September. Sie tragen hakige Borsten und haften so als Klettfrüchte an Fell, Gefieder und auch Kleidung. Einige Arten von Nachtschmetterlingen sind auf Labkräuter als alleinige Futterpflanze angewiesen.

Waldmeister ist eine Heil- und Würzpflanze. Sein bekanntester Wirkstoff ist das Cumarin. In der Pflanze kommt es nur gebunden als Glykosid vor. Erst welk und trocken duftet Waldmeister typisch, weil sich während der Trocknung der Zucker vom Cumarin abspaltet. Cumarin ist auch im Zimt enthalten.
Weil Cumarin in größeren Mengen giftig ist, wird seine Verwendung in Lebensmitteln durch Verordnungen geregelt und die Menge begrenzt – auf 2 mg Cumarin pro Kilogramm zubereitete Speise. Wir tun Waldmeister in Maibowle oder Berliner Weiße. Dazu müssen die Pflanzen vor der Blüte gepflückt werden. Das Welken geht schnell, und genau so schnell beginnt der Waldmeister zu duften. Pro Liter Bowle sollten drei Pflanzen reichen.
Für Süßspeisen (Maiblätter zum Beispiel) ist Cumarin wegen der Giftwirkung verboten, das Aroma ist also künstlich. Auch im Tabak, dem er früher durchaus zugesetzt wurde, hat Waldmeister in der Neuzeit nichts zu suchen.
Für die Parfümindustrie gelten diese Mengenbeschränkungen nicht.
In Duftkissen kann man den Waldmeister – zusammen mit Lavendel – als Mottenscheuche im Kleiderschrank verwenden.
Als Medikament wirkt Waldmeister gefäßerweiternd, entzündungshemmend, beruhigend und krampflösend. Dazu übergießt man die Pflanzen kurz mit heißem Wasser. Auch hier “macht die Dosis, ob ein Ding ein Gift sei” (Paracelsus): in geringen Mengen ist er gut gegen Kopfschmerzen – in zu großen Mengen verursacht er welche und kann auch zu Leberschäden führen.
In hohen Dosen ist Cumarin in Rattengift enthalten; es hemmt die Blutgerinnung und führt zum innerlichen Verbluten der Tiere.

© Amhara zu Agorá

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