Die Frauenbilder im Mittelalter – Amalaswintha – starke Königin des Frühmittelalters

3. Februar 2013
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Wenn wir an mächtige und selbstbewusste Königinnen denken, fallen uns Kleopatra und Hatschepsut im antiken Ägypten oder Elisabeth I. von England, die im 16. Jh. die spanische Armada versenken ließ, ein. Aber Königinnen des Mittelalters?

Amalaswintha

Amalaswintha
Holzschnitt aus der Schedel’schen Weltchronik, 1493
(Quelle: Wikipedia)

Wir erinnern uns eher an Frauen, deren erste Aufgabe es war, Thronfolger zu gebären oder die durch ihre Geduld und Mildtätigkeit bekannt wurden. Aber starke Frauen, die nicht nur Mitregentinnen ihres Mannes oder Vormund ihres noch unmündigen Sohnes und Thronfolgers waren, gab es die?
Hat jemand schon einmal den Namen „Amalaswintha“ gehört? – Nein? Ich bis vor Kurzem auch nicht. Schon die zeitgenössischen, überwiegend männlichen Autoren beschäftigten sich vor allem mit ihren Geschlechtsgenossen. Sie schrieben über ihre sagenhafte Herkunft und ihre zahlreichen Eroberungen wie bei Chlodwig oder das politische Geschick und Tapferkeit wie die von dessen Großvater Karl Martell.

 Amalaswintha wurde als Tochter des Ostgotenkönigs und Reichsgründers Theoderich I. um 495/496 geboren. Ihre Mutter war die Schwester des merowingischen Königs Chlodwigs I.  Sie hieß Audofleda. Amalaswintha war das einzige legitime Kind des Ostgotenkönigs. Angesichts der machthungrigen Merowinger, der Römer und des eigenen Adels versuchte der Vater, die Stellung der Tochter als seiner Nachfolgerin zu stützen, in dem er sie mit Eutharich im Jahre 515, einem jungen Mann aus einer vornehmen, christlichen Familie aus Byzanz, verheiratete.

 Er bat den oströmischen Kaiser, seinen Schwiegersohn als „Waffensohn“ zu adoptieren. Er schützte so seine Tochter und sein Reich vor den Expansionsgelüsten seines Schwagers Chlodwig, der sich die Ostgoten mit in sein Reich einverleibt hätte, wenn er nur gekonnt hätte. Chlodwig konnte die Ostgoten nicht mit dem Schwert „christianisieren“ – sie waren keine Heiden und zählten sich zur alten oströmischen Kirche, die älter war als das Papsttum. Es konnte auch nicht behauptet werden, dass Theoderich keinen Nachfolger nach seinem Tod hinterlassen würde. Wer sich nach seinem Tod mit Amalaswintha und ihrem Mann Eutharich einlassen würde, hätte sich gleich mit dem oströmischen Kaiser und seinen Truppen angelegt. Der ungestüme Cholwig war dann doch klug genug, um die Finger von einer solchen Unternehmung zu lassen.

 Doch 523 starb Eutharich und Theoderich lebte nur noch drei Jahre länger. Amalaswintha trat ein schweres Erbe an. Die etwa 30-jährige Königin übernahm zunächst die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Athalarich. Die letzten Regierungsjahre ihres Vater waren überschattet von Parteienkämpfe des Adels zwischen germanischen und pro-oströmischen Gruppierungen. Zwei Senatoren wurden zu Theoderichs Zeiten wegen Hochverrats angeklagt und hingerichtet. Das Vermögen ihrer Familien wurde konfisziert. Damit hatte der König die römische Seite gegen sich aufgebracht. Seine Tochter bemühte sich, beide Parteien wieder mit einander zu versöhnen, und schaffte es, nach dem Tod des Vaters den Frieden wieder herzustellen, indem sie das Vermögen den Familien zurückgab. Sie gab den Westgoten auch ihre Eigenständigkeit wieder, die ihr Vater noch unterworfen hatte.

 Nach dem griechischen Geschichtsschreiber Prokop kam es zu erneuten Streitigkeiten. Man warf der Königin vor, ihren Sohn ungotisch zu erziehen. Ihre Erziehungsmaßnahmen und die Lerninhalte seien zu römisch. Der nunmehr 18-jährige Athalarich starb im Oktober 534. Die jetzt allein regierende Amalaswintha bezog ihren Vetter Theodahad mit in die Regierungsgeschäfte ein. Der alte König, ihr Vater, hatte seinen Neffen für charakterlos gehalten. Er erhielt die Stellung des Heerführers der Ostgoten. Doch diese Stellung genügte ihm nicht. Er ließ Amalaswintha aus Ravenna entführen. 535 wurde sie auf der Insel Martana auf dem Bolsenasee ermordet. Niemand weiß, wo ihr Grab sich befindet. Der Bolsenasee befindet sich in Mittelitalien, 90 km nördlich von Rom. Nur der Name eines Campingplatz am See erinnert noch an sie.

 © Thalassa von Kerygma

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2 Responses to Die Frauenbilder im Mittelalter – Amalaswintha – starke Königin des Frühmittelalters

  1. Amhara zu Agora
    4. August 2014 at 13:53

    Hallo Margot, da Thalassa gesundheitlich angeschlagen ist, bin ich gebeten worden zu antworten.
    Die Goten – sowohl die West- wie die Ostgoten – hatten mehrere Könige mit dem Namen Theoderich (später wurde in unserer Gegend “Dietrich” daraus). Thalassa hat über die Tochter Theoderichs des Großen, der König der Ostgoten in Ravenna (Italien)gewesen ist, geschrieben. Du beziehst Dich mit Deiner Frage vermutlich auf Theoderich I., König der Westgoten in Toulouse, von dem tatsächlich neben etlichen Söhnen auch zwei Töchter überliefert sind. Der Westgotenkönig ist mit Amalaswintha aber nicht verwandt und überdies eine Generation älter.
    Viele Grüße, Amhara zu Agorá

  2. Margot Bayraktar
    21. Juli 2014 at 16:13

    Hatte Theoderich nicht zwei Töchter!?

    MfG Margot

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