Lehnswesen

10. Juni 2012
Von
Lehnseid

Abnahme des Lehnseid in einem Holzschnitt aus Ulrich Tengler’s “Leihenspiegel” Augsburg 1512 (Quelle: Wikipedia)

Eine der Grundlagen der abendländischen mittelalterlichen Staats- und Gesellschaftsordnung wurde im Frankenreich geschaffen: das Lehnswesen, auch Feudalwesen genannt. Hierbei wurde nicht mit Geld, sondern mit Bodenerträgen entlohnt. Wer also Kriegs- oder Hofdienste leistete, wurde aus den königlichen Domänen entschädigt.

Götz von Berlichingen Lehensurkunde Hornberg

Eine Lehensurkunde vom 21. Dezember 1517. Hier erhält Götz von Berlichingen den Hornberg als Lehen des Bistums Speyer (Quelle: Wikipedia)

Ergänzt wurde die bereits in spätrömischer Zeit ausgeübte Landleihe durch das germanische Prinzip der beidseitigen Gefolgschaftstreue. Diese bedeutet die Treue des Vasallen gegen den Herrn und andersherum. Erst das persönliche Verhältnis zwischen Gefolgsmann und Lehnsherrn verwandelte die sachliche Rechtsbeziehung in ein persönliches Lehnsverhältnis. Die großen Lehnsherren, sogenannte Kronvasallen, schufen sich durch Lehnsvergabe eine Lehnsgefolgschaft. Dies hätte theoretisch zur Auflösung aller staatlichen Gewalt in eine Summe von Vertragsverhältnissen führen können. Jedoch begegneten die Karolinger diesem “Problem” mit dem Einbau des Lehnswesens in die fränkische Reichsverfassung.

So trat der König an die Spitze der Lehnspyramide. Ebenso förderte er die Untervasallen. Ein Königsgericht entschied bei Streitereien zwischen Herren und Vasallen. Somit machte sich der König zum Wächter der Mannestreue, aber auch zum Garanten der Gegentreue des Herren. Hierzu war es nötig, einen starken und durchsetzungsfähigen Herrscher auf dem Thron sitzen zu haben, denn das Geflecht der persönlichen Abhängigkeiten war nicht leicht zu durchschauen und in der Hand zu behalten.

 

Wie Heinrich der Löwe sein Lehen verlor…

Heinrich der Löwe mit Mathilde von England

Die Krönung von Heinrich dem Löwen und Mathilde (Ausschnitt aus dem Evangeliar Heinrichs des Löwen, um 1188) (Quelle: Wikipedia)

Sachsenherzog Heinrich der Löwe konnte sich ab 1156 auch Herzog von Bayern nennen. Friedrich Barbarossa, sein Lehnsherr, nahm ihn in Schutz, wann immer auch Klagen über ihn kamen – und diese kamen in großer Zahl. Da Heinrich mit harter Hand alles zusammenraffte, was er bekommen konnte, kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen mit seinen Nachbarn.

Friedrich I. Barbarossa und seine Söhne - Welfenchronik

Kaiser Friedrich Barbarossa mit seiner Bügelkrone, Szepter und Reichsapfel auf seinem Thron. Er sitzt zwischen seinen Söhnen Heinrich VI. (links), und Friedrich von Schwaben. Miniatur aus der Welfenchronik. (Quelle: Wikipedia)

Im Jahr 1176 beging Heinrich der Löwe einen großen Fehler und verweigerte die Heerfolge für den Italienfeldzug König Friedrich Barbarossas. Als Konsequenz zog der König die schützende Hand von ihm ab und ließ die Gegner gewähren. Diese erhoben im Januar 1179 auf dem Reichstag in Worms abermals Klage gegen Heinrich. Dieser folgte der Ladung jedoch nicht, auch nicht, als sie ein zweites und drittes Mal erhoben wurde.

Daraufhin verhängte der König die Reichsacht über den Friedensbrecher, wobei der Vollzug vorerst ausgesetzt wurde. Ohne den Angeklagten drehte sich die Mühle der Justiz weiter, und so fanden Verhandlungen in Magdeburg, Würzburg und Kayna statt. Im April 1180 wurde auf dem Reichstag in Gelnhausen das endgültige Urteil gesprochen.

Der gesamte Besitz von Heinrich dem Löwen wurde beschlagnahmt und er selbst für vogelfrei erklärt. Seine Herzogtümer wurden unter andere Fürsten aufgeteilt und zu Lehen gegeben. Im folgenden Jahr wurde der Löwe begnadigt und er erhielt die Stammgüter um Braunschweig zurück.

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