Die Karolinger – Teil 2

21. Oktober 2012
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Kurz vor seinem Tod 741 teilte Karl Martell sein Reich zwischen seinen Söhnen aus erster Ehe, Karlmann und Pippin, auf, wobei sich hier über Art und Durchführung die wenigen aus späterer Zeit stammenden Quellen durchaus widersprechen. Karlmann bekam Austrien, Alemannien und Thüringen, Pippin Neustrien, Burgund und die Provence. Die beiden Brüder mussten sich sofort eines Aufstandes ihres bei der Erbfolge übergangenen Halbbruders Grifo erwehren und setzten diesen in einem Kloster fest. Da ihre Macht nicht gefestigt schien, setzten Karlmann und Pippin 743 mit Childerich III. erneut einen merowingischen König ein, um so ihrem Amt als Hausmeier eine königliche Legitimierung zu geben.

Kurz vor seinem Tod teilt Karl Martell das Frankenreich unter seinen Söhnen Karlmann und Pippin auf

Kurz vor seinem Tod teilt Karl Martell das Frankenreich unter seinen Söhnen Karlmann und Pippin auf
(Quelle: Wikipedia)

Zwischen den beiden Brüdern scheint es grundsätzlich Einvernehmen und eine erfolgreiche Kooperation gegeben zu haben, doch als Karlmann 747 seine Länder Pippin übergab und sich in die Klöster Monte Soracte und Monte Cassino zurückzog, scheint es zumindest Gerüchte gegeben zu haben, dass dieser Rückzug nicht ganz freiwillig war.

Pippin III. oder auch “der Jüngere”, “der Kleine” oder “der Kurze” genannt, war nicht so ein tüchtiger Heerführer wie sein Vater Karl Martell, aber ein geschickter Politiker. In seinem sich immer mehr vertiefenden Verhältnis zum Papst in Rom sah er die Lösung für das Problem der Übertragung der Königswürde von den Merowingern auf sein Geschlecht der Pippiniden und Karolinger.

Die Langobarden, die Rom angriffen, wurden von den fränkischen Rittern zurückgeschlagen. Der fränkische Hausmeier „schenkte“ dem Papst das befreite Land von Ravenna bis Rom. Die genauen Grenzen sind strittig, da die Schenkungsurkunde eine Fälschung späterer Zeit ist. Diese Urkunde ist bekannt als „Pippinische Schenkung“. Mit ihr wurde immer das Ausmaß des Kirchenstaats begründet. Als Pippin zum Schutzherrn der Römer (Patricius romanorum) ernannt wurde, stellte er dem Papst Zacharias folgende Frage: Soll ein Mann den Titel des Königs führen, während ein anderer Mann das Reich mit Macht lenkt? Die Antwort, die Pippin vom Papst erhielt, lautete so: „Es ist besser, dass derjenige König genannt werde, der die die Macht besitzt, als der, der keine hat.“

Der letzte merowingische Schattenkönig Childerich III wird abgesetzt

Der letzte merowingische Schattenkönig Childerich III wird abgesetzt
(Quelle: Wikipedia)

Mit dem päpstlichen Freibrief versehen, rief der Hausmeier den fränkischen Hochadel zusammen und ließ sich zum König wählen. Dem merowingischen König Childerich III. wurden die Locken, das Zeichen seiner Königswürde, abgeschnitten und er starb binnen eines Jahres.

Der Nachfolger von Zacharias, Papst Stephan II., salbte Pippin wie einen König des Alten Testaments mit heiligem Öl. Pippin wurde der erste König „von Gottes Gnaden“. Unter Androhung der Exkommunikation war es den Franken auf alle Zeit verboten, einen anderen König zu wählen, als einen Angehörigen der Familie der Karolinger. Der Papst und das Karolingische Königshaus haben sich so ihre Macht gegenseitig gestützt.

Pippin unterstützte die iro-schottische Mission in Franken. Zu den Mönchen und Gelehrten, die durch das Land reisten und von Jesus Christus erzählten, gehörten Winfried, der später Bonifatius genannt wurde, Willibald, Kilian, Columban, Gallus und Emmeran.

Pippin der Jüngere

Pippin der Jüngere
(Quelle: Wikipedia)

“Pippin der Kurze ist der Vater von Karl dem Großen.”

Als Schüler löste dieser Satz bei uns immer ein großes Kichern aus. Er war aber eine gute Eselsbrücke, um die Genealogie der Karolinger zu behalten. Wie sehr der Satz auch heute noch stimmt, werden wir gleich sehen.

Karl wurde schon zu Lebzeiten “der Große” genannt. Nach Untersuchungen der Gebeine, die sich im Sarkophag im Aachener Dom befinden, weiß man, dass das Skelett einem 1,92 m großen Mann, der um das Jahr 800 gelebt hat, gehört. Karl muss den Menschen seiner Zeit ungewöhnlich groß erschienen sein. Die Durchschnittsgröße eines Mannes im Mittelalter lag bei 1,63 m. Wer einmal in den Museen die Ritterrüstungen gesehen hat, wird sich sicher gewundert haben, wie klein sie sind.

Cod. Pal. germ. 149 - Karl der Grosse bekommt eine Botschaft überbracht

Cod. Pal. germ. 149 – Karl der Grosse bekommt eine Botschaft überbracht
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
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Einhard, der Biograph Karl des Großen, beschreibt ihn so: „Karl war von breitem und kräftigem Körperbau, hervorrragender Größe, die jedoch das richtige Maß nicht überschritt. Der obere Teil seines Kopfes war rund, seine Augen blickten sehr groß und lebhaft. Die Nase ging etwas über das Mittelmaß.“

Als Fünfjähriger wurde er schon von seinem Vater angehalten, zu lernen, das Schwert zu führen. Seine Versuche, schreiben zu lernen, mißlangen dagegen. Jede Gänsefeder zerbrach unter seinen Händen, obwohl er es bis ins hohe Alter versuchte zu lernen. Dafür hatte er  seinen Freund Einhard.

Geboren wurde er wahrscheinlich 2. April 747 oder 748 und er starb am 28. Januar 814 in Aachen mit 72 Jahren.

Der Mann, der Europa bis heute noch prägt, lässt sich nicht im Vorbeigehen beschreiben. Der wichtigste Preis, den die Europäische Union zu vergeben hat, ist der nach ihm benannte Karlspreis.

 

© Thalassa von Kerygma

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