Petrus Valdes

1. April 2012
Von
Waldenser Wappen

Das Wappen der Waldenser: Leuchter mit Umschrift Lux lucet in tenebris „Das Licht leuchtet in der Finsternis“ – Quelle: Wikipedia

Petrus Valdes, auch “Waldus” oder latinisiert “Valdesius” genannt, ist ungefähr in der Mitte des 12. Jahrhunderts in Lyon geboren worden und war ein reicher Kaufmann .
Er begründete als Wanderprediger eine Glaubensgemeinschaft, die später nach ihm als “Waldenser” bezeichnet wurde. Sie ist eine der bedeutendsten mittelalterlichen Laienbewegungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche, die zeitweilig der Häresie bezichtigt und durch die Inquisition verfolgt wurde.

Der Vorname “Petrus” ist in zeitgeschichtlichen Quellen nicht überliefert. Er wurde dem Gründervater später von seinen Anhängern beigelegt, um seine Bedeutung schon im Namen kenntlich zu machen, da Simon “Petrus” als erster römischer Papst gilt.

Valdes widmete sich als reicher Bürger Lyons dem Bibelstudium. Um 1170 beauftragte er den Priester Stephan von Anse, die lateinische Bibel in den örtlichen okzitanischen Dialekt zu übersetzen, damit die Bibel auch vom einfachen Volk verstanden werden konnte. Er selbst konnte wohl lesen und schreiben, verstand aber vermutlich kein Latein. Die von Valdes finanzierte Übersetzung und ihre Abschriften sind wahrscheinlich sämtlich verschollen.

1176/77 herrschte eine Hungersnot und verschiedene Ereignisse in dieser Zeit führten bei Valdes zu einem Läuterungserlebnis. Seiner Gemahlin gab er einen Großteil seines Vermögens – um sie anschließend, wohl versorgt, zu verlassen. Seine Töchter soll er dem Kloster von Fontévrault anvertraut haben. Valdes organisierte während der Hungersnot öffentliche Armenspeisungen im Gebiet von Lyon, las aus der Bibel vor und predigte in der Landessprache. Bald scharten sich Anhänger um ihn, die so wie er leben wollten, nämlich dem Ideal eines apostelgleichen Lebens folgen, weswegen die sich entwickelnde Bewegung in späteren Jahren “Arme von Lyon” genannt wurde.

Valdes und seine Anhänger haben den Auftrag Christi an seine Apostel: “Verkündet das Evangelium allen Geschöpfen” auf sich bezogen. Die römisch-katholische Kirche freilich meint (noch heute), daß lediglich der Klerus predigen dürfe, schließlich hatte Christus auch gesagt: “Du bist Petrus – und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.” Die Laienbewegung drohte, sämtliche kirchlichen Institutionen in Frage zu stellen.

Valdes erkannte das Problem und wandte sich 1179 während des 3. Laterankonzils an Papst Alexander III., um eine offizielle päpstliche Predigterlaubbnis zu erhalten. Die vorsprechenden “Armen von Lyon” wurden unter großem Gelächter von der Geistlichkeit verhöhnt. Dennoch billigte der Papst die Lebensweise der “Armen” und erteilte die Predigterlaubnis – allerdings mit der Einschränkung, daß der jeweils zuständige Bischof der Laienpredigt zustimmen müsse.

Von anderen zeitgleichen armutsbewegten und kirchenkritischen Gruppierungen, wie zum Beispiel den Katharern, versuchten die “Armen”, sich sorgfältig abzugrenzen. Doch schon wenige Jahre nach dem 3. Laterankonzil, als es in Lyon einen neuen Erzbischof gab, entzog dieser “Petrus” Valdes die Predigterlaubnis. Vielleicht hatte er sich daran gestört, daß auch Frauen predigten. Allerdings scherte sich Valdes nicht um das Verbot, denn “man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen” (Apostelgeschichte 5,29).

1182/83 wurde Valdes vom Erzbischof exkommuniziert und mitsamt seinen Anhängern aus Lyon vertrieben. Bald legte auch die Kurie nach – Papst Lucius III. listete die Waldenser als Häretiker unter anderen auf und bedrohte sie mit schweren Strafen. Nach ihrer Vertreibung gingen die “Armen” nach Südfrankreich und Norditalien sowie in die heutigen Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern.

Petrus Valdes starb zwischen 1207 und 1218. Über seine letzten Lebensjahre ist nichts bekannt. Zu seiner Zeit lehnten die “Armen” die Lehre vom Fegefeuer und den Ablaß ab, ebenso die Heiligenverehrung, sie verneinten Kirchensatzungen, weltliche Gerichtsbarkeit (besonders die Todesstrafe) und den Eid.

Obwohl durch die Inquisition immer wieder aufgerieben oder verjagt, hat die vorreformatorische Kirche der Waldenser – Luthers Thesenanschlag war erst 1517! – bis heute überlebt. Geographisches Zentrum sind nach wie vor die Waldenser Täler in den Cottischen Alpen westlich von Turin. In Deutschland sind die Waldenser weitgehend in den Evangelischen Landeskirchen aufgegangen. In Italien bilden sie seit 1979 mit den Methodisten eine gemeinsame Kirche, die Chiesa Evangelica Valdese.

© Amhara zu Agorá

Tags: ,

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *