Die Kornelkirsche

2. September 2012
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Heil- und NutzpflanzenDie Kornelkirsche, auch Herlitze, Dirndl oder Tierlibaum gemannt, ist ein Hartriegel- und kein Rosengewächs wie die echte Kirsche. Vermutlich stammt sie aus dem östlichen Mittelmeergebiet und angrenzenden Ländern (Kaukasus, Krim), denn sie mag es warm. In Deutschland kommt sie nur in Weinanbaugebieten wild vor.

Kornelkirsche

Kornelkirsche (aus ‘Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Die Kornelkirsche ist ein Großstrauch oder Baum; als Ziergehölz wird sie oft angepflanzt. Da sie langsam wächst und auch rigorosen Schnitt verträgt, nimmt man sie oft für Hecken. Wenn man sie wachsen läßt, hat man nach 50 Jahren einen etwa acht Meter hohen Baum mit einem Stammdurchmesser von ungefähr 20 cm. Ziemlich sicher werden Kornelkirschen bis 250 Jahre alt, aber es soll auch sagenhafte Exemplare mit 800 Jahresringen gegeben haben – in Rom zum Beispiel.

Die Kornelkirsche blüht früh im Jahr, meist schon ab Februar noch vor dem Laubaustrieb, goldgelb am alten Holz. Sie ist eine ausgezeichnete Bienenweide. Dieser Hartriegel wurzelt zwar tief, bildet aber zugleich ein oberflächennahes Wurzelsystem aus. Daher ist die Kornelkirsche auch zur Befestigung von erosionsgefährdeten Standorten geeignet. Sie verträgt als Südeuropäerin Hitze und Trockenheit, auch kalte Winter und Spätfröste, aber keine Bodenverdichtungen, Überschwemmungen und Salz. Obwohl sie kalkreiche Böden bevorzugt, gedeiht sie auch auf anderen. Und sie verträgt auch lichten Schatten.

Die Früchte der Kornelkirsche sind glänzend rote, längliche, bis 2 cm lange Steinfrüchte – eben die Kornelkirschen, auch Kornellen oder Dirndln genannt. Sie sind eßbar und säuerlich. Kornellen soll man fast überreif ernten – dann sind sie süßer, weicher und lassen sich besser pflücken. Auch die Steine lösen sich leichter vom Fruchtfleisch. Sie reifen im August/ September nach und nach. Man erntet sie alle drei Tage durch das Schütteln der Äste. Auf gute Ernten folgt meist ein mageres Jahr.

Das Holz der Kornelkirsche hat einen rötlich-weißen Splint und einen dunklen Kern. Es ist so hart und schwer, daß es im Wasser untergeht. Es ist das härteste Holz, das in Europa wächst.

Früher wurde von der Kornelkirsche alles genutzt:

die Früchte wurden roh gegessen, zu Marmeladen, Gelees, Säften und Kompotten verkocht, zu Obstbränden destilliert oder auch kandiert. Hildegard von Bingen empfahl Kornelkirschen bei Gicht und für den Magen. Sie wirken stopfend und enthalten reichlich Vitamin C.

Grüne Blätter, im Schatten getrocknet, kann man in einen Haustee mischen.

Die Kirschkerne enthalten ein Öl, das zur Seifenherstellung verwendet wurde. Wenn man sie röstet, kann man sie dem Kaffee zusetzen – er bekommt davon ein Vanille-Aroma.

Das Holz, das politurfähig ist, wurde zum Drechseln und in der Wagnerei verwendet. In der Antike waren die Speere und Lanzen aus Kornelkirschenholz gefertigt. Die 6 Meter langen Speere aus diesem Holz machten die Infanterie Alexanders des Großen der persischen Kavallerie überlegen. Im 19. Jahrhundert wurde dann ein Spazierstock aus diesem Holz populär – der sogenannte “Ziegenhainer” aus einem Dorf in der Nähe von Jena.

Rinde, Holz und Blätter nahm man zum Gerben und Färben.

Inzwischen gibt es Zuchtformen der Kornelkirsche, die sich in Wuchsform, Blattfarbe oder auch Fruchtfarbe und -form unterscheiden. In jedem Fall aber dürfte es sich lohnen, so ein Gewächs im Garten zu haben.

© Amhara zu Agorá

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