Kaiser Ludwig III. Bosonides, genannt “der Blinde”

31. März 2013
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Ludwig wird um 881 als Sohn eines italienisch-lothringischen Grafen, des Boso von Vienne, und einer Kaisertochter (Ermengarde) geboren. Über die Mutter ist Ludwig ein Karolinger. Zum Zeitpunkt seiner Geburt hatte sich Boso allerdings bereits zum König von Burgund und der Provence proklamieren lassen. Der westfränkische karolingische König Ludwig der Stammler hat dies nicht verhindern können. Das neu gegründete Königreich umfaßt das Gebiet östlich der Rhône südlich des Genfer Sees bis zum Mittelmeer. Als Morgengabe hatte Ermengarde, Tochter Kaiser Ludwigs II., reichen Besitz in Oberitalien mit in die Ehe gebracht. Ludwig soll Erbe des Großvaters werden.

Burgund im 9. und 10. Jahrhundert

Titel: Karte Hoch und Niederburgund
Beschreibung: Burgund im 9. und 10. Jahrhundert. Im historischen Königreich Burgund entstehen die Königreiche Hoch- und Niederburgund sowie das noch persönliche Herzogtum des Richard Justiciarius im westfränkischen Teil Burgunds.
Foto: Marco Zanoli (Sidonius)
Original-Datei: Karte Hoch und Niederburgund
Lizenz: creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en
(Quelle: Wikipedia)

Der Vater stirbt 887 und Ludwig ist das jüngste Kind. Im selben Frühjahr zieht die Regentin Ermengarde mit dem unmündigen Erben nach Kirchen (bei Lörrach), um Kaiser Karl III. Gefolgschaft zu schwören. Dieser hat seinen einzigen Sohn – wiewohl von einer Konkubine – und Erben verloren und adoptiert daher den Buben, bestätigt ihm seinen Rang als König und gibt ihm das Königreich Burgund, auch Arelat genannt, zu Lehen.

Im Jahre 888 gründen Sarazenen das berüchtigte Seeräubernest Fraxinetum bei Frejus, von wo aus sie 90 Jahre lang die Küste terrorisieren. Diesen Verlust an der Küste des burgundischen Königreiches kann Ermengarde nicht verhindern. 889 trennt Graf Rudolf, ein Welfe, den nördlichen Teil von Burgund als selbständiges Königreich Hoch-Burgund ab. Damit sind Konflikte wegen gleichgerichteter Interessen unausweichlich. 890 ist Arnulf von Kärnten König des Ostfränkischen Reiches und bestätigt Ludwig als (Lehns-)König von Burgund. Er fördert Ludwig gegen Rudolf von Hoch-Burgund, der dem Nachfolger Kaiser Karls III. zu stark zu werden droht. Kaiser Arnulf stirbt 899 in Regensburg und der Kaiserthron ist vakant.

Was an der Küste die Sarazenen, sind in Norditalien die Ungarn. Seit 899 fallen sie regelmäßig zu Raubzügen in Österreich, Bayern, Italien und Frankreich ein. Sie fügen Berengar von Friaul an der Brenta eine empfindliche Niederlage zu. Berengar ist ein Enkel Kaiser Ludwigs des Frommen – auch er Karolinger über die Mutter. Im Herbst 900 zieht Ludwig auf Einladung der italienischen Großen, die mit Berengar wegen der Niederlage unzufrieden sind, nach Italien, und wird in Pavia zum König von Italien gekrönt. Am 06.02.901 krönt ihn der Papst in Rom zum Kaiser. Bis 902 kann Ludwig sich in Italien sicher fühlen – dann ist es Berengar gelungen, genug Unterstützung zu sammeln, um Ludwig zu verdrängen. Dieser wagt keine offene Schlacht, sondern zieht kampflos gegen das Versprechen ab, nie wieder nach Italien zurückzukehren.

Kaiser Berengar I.

Kaiser Berengar I. dargestellt im Chronicon Casauriense des Johannes Berardi, spätes 12. Jahrhundert.
Quelle: Wikipedia

Doch 905 kommt er wieder, erneut gerufen von “den Großen des Landes”, die mit Berengar ein weiteres Mal hoch unzufrieden sind. Ludwig kann diesmal sogar Verona, das Machtzentrum der Lombardei, einnehmen. Da er sich sicher fühlt, entläßt er den Großteil seiner Verbündeten und wird daraufhin von Berengar überrumpelt. “Bei Nacht” sei dieser in die Stadt eingelassen worden, Ludwig gerät in Gefangenschaft und Berengar von Friaul läßt ihn blenden. Als Begründung für diese im Mittelalter durchaus übliche Grausamkeit führt Berengar den “Eidbruch” Ludwigs an. Damit macht ihn der Gegner regierungsunfähig und vertreibt ihn endgültig aus Italien. Sein Regent für Niederburgund wird Graf Hugo von Arles, der ihm nach seinem Tode 928 auch auf den Thron folgt.

Ludwig war zwei Mal verheiratet. Um 900 heiratet er Anna von Byzanz, eine uneheliche Tochter Kaiser Leos VI. von Byzanz. Diese illegitime Abkunft war ein schwerer Makel für die Kinder aus dieser Verbindung und mit ein Grund, warum sein Sohn Karl Konstantin nicht Nachfolger auf dem Thron von Arles wurde. Immerhin wurde er noch unter seinem Vater Graf von Vienne. Nachdem Anna gestorben ist, heiratet der Blinde 914 mit Adelheid von Burgund eine Tochter König Rudolfs I. von Hoch-Burgund. Dessen Königreich umfaßt auch nördliche Teile des von Boso gegründeten Königreiches, dazu aber auch Zürich, das Gebiet bis Luxeuil, Aosta und das Wallis. Aus dieser Ehe stammt ein Sohn Rudolf, der aber als Jugendlicher gestorben zu sein scheint.

Kaiser Ludwig III. der Blinde stirbt am 05.06.928 in Vienne und wird in Arles in der Kathedrale St. Trophime beigesetzt. Sein Grab ist verschollen.

© Amhara zu Agorá

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