Hypocras und Claret

7. April 2013
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Bei Hypocras handelt es sich um einen roten Gewürzwein, der mit Honig und später mit Zucker stark gesüßt wurde. Es wird vermutet, dass sich der Name des Weins von einem der berühmtesten Ärzte des Altertums, Hippocrates, ableiten lässt. Dieser soll diese Art der Bearbeitung von Wein und moderatem Weinkonsum gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben haben. Zu finden ist der Gewürzwein unter den unterschiedlichsten Schreibweisen: zum Beispiel Hipocras, Hippocrass, Hippocras, Ypocrasse, Ypocras, Hypocras, Hyppocras, Ipocras oder Ippocras

Gewürzweine sind allerdings keine Erfindung des Mittelalters. Bereits die Römer kannten diese. Die Aufzeichnungen von Plinius dem Älteren weisen drei Rezepte auf. Die Bezeichnung für diese Art von Weinen war Conditum Paradoxum.

Die heutigen Glühweine und Feuerzangenbowlen haben nicht mehr viel mit dem im Mittelalter konsumierten Hypocras gemein.

Herstellung und Verkostung von Hypocras im Mittelalter
Quelle: Wikipedia

Im Mittelalter wurde Hypocras meist von Königen und wohlhabenden Adligen genossen. Grund dafür, dass das einfach Volk nicht in den Genuss kam, waren die teuren Zutaten. Wie der Name Gewürzwein schon verrät, wurden viele, für die damalige Zeit teure, Gewürze für die Herstellung verwendet. Im Weintraktat von Arnaldus de Villanova (1235-1311 – bedeutender scholastischer Arzt, Chemiker, Pharmazeut, Tempelritter und Gelehrter) ist Hypocras als eine der ersten Erwähnungen zu finden. Die Herstellung wurde von den Apothekern vorgenommen. Diese hatten auch den Zugang zu den benötigten Gewürzen.

Die Rezepte für Hypocras sind sehr zahlreich. Oft wird auf den Klassiker von Guillaume Tirel (Teillevent/Schneidewind), dem Leibkoch von Karl V. verwiesen. Dieser soll Zimt, Gewürznelken und Orangenblüten verwendet haben. Daneben werden als typische Zutaten Ingwer, Galgant, Kardamom, Rosenwasser, Majoran, Muskatnuss und Pfeffer genannt. Bei dem im Mittelalter verwendeten Zucker handelt es sich um Rohrzucker (Melasse). Auch der Rohrzucker zählte zu den Gewürzen.

Guillaume Tirel

Grab Guillaume Tirels und seiner zwei Frauen
Quelle: Wikipedia)

Zur Herstellung werden die Gewürze fein gemahlen und vermengt. In einer Schüssel werden der Wein und die übrigen Zutaten vermischt und ein paar Stunden ziehen gelassen. Vor dem Genuss wird die Flüssigkeit mehrere Male durch ein mehrlagiges Leintuch gefiltert. Das Resultat sollte absolut klar sein.

Ein mittelalterliches Rezept aus dem Menagier de Paris von 1393 ist auf der Seite von dasmittealterkochbuch.de zu finden.

Weitere Rezepte aus unterschiedlichen Zeiten sind in dem Blog hyppocras.blogspot.de beschrieben.

Der Name Claret (Clairet, Lutertranc, Luttertrunk ) wird von „geklärter Wein“ abgeleitet. Schon Hildegard von Bingen soll Lutertranc beschrieben haben. Auch hier lässt man den mit Gewürzen angesetzten und aufgesiedeten Wein durch ein Leintuch laufen. Als typische Gewürze werden hier Honig, Zucker, Safran, Nelken und Muskat genannt. Die Herstellung erfolgte auch hier aus Rotwein. Wobei hier sich die Geister scheiden. Einige sind der Ansicht, dass Claret unter Verwendung von Weißwein hergestellt wurde.

 

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