Guter Heinrich

3. Juni 2012
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Heil- und Nutzpflanzen
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Vielfalt bei Gemüse und Obst in hiesigen Gärten und auf Märkten erheblich größer als heute. Der Rückgang der Artenvielfalt auch bei den Nahrungspflanzen ist besorgniserregend. Der Gute Heinrich gehört zu den “vergessenen Kräutern”. Selbst in den Dörfern wird abschätzig von “Unkraut” gesprochen – haben die eine Ahnung!!

Wie Amaranth, Melde, Qinoah und Spinat gehört der Gute Heinrich zu den Fuchsschwanzgewächsen. Mit Melde, Qinoah und Spinat gehört er zu den “Gänsefüßen”. “Gänsefuß” nimmt die Blattform, “Fuchsschwanz” das Aussehen des Fruchtstandes in den Namen auf.

Guter Heinrich

Guter Heinrich (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von O. W. Thomé; 1885; Quelle: www.biolib.de)

Der Gute Heinrich ist ein ausdauerndes winterhartes Kraut, das aus einer fleischigen Wurzel bis 80 cm hoch wächst. Die Wurzel kann bis 1,5 cm dick werden. Die Blätter sind ziemlich groß: bis 11 cm lang, bis 9 cm breit, dreieckig bis spießförmig. Die saftig grünen Blätter sitzen an Stielen (bis 15 cm lang) und sind unterseits anfangs mehlig behaart; später verkahlen sie. Die oberen Blätter sind kleiner, kürzer gestielt und haben oft keine Spießecken. Die gelblichen Blütenknäule sitzen an einem rispenähnlichen verzweigten Blütenstand.

Der Gute Heinrich ist ein Mitteleuropäer. Ursprünglich war er in den Alpen beheimatet. Als Kulturfolger besiedelt er rasch neu angelegte Böschungen, Grünstreifen, Traufstreifen und ähnliches. Auf dem Balkan und im Mittelmeergebiet ist er auf die Höhenlagen beschränkt, im Norden reicht sein Vorkommen bis Südskandinavien, im Westen bis nach Rußland. Als Pionierpflanze bevorzugt der Gute Heinrich nährstoffreiche Böden. Als Wildpflanze ist er gefährdet.

Vor der Einführung des mit ihm verwandten Gemüsespinats, der aus Persien stammt, war Guter Heinrich “die” Spinatpflanze. Man kann auch heute noch die Jungpflanzen vor der Blüte als Spinat bzw. zu Spinat verarbeiten. Sie haben ein herb-würziges Aroma. Geringe Mengen junger Blätter kann man, wie die knospigen Blütenstände, auch roh in Blattsalate mengen. Ältere Blätter sollte man nicht nehmen, da sie mehr Zeit hatten, Oxalsäure einzulagern und dadurch bitter werden. Etwa 13 cm lange Triebe kann man wie Spargel zubereiten – und die Blüten wie Brokkoli.

Auf dem Balkan fertigt man aus den zerstoßenen Wurzeln ein Konfekt, das wie Erdnußbutter schmeckt.

Die kleinen Samen – bis 2 mm große linsenförmige Nüßchen – kann man wie Qinoah oder Amaranth als Getreideersatz verwenden.

Früher nahm man die eisenhaltigen vitaminreichen Blätter als eine Art Pflaster bei Hauterkrankungen.

© Amhara zu Agorá

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