Frühes Mittelalter – Der fränkische Panzerreiter – ein neuer Kriegertyp (1. Hälfte 8. Jahrhundert)

14. April 2013
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Ein neuer Kriegertyp tauchte unter den Karolingern auf: der gepanzerte, schwerbewaffnete Reiter. Im sich ständig vergrößernden Fränkischen Reich wurden die Räume militärischer Einsätze immer weiter. Das Pferd hatte den Vorteil, dass man schneller auf den Kriegsschauplätzen war als im Fußmarsch. Die Stärke und Geschwindigkeit des Pferdes ließ sich auch im Kampf nutzen. Ein Lanzenstoß, den ein Reiter tat, hatte viel mehr Durchschlagskraft (durch die Energie des Pferdes), als wenn der Stoß von einem Mann zu Fuß ausgeführt wurde. Vorausgesetzt natürlich, dass sich der Reiter auf dem Pferd hielt, das war aber seit der Einführung des Steigbügels nicht mehr so schwer.

Nicht jeder Reiter konnte sich die nötige Bewaffnung und Ausrüstung leisten, um voll einsetzbar zu sein. Außerdem musste sich der Reiter ständig in Übung halten. Es bedurfte also bestimmter sozialer Voraussetzungen, damit ein hochgerüsteter Kriegertyp entstehen konnte. Diese fanden sich im Lehenswesen, denn nur wer ausreichend Grundbesitz hatte, kam für ein Berufskriegertum in Frage.

Diese fränkischen Panzerreiter sollen schon die Schlacht von Tours und Poitiers gegen die Araber (732) entschieden haben. Die Anordnung von Pippin III. von 755, welche besagte, dass die jährliche Heeresversammlung nicht mehr im März, sondern im Mai abgehalten werden sollte, belegt die Bedeutung der Kriegsführung zu Pferde. Im Mai nämlich war genügend Weideplatz für die Pferde vorhanden. Außerdem wurde der Tribut, den die Sachsen zu leisten hatten, geändert. Seit 758 bestand dieser nicht mehr in Rindern, sondern in Pferden. Im selben Sinn sind Verordnungen von Karl dem Großen zu verstehen, die sich mit der Pferdezucht auf den Königsgütern beschäftigen.

Stuttgarter Psalter - Cod.bibl.fol.23 - fränkischer Panzerreiter

Stuttgarter Psalter – Cod.bibl.fol.23
Fränkischer Panzerreiter
Saint-Germain-des-Prés
[1. Hälfte 9. Jahrhundert]
Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart
Lizenz: Creative Commons Lizenz BY-NC-ND

Plünderungszüge und Überfälle

Ein Panzerreiter war mit Schwert, Lanze sowie Pfeil und Bogen ausgestattet. Geschützt hat er sich mit Schild und Helm und mit der Brünne, einem Panzerhemd aus Stoff oder Leder, auf welches Metall- oder Hornplatten in Schuppenform aufgenäht wurden. Sehr groß waren die Reiterheere wohl nicht, diese Reiterheere der Karolinger bestanden wohl aus Gruppen von einem Dutzend oder wenigen hundert Mann. Diese verstanden sich entsprechend der damaligen Kriegsführung hauptsächlich auf Plünderungszüge und Raubüberfälle. Dass dies aber auch schiefgehen konnte, zeigt sich in einem Bericht von der Schlacht am Süntel im Jahr 782: Ohne sich ein genaues Bild gemacht zu haben, stürmten die Franken los, “so schnell als jeden sein Roß tragen mochte”, und wurden von den Sachsen, die in der Schlachtreihe aufmarschiert waren, umringt und bis auf den letzten Mann niedergehauen.

Die Waffen

Waffen waren sehr teuer. Nach einer fränkischen Quelle von 794 nennt man als Preis für ein Schwert mit Scheide 7 Solidi, für einen Helm 6 Solidi, für eine Brünne 12 Solidi, für Lanze sowie einen Schild 6 Solidi. Zum Vergleich: eine Milchkuh z.B. war 1 – 3 Solidi wert. Die vollständige Ausrüstung eines Kriegers kostete also genau so viel wie eine Rinderherde von zwei Dutzend Tieren. Hergestellt wurden die Waffen von lokalen Handwerkern. Schmiede gehörten zur Belegschaft der Krondomänen, aber auch in den Klöstern wurden Waffen hergestellt. In manchen Gegenden nahm die Waffenproduktion schon fast den Charakter eines Gewerbes an. Die fränkischen Schwerter waren wichtige Exportartikel. So gelangten z.B. die Klingen eines Schmiedes namens Ulfberht bis nach Norwegen, Irland und Dalmatien.

© Haidt

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