Der Strandausflug

19. August 2012
Von

 Gottheit

kortini war mit seiner Landrichterin dem Alltag entflohen. Bis ans andere Ende der Welt hatte es die beiden verschlagen.

Natürlich konnte kortini nicht anders, als an seine Felder und seine Werkstätten zu Hause zu denken. So besichtigten die beiden Kakaoplantagen und Bananenstauden. Sie ließen sich die Geheimnisse der Vanilleblüten erklären und wie man die Kokosnüsse erntet. Aber die kalten Winter ließen kortini dann doch davor zurückschrecken, ein paar der Pflanzen zu kaufen.

Ein Produkt jedoch hatte es dem alten Knaben angetan. Auf einer kleinen Farm wurde ihm ein sehr leckerer Kaffee angeboten, der bestimmt etwas für sein Heimatstädtchen sein konnte. So ließ kortini sich in die Geheimnisse der Kaffeeröstung einweihen und war begeistert.

Neben den Kaffeeröstern standen ein paar Käfige mit seltsamen Tieren. Arglos fragte kortini, was es mit den Käfigen auf sich habe. Bereitwillig erklärte man, dass die Schleichkatzen die Kaffeebohnen fressen und unverdaut wieder ausscheiden. Dann werden die Bohnen…. mehr wollte kortini nicht wissen. Der Kaffee war also auch nichts für ihn.

Nachdem die ganzen Erfahrungsaustausche keine neuen Erkenntnisse für die heimische Wirtschaft gebracht hatten, drängte die Landrichterin darauf, die fremde Kultur und Natur zu genießen.

Es folgten wunderschöne Tage. Die Landrichterin zog mit ihrem kortini durch den Urwald, fütterte eine Affenherde und besichtigte fremde Tempel.

Natürlich konnte kortini da nicht zurückstehen. Auch er musste seiner Angebeteten natürlich ein unvergessliches Erlebnis bereiten.

So überredete er Landrichterin zu einem Spaziergang am Strand um Mitternacht. Es war eine laue Nacht und der Mond schien hell. Die beiden genossen die Stille und gingen Hand in Hand durch den vom Tag noch warmen Sand. Dann rückte kortini endlich mit seiner Überraschung heraus. „Wir gehen jetzt schwimmen,“ sagte er zur Landrichterin. Diese schaute ihn mit großen Augen an und sagte „Ja aber..“ „Wir baden nackt!“ unterbrach kortini sie.

Landrichterin zögerte und dachte zunächst an einen Scherz. Dann fand aber auch sie Gefallen an dem Gedanken und die beiden entkleideten sich und liefen ins Wasser. Es war herrlich kühl und durch den sanft abfallenden Strand auch nicht wirklich tief. So mussten die beiden schon ein paar Meter ins Wasser laufen, um zu schwimmen.

kortini trat auf die Wurzel einer Wasserpflanze. Das war ein bisschen schmerzhaft. Als kortini seinen Fuß packte, um die schmerzhafte Stelle zu massieren, brach er ein paar Stachel ab. Äh…ein paar Stachel? Ja, der ganze Fuß war voller Stacheln. Vermutlich war die Wasserpflanze wohl doch eher ein Seeigel gewesen.

Mit Hilfe seiner Landrichterin humpelte kortini aus dem Wasser und die Landrichterin lief dann allein durch den Sand, um die Kleidung zusammenzusuchen. kortini machte sich in der Zwischenzeit Gedanken. Wie bekomme ich die Stacheln aus dem Fuß? Sind Seeigel eigentlich giftig? Kann man daran sterben?

Wieder angekleidet, humpelten, stützten, schlichen die beiden auf ihr Zimmer in der nahen Herberge. Alle Versuche, die Stacheln aus dem inzwischen blauen Fuss zu ziehen, waren vergebens. Sobald sie ein wenig bewegt wurden, brachen die Stacheln ab.

Seeigel-FussSchweren Herzens begaben sich die zwei, einer bedrückt und eine fröhlich lächelnd, zur in der Herberge ansässigen Medizinfrau. Die beruhigte unseren tapferen verletzten Helden und hatte sofort eine helfende Lösung.

Mit einem kleinen Hammer zerschlug die in ihrem früheren Leben als Hammerwerferin tätige Medizinfrau die im Fuß befindlichen Stachelstümpfe. Der tapfere kortini sagte kein Wort, während die Medizinfrau mit ihrem Hammer, nur durch einige Lachkrämpfe unterbrochen, intensiv auch den letzten Stachel zertrümmerte. Anschließend bekam kortini noch eine heilende Salbe auf seinen Fuß und die Landrichterin ein Töpfchen dieser Salbe in die Hand.

Mit dick bandagiertem Fuß humpelte kortini wieder auf sein Zimmer. Die Landrichterin folgte ihm mit einem lustigen Liedchen auf den Lippen.

Am nächsten Tag sprach der Herbergsgärtner voller Mitgefühl kortini auf seinen verletzten Fuß an. Als er fertig war mit Lachen, erklärte er dem verdutzten kortini: „Wenn du unbedingt nachts baden musst, dann niemals im Meer. Wir haben hier im Garten extra Becken mit Süßwasser aufgestellt. Die kannst du gefahrlos benutzen.“ Der Gärtner verabschiedete sich freundlich und kortini sah ihn kurz darauf mit einem seiner Kollegen in ein scheinbar sehr lustiges Gespräch vertieft.

Auch der Fischer, der unsere beiden mit seinem Glasbodenboot auf das Meer hinausfuhr, hatte an diesem Tag wohl ein besonderes Erlebnis gehabt. Er lachte die ganze Zeit und sah dabei mitleidig auf kortini und seinen Fuß.

Seeigel hat kortini durch den Glasboden des Bootes leider nicht gesehen. Laut Aussage des Fischers ziehen diese sich tagsüber in tieferes Wasser zurück und erzählen sich die Erlebnisse der letzten Nacht. An diesem Tag hatten sie wohl viel Spaß bei einer Geschichte über einen nackten alten Mann im Mondschein.

kortini glaubte fast, er konnte die Seeigel in der Ferne lachen hören.

Gottheit

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