Sein Geburtsdatum ist nicht bekannt, wird in der Literatur aber etwa im Jahre 885 angesetzt – da ist sein Vater Liutpold Markgraf von Baiern, später von Karantanien und Oberpannonien. Liutpold wird von Kaiser Arnulf und später von Ludwig dem Kind als “Blutsverwandter” bezeichnet – vermutlich wird diese Nähe durch Kaiser Arnulfs Mutter Liutswind vermittelt. Jedenfalls ist der “liebwerte Verwandte” nach dem Tode Kaiser Arnulfs ab 900 einer der wenigen Fürsten neben den Bischöfen, die den Regentschaftsrat für den erst siebenjährigen Ludwig das Kind bilden. Seit 903 nennt er sich zudem Herzog der Böhmen.
Arnulfs Mutter Kunigunde von Schwaben ist eine Tochter des Pfalzgrafen Berchthold und Schwester der “Königsboten” Erchanger und Berchthold. Kunigundes Tante Richardis ist die Ehefrau Kaiser Karls III. Die familiäre Nähe zu den späten Karolingern drückt sich in der Namenswahl für den Stammhalter aus; er wird nicht nach Vater oder Großvater benannt, sondern nach dem König und späteren Kaiser Arnulf von Kärnten. Dieser hatte noch ungarische Reiterkrieger als Unterstützung im Kampf gegen das Großmährische Reich angeworben – doch deren Elite sucht nun zunehmend Einnahmen durch Raubzüge in den Westen.
Die Erfolge 900 und 901 gegen die beutebeladenen Reiterkrieger haben Liutpold dazu veranlaßt, im Jahre 907 eine große Streitmacht in der neu erbauten Ennsburg zusammenzuziehen. Den Magyaren aber ist es anscheinend gelungen, den bairischen Heerbann einzukesseln. Liutpold wird am 04.07. bei Preßburg vernichtend von den Magyaren unter Großfürst Árpád geschlagen; mit ihm fallen Erzbischof Thietmar von Salzburg (nominell Erzkanzler des Ostfränkischen Reiches), Bischof Udo von Freising, Bischof Zacharias von Säben-Brixen sowie 19 Grafen und der Großteil des Heeresaufgebotes. Das später “Bairisches Ostland” genannte Gebiet entgleitet dadurch wieder der Kontrolle durch das Ostfränkische Reich, und das Reich selbst steht den Raubzügen der Magyaren weit offen, da die bairische Kriegerelite gefallen ist. Zudem ist der Regentschaftsrat des jungen Königs Ludwig das Kind durch den Blutzoll seiner ihm verbundenen bairischen Edlen ernsthaft geschwächt.
Arnulf tritt die Nachfolge seines Vaters mit Zustimmung der bairischen Adligen also in einer chaotischen Situation an. Anfangs Graf, profiliert er sich als Heerführer. In den ersten Jahren (907 – 914) konfisziert Arnulf in großem Maße Kirchen- und Klostergut, um seine Gefolgsleute, zu denen auch Bischöfe gehören, mit Gütern und Lebensgrundlage ausstatten zu können. Das entspricht seinen Pflichten, trägt ihm aber in der von Mönchen dominierten Geschichtsschreibung den Beinamen “der Böse” ein. Allerdings sind diese Klöster aus verschiedenen Gründen, und nicht der geringste sind die Raubzüge der Magyaren, im Niedergang begriffen. So hat z.B. das Kloster Tegernsee damals weniger als 10 Mönche – aber mehr als 11.000 Bauernhöfe. Nach der “Entfremdung” verbleiben für etwa zwei Mönche immerhin noch 114 Bauernhöfe für den Unterhalt.
Schon am 11.08.909 kann er an der Rott einen Sieg gegen die Plünderer erringen – tatsächlich wird es beutebeladener Troß der Magyaren gewesen sein, Nadelstiche, nicht mehr. Gleiches gelingt ihm im Hochsommer 910 bei Neuching, nachdem die Magyaren am 22. Juni das Reichsheer unter Ludwig dem Kind bei Augsburg vernichtend geschlagen hatten. Aller guten Dinge sind drei: Arnulf schlägt im Bunde mit seinen Onkeln Erchanger und Berthold sowie dem Grafen Udalrich die aus Alemannien heimwärts ziehenden Magyaren 913 am Inn. Das muß ein eindrucksvoller Sieg gewesen sein, in dessen Folge die bairischen Edlen ihren erfolgreichen Heerführer zum Herzog erheben.
Er beteiligt sich an der Wahl Konrads von Franken zum ‘deutschen’ König im November 911 in Forchheim, ohne einen eigenen Anspruch auf den Thron wegen seiner Verwandschaft zu Ludwig dem Kind zu erheben. Sein Einvernehmen mit Konrad ist aber nicht groß genug, ihn an der Parteinahme für seinen Onkel Erchanger in Alemannien zu hindern. Um diesen Zwist beizulegen, heiratet König Konrad I. im Jahre 913 die Mutter des bairischen Herzogs und Schwester der alemannischen Gaugrafen Erchanger und Berthold. Die neu geknüpften Familienbande hindern Konrad nicht daran, 914 in Baiern einzufallen; Arnulf flieht mit Gattin und Kindern nach Pannonien. Dort kann er einen Vertrag aushandeln, der für Baiern bis 927 Schutz vor Beutezügen bietet. Dafür ziehen die Magyaren in den folgenden knapp fünfzig Jahren nach Alemannien, Thüringen und Sachsen, bis ins Elsaß und nach Italien. Vielleicht ist es diese überraschende Nähe zu den Feinden – jedenfalls soll er in einer ersten Ehe mit Agnes, der Tochter eines ungarischen Fürsten, verheiratet gewesen sein….
916 kehrt Arnulf zurück und läßt seine ersten Münzen prägen. Das gehört sich nicht – das Münzrecht steht allein dem König zu! An der Synode von Hohenaltheim nimmt Arnulf nicht teil, vor der er sich wegen seiner Unbotmäßigkeit dem König gegenüber verantworten soll. Die sächsischen Bischöfe sind übrigens auch nicht anwesend. Dafür sind die bairischen Bischöfe da, die anscheinend dafür sorgen, daß der bairische Emporkömmling nicht, wie die Alemannen Erchanger und Berchthold, kurzerhand zu Klosterhaft verurteilt wird, sondern sich auf einer kurzfristig anberaumten Synode verantworten kann. Diese für den Oktober des gleichen Jahres angesetzte Synode in Regensburg hat aber anscheinend nicht stattgefunden, denn Arnulf wird in seiner Residenz belagert. Regensburg wird erobert und in Brand gesteckt. Arnulf flieht erneut und statt seiner setzt Konrad I. seinen Bruder Eberhard von Franken als Statthalter ein.
917 verdrängt Arnulf den Konkurrenten und erobert Regensburg zurück. Konrad I. trägt bei seinem letzten Versuch, die Verhältnisse in Baiern in seinem Sinne durch Heeresmacht zu regeln, eine letztlich tödliche Verwundung davon und stirbt am 23.12.918.
An der Königswahl Heinrichs von Sachsen zum König beteiligt sich Arnulf nicht. Sie findet im Mai 919 in der Königspfalz Fritzlar statt. Vielmehr läßt sich Arnulf zum “König in Baiern” ausrufen. Wechselhafte Kämpfe von 919 – 921 zwischen Heinrich I. und Arnulf bringen keine militärische Entscheidung – das Reichsheer und das bairische Aufgebot sind gleich stark. So schließen die beiden Herrscher einen Kompromiß; Arnulf erkennt die Oberhoheit Heinrichs an und dieser beläßt ihm sein “regnum bavariae” und akzeptiert die eigenständige Herrschaft des bairischen Herzogs. Die Beziehung wird im Vertrag von Regensburg (921) geregelt. Arnulf darf die dem Grunde nach königlichen Rechte zur Ernennung von Bischöfen, zur Einberufung von Synoden, zur Münze und zum Zoll ausüben.
922 zieht Arnulf gegen die Böhmen, womit er an die Befugnisse seines Vaters anknüpft. Dieser Versuch, eine von König Heinrich I. unabhängige Außenpolitik zu betreiben, ist allerdings wenig erfolgreich. Im Jahr darauf ist der Erzbischöfliche Stuhl von Salzburg mit Odalbert (II.) anscheinend ohne Beteiligung von Herzog Arnulf neu besetzt worden. Dieser aus dem bairischen Hochadel stammende geistliche Fürst war verheiratet und Vater von sechs bis sieben Kindern. Aber nach seiner Wahl hat er sich von seiner Ehefrau Rihni getrennt und sie mit Kirchengut ausgesprochen großzügig versorgt. Die ‘nobilissima domina’ Rihni gibt im Tausch für das Kloster Gars nebst allem Besitz und Einkünften aus 17 Orten und einem Drittel Kirchenzehnt lediglich ihren Besitz zu Seeon. Der für den Erzbischof äußerst ungünstige Vertrag kommt ‘auf Bitten und Befehl’ Herzog Arnulfs im Jahre 924 zustande und wird 927 für den Erzbischof etwas erträglicher modifiziert.
926 verwüsten die Magyaren Baiern erneut und Arnulf ist gezwungen, den Schutzvertrag mit ihnen zu erneuern und zur Abwehr zukünftiger Plünderungen Tribut zu zahlen.
Im Spätsommer/ Herbst des Jahres 928 nimmt er an den Hoftagen zu Ingelheim und Mainz teil. In mehreren königlichen Urkunden tritt er als Intervenient auf, was für ein gutes Verhältnis zwischen den beiden Regenten spricht.
929 zieht er mit König Heinrich I. gegen Böhmen, das wieder tributpflichtig gemacht wird. Im Jahre 933 stellt er Heinrich I. ein bairisches Kontingent zur “Ungarnabwehr” bei der Schlacht von Riade, die für den deutschen Heerbann siegreich ausgeht. Anscheinend haben die kleineren Heerzüge Heinrichs I. und Arnulfs in den Jahren zuvor auch dazu gedient, eine gute Taktik gegen die leichte Reiterei der Magyaren zu entwickeln und zu erproben.
Arnulf könnte mehrmals verheiratet gesen sein, sicher überliefert ist aber nur eine Ehefrau – und auch von dieser muß man wichtige Informationen indirekt ermitteln. Die Namen der Kinder lassen auf eine Judith von Friaul schließen, eine Großnichte Kaiser Berengars I. von Italien.
Arnulf versucht Ende 933 auf 934, für seinen Sohn Eberhard die Herrschaft über Norditalien (“Langobardenkrone”) zu erlangen. Das Angebot des lombardischen Hochadels an Arnulf zur Übernahme der Krone beruht auf dynastischen “Ansprüchen”, da seine Kinder über ihre Mutter eine Abkunft von den Karolingern nachweisen können. Gegen Hugo von Arles, der sich ebenfalls karolingischer Abkunft rühmen kann, kann sich Arnulf allerdings militärisch-politisch nicht durchsetzen. Bei Bussolengo erleidet er eine Niederlage. Daraufhin bestimmt er am 22.07.935 – unabahängig von König Heinrich I. – in Reichenhall seinen Ältesten zum Nachfolger in Baiern und läßt ihm dort durch den bairischen Adel die Gefolgschaft schwören.
Im Jahre 936 heiratet Heinrich von Sachsen, der jüngere Sohn König Heinrichs I., Arnulfs Tochter Judith.
Am 07.08.936, wenige Monate vor seinem Tode, bekleidet Arnulf während der Krönungszeremonien für Otto I. das Amt des Marschalls. Er stirbt am 14.07.937 zu Regensburg und wird in St. Emmeram beigesetzt.
Otto der Große beläßt den Herzögen nicht mehr die unter seinen Vorgängern erworbenen und behaupteten Freiheiten. Die Söhne Arnulfs müssen sich ducken oder in die Verbannung gehen.
© Amhara zu Agorá
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