Alkuin stammt aus York in England (* 735, † 19. Mai 804 wahrscheinlich in Tours), war ein Gelehrter und wichtigster Berater Karls des Großen. Als Alkuin 782 an des Königs Hof kommt, findet er Gelehrte aus ganz Europa vor, die sich seit fünf Jahren dort zu sammeln begannen, wird aber schnell zum Haupt dieses denkwürdigen Kreises.
Karl ernennt ihn zum Leiter seiner gerade gegründeten Hofschule. Alkuin unterrichtet zunächst den König selbst, seine Gefährten und deren Söhne. Aber in dem – nach klassischem Vorbild “Akademie” genannten – Kreis finden sich auch Karls Schwestern und Töchter. Diese Schule wird bald zur zentralen Bildungseinrichtung, wo die begabten Schüler des Reiches ihre Unterweisung erhalten.
Neben der reinen Wissensvermittlung und dem besseren Verständnis der Heiligen Schrift dient sie der Pflege von Kunst und Kultur. Er übernimmt vieles von den antiken Philosophen und Gelehrten der Griechen und Römer und der Kirchenväter wie Augustinus. Er lehrt die ‘septem artem liberales’ (die sieben “freien Künste”). Sie umfassen die Summe der Bildung in der damaligen Zeit und im gesamten Mittelalter: Grammatik, Rhetorik, Dialektik (das Trivium), Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musiktheorie (das Quadrivium) – die “würdige Betätigung eines freien Mannes”. Er bleibt nicht beim sturen Auswendiglernen. Er wollte, dass die Schüler verstehen und nach dem suchen, was vernünftig ist.
Alkuin war nicht nur Geistlicher und Philosoph, sondern auch Astronom und Mathematiker. Folgendes Rechenrätsel ist von ihm überliefert worden:
Hund und Hase
Ein Hund läuft einem Hasen hinterher. 150 Fuß ist der Hase dem Hund voraus. Der Hase macht 7 Fuß weite Sprünge, während der Hund 9 Fuß weit springt. Frage: Nach wie vielen Sprüngen holt der Hund den Hasen ein ?
Angesichts des Zuwachses an Größe, Macht und Komplexität der politischen und gesellschaftlichen Einheit des Frankenreiches kann man heute kaum ermessen, wie wertvoll Alkuin war – als “Bildungsminister” und “Staatsrat” (wie man vielleicht später sagen würde), für den König und für die Entwicklung des Reiches.
Die historische Forschung verfügt über zahlreiche Dokumente jener Zeit, die nachweislich Alkuin zuzuschreiben sind oder zumindest “seine Handschrift” tragen. Das geht über den Bildungsauftrag weit hinaus. Als christlich-politischer Berater etwa wirkt er auf eine Mäßigung der Strafmaßnahmen gegen die geschlagenen Sachsen hin.
Wichtige Schriftstücke wie an den Papst stammen oft auch geistig aus seiner Feder. Nach Northumbria wird er in unruhigen Zeiten als Botschafter gesandt. Aber Alkuin ist (anno 802) auch weitsichtig genug zu erkennen, dass Karl der Große im Grunde seiner Zeit voraus ist und seine Reformpolitik nicht überall und nachhaltig wirken wird – in Ermangelung geeigneter Infrastruktur wie geeigneter “aufgeklärter Staatsdiener” im Reich.
Tours war die letzte Station des Wirkens Alkuins. Mit über 60 Jahren wurde er hier erst Abt des Klosters, dann Bischof. Tours wurde zu einer “wissenschaftlichen Hochburg”.
Die zahlreichen Missionare, die durch das Reich zogen, um den Menschen das Evangelium zu vermitteln, kamen unter anderem aus Irland: Winfried (später genannt Bonifatius: “der das Gute tut”), Emmeran, Gallus, Kilian oder Pirmin. Sie gründeten in den Klöstern Schulen, die nicht nur die Bibel lehrten oder die lateinische Sprache, sondern auch die neuesten Techniken in Landwirtschaft und Handwerk. Durch die Klöster und ihre Schulen entstand ein Bildungsnetzwerk über das ganze Reich.
797, nach anderen Quellen 801, nahm Karl diplomatische Beziehungen zu Harun al-Rashid, dem Kalifen von Bagdad, auf. Sie vereinbarten, den jeweils anderen Glauben bei ihren Untertanen zu dulden, damit förderte der Kaiser den Fernhandel. Seine Toleranz gegenüber den anderen monotheistschen Religionen (Juden und Moslems) ist im Mittelalter erst wieder beim Stauferkaiser Friedrich II. zu finden. Der Kalif und der Kaiser erwogen eventuelle Bündnisse gegen die Kalifen von Cordoba einerseits bzw. das oströmische Reich andererseits, die jedoch nie Realität wurden. Der Kalif schenkte Karl den ersten in der überlieferten Geschichte nördlich der Alpen gesichteten Elefanten. Es handelte sich um einen weißen asiatischen Elefanten namens Abul Abbas.
© Thalassa von Kerygma
Hallo Kortini
Winfri(e)d “Bonifatius ” war englischer Sachse, kein Ire.
Mit lieben Grüßen
Wilfried
Hallo Wilfried,
besten Dank für deinen Hinweis. Nach erstem Augenschein ist uns da wohl ein Fehler unterlaufen.
Viele Grüsse
kortini