Der Kalender im Mittelalter

30. Dezember 2012
Von

Ein neues Kalenderjahr beginnt; wir schreiben das Jahr 2012 post Christum natum, besser bekannt als ‘anno domini’. So hätte man sich im Mittelalter ausgedrückt. Der Kalender, den wir als Werbegeschenk beim Bäcker und in der Apotheke erhalten, sodass wir am Neujahrstag nicht wissen, wohin damit, war im frühen Mittelalter eine Sache der Gebildeten, der Geistlichen und Chronisten, die die staatstragenden Dokumente verwalteten oder die Kirchenbücher führten, was in den meisten Fällen auf das Selbe herauskam.

Daher haben sich die lateinischen Namen der Monate und Wochentage, die aus der Antike stammen, durchgesetzt. Grundlage dafür ist der Julianische Kalender, der durch Gaius Julius Caesar eingeführt wurde. Schon vor Caesar verwendete man in Rom einen in 12 Abschnitte (mensis) eingeteilten Mondkalender. Einen regelmäßigen Schaltzyklus, wie wir ihn kennen, führte erst Caesar ein, nachdem er in Ägypten den Astronom Sosigenes kennengelernt hatte. Durch die Fachleute für den ägyptischen Kalender entstand die neue Kalenderform des Julianischen Kalenders. Im alten römischen Kalender traten Unregelmäßigkeiten auf. Das Jahr hatte nur 355 Tage. Um vom altrömischen auf den julianischen Kalender umzustellen, ergab sich ein Umstellungsproblem: Das “verworrene Jahr”, nach römischer Zählung 708 Jahre “ab urbe condita” (nach der Gründung Roms) wurde auf 445 Tage verlängert und begann am 14. Oktober 47 v. Chr. Im alten römischen Kalender wurde in den Schaltjahren der Februar zunächst auf 23 Tage verkürzt und der Schaltmonat “Mensis intercalaris” eingefügt, der ergänzend auch die heraus gekürzten Tage des Februar beinhaltete. Unter Caesars Nachfolger Augustus gab es noch verschiedene Änderungen der Kalenderberechnung. Ginge ich aber auch noch darauf ein, wären wir immer noch nicht beim Thema: Kalender des Mittelalters.

Petrus Astronomus Astronomische-Uhr aus der Kathedrale in Uppsala (Schweden)

Petrus Astronomus Astronomische-Uhr aus der Kathedrale in Uppsala (Schweden)
Quelle: Wikipedia

Die geographische und politische Ausdehnung des Römischen Reiches brachte die weite Verbreitung dieses Kalendariums mit sich. Durch das Bildungssystem der Klöster wurde es auf das Frankenreich übertragen. Wie schwierig die Einführung eines allgemeingültigen Kalenders war, zeigt sich an den unterschiedlichen Terminen des Jahresanfangs. Er war in Ägypten am 29. August, in Konstantinopel und später auch in Russland am 1. September, im westlichen Mittelmeerraum meist am 25. Dezember, und in anderen Ländern an noch anderen Tagen. Erst ab dem 13. Jahrhundert setzte sich der 1. Januar im Westen mehr oder weniger allgemein durch, im Osten erst viel später. Noch kürzlich erhielt ich als Urlaubsmitbringsel aus Griechenland einen orthodoxen Kalender, der am 1. Oktober 2011 beginnt. Also wenn in Griechenland das Neue Jahr schon drei Monate vor unserem anfängt, können wir hoffen, dass sie ihre Wirtschaft genauso vorzeitig flott bekommen. Im Mittelalter jedenfalls gab es noch ein heilloses Durcheinander. Der landwirtschaftliche Kalender Karls des Großen, der die Zeiten von Saat und Ernte regelte, war schon eine größere Hilfe. Die Bauern hatten ja ihren eigenen Rhythmus, der sich heute noch im Bauernkalender widerspiegelt.

Mit der Einführung des Gregoranischen Kalenders wurde es etwas besser. Papst Gregor XIII. führte im Jahre 1582 den Gregorianischen Kalender mit einer verbesserten Schaltregel ein. Diese besagt, dass volle Jahrhunderte (wie 1700, 1800, 1900 usw.) nur dann Schaltjahre sind, wenn sie durch 400 teilbar sind (daher war das Jahr 2000 ein Schaltjahr, das Jahr 1900 dagegen nicht).

Wer jetzt gedacht hat, mit dem Gregorianischen wäre alles geklärt, der hat die Rechnung ohne die Reformation gemacht. Da der neue Kalender vom Papst eingeführt wurde, benutzten ihn zunächst nur die römisch-katholischen Staaten. Die meisten protestantischen Staaten behielten den Julianischen Kalender bis ins 18. Jahrhundert bei. Das führte vor allem in konfessionell gemischten Gebieten, wie z. B. in Teilen Deutschlands, zu einem Kalenderchaos: „alter Stil“ neben „neuem Stil“. Die Fastnachtsbräuche wurden und werden im Alemannischen geliebt und gepflegt, gleich ob man katholisch oder protestantisch ist. Daraus ergaben sich interessante Praktiken: Während die Katholiken, die dem gregorianischen Kalender folgten, sich schon in der ersten Woche der Fastenzeit befanden, begannen die freien, wohlhabenden protestantischen Handelsstädte der Schweiz wie Basel und Zürich erst ihr buntes Treiben, da sie noch dem julianischen Kalender folgten. Neben dem üblichen Fastnachtstreiben war es ein besonderes Vergnügen, die verhassten “Papisten” so auch noch zu verspotten und sich über die unfreie Landbevölkerung, die “Beppis”, die Untertanen eines Bischofs waren, zu erheben.

© Thalassa von Kerygma

Tags:

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *