Getreide – die Hirse

19. August 2012
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Heil- und Nutzpflanzen

Hirse ist ein kleinfrüchtiges Getreide aus der Familie der Süßgräser. Die Nutzformen der Hirse sind einjährige Gräser, die bis zu 5m hoch werden können (“Mohrenhirse”). Als eines der ältesten Getreide diente sie bereits vor über 9.000 Jahren der menschlichen Ernährung. Der Name “Hirse” leitet sich von dem altgermanischen ‘hirsi’ ab, was ‘Sättigung’ bedeutet.
Die Rispenhirse, auch Echte Hirse genannt im Unterschied zu ‘Unkrautformen’, wurde früher auch reichlich in Europa angebaut. Sie stammt aus der Mandschurei, wo sie seit etwa 7.000 v.Chr. kultiviert wird. In Altertum und Mittelalter gehörte Hirse zu den meistangebauten Getreiden. Dabei wurde in Kauf genommen, daß die Hirsekörner unterschiedlich schnell reifen und bei der Reife leicht aus der Ähre fallen – der Ernteverlust war also beträchtlich. Zudem mußte die Hirse wenigstens zwei Mal in der Wachstumsphase gejätet werden. Dennoch wurde Hirse zeitweise teurer als Weizen gehandelt. In Europa wurde dieses Grundnahrungsmittel erst durch Kartoffel und Mais verdrängt.
Der Anbau, die Pflege auf dem Halm und die Ernte also sind keineswegs simpel, obwohl Hirse landläufig “Korn des armen Mannes” genannt wurde. Die ältesten Funde von kultivierter Rispenhirse in Deutschland wurden bei Leipzig und Hadersleben gemacht. Sie stammen aus der jungsteinzeitlichen Epoche der Linienbandkeramiker – etwa 5.500 – 4.900 v. Chr.

Hirse

Hirse ( Panicum miliaceum L.) – (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885) – Quelle: www.BioLib.de

Die Rispenhirse blüht und fruchtet in wedelartiger Form, wobei der Fruchtstand bis zu 30 cm lang werden kann. Sie ist nicht so wärmebedürftig wie andere Hirsearten und wächst in Mitteleuropa wild auf Schuttplätzen, Bahnanlagen und in Häfen; in Gärten keimt sie oft aus Vogelfutter. Sie möchte nährstoffreiche, leichte sandige Lehmböden. Heutzutage wird sie vor allem in Zentralasien, Nordchina, Japan und Indien angebaut, im Himalaya bis in eine Höhe von 3.000 ü.NN. Man verzehrt sie als Fladenbrot oder Brei, verbraut sie zu Bier und füttert mit dem Stroh die Wiederkäuer.
Die Römer nannten die Rispenhirse ‘milium’ und machten Brot sowie Brei daraus.
Die Kolbenhirse wird vorwiegend in Asien angebaut. Sie hat geringere Ansprüche an den Boden als die Rispenhirse, ist aber nicht trockenresistent. Diese Form der Hirse ist nur als Kulturpflanze bekannt. Sie könnte in Afghanistan aus der Grünen Borstenhirse entstanden sein. In China wurde sie ab etwa 2.500 v. Chr. zusammen mit der Rispenhirse angebaut. Auch nach der Einführung von Weizen und Gerste blieben beide Hirsen Grundnahrungsmittel für weite Teile der Bevölkerung. In Europa ist sie nur aus Funden bei den Pfahlbausiedlungen am Bodensee bekannt.
Die Römer nannten die Kolbenhirse ‘panicum’ und bereiteten mit ihr einen Milchbrei zu. Kolbenhirse wurde in der Antike vorwiegend in Südeuropa angebaut. Heutzutage hat sie in Europa und Amerika lediglich eine gewisse Bedeutung als Futtergras (und als Vogelfutter).
Sorghum-Hirsen stammen aus Afrika. Sie vertragen Trockenheit, lieben warmes und gemäßigtes Klima, meiden aber kalte und staunasse Böden. Seit dem 17. Jhdt. werden sie auch in den USA angebaut, in geringem Umfang auch in China und Indien. Als “Zuckerhirse” dient sie vorwiegend der Sirupproduktion, soll zukünftig aber auch für die Bioäthanol-Gewinnung genutzt werden. Sorghum-Hirsen gibt es als Körnerhirse (sogenannte “Mohrenhirse”) für die menschliche Ernährung; in dieser Form ist sie das wichtigste Brotgetreide Afrikas und nach Weizen, Mais, Reis und Gerste die Getreideart mit der fünftgrößten Anbaufläche weltweit. Eine andere Form der Mohrenhirse ist die Faserhirse: Sorghum kann bis 5m hoch werden und liefert im Stengel und in den Blättern reichlich Cellulosefasern. Sie werden für die energetische Nutzung gebraucht, aber auch für die Herstellung von Besen, zur Papierherstellung oder als Baumaterial. Die Zuckerhirse liefert nicht nur Sirup, sondern dient als Grünfutter oder Silage. Sofern die Silage in Biogasanlagen eingesetzt wird, ist sie der Maissilage ebenbürtig. Dabei werden nicht die Samen verwendet – die können als Mahlerzeugnis der menschlichen Ernährung dienen – sondern die zuckerhaltigen Stengel.
Hirse ist das Getreide mit den meisten Mineralstoffen: Fluor, Schwefel, Phosphor, Magnesium, Kalium, besonders viel Silizium und Eisen. Allerdings sitzen diese wünschenswerten Inhaltsstoffe vorwiegend in der Spelze – und die wird abgeschält… Hirse enthält kein Gluten, was ihre Backeigenschaften doch erheblich mindert – sie aber für Menschen mit Zöliakie hoch geeignet macht. Sogar Bier (das glutenfrei ist) wird aus Hirse gebraut.

© Amhara zu Agorá

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