Kerzen im Mittelalter

1. Juli 2012
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Im gesamten Mittelalter wurden Kerzen zur Beleuchtung genutzt. Die Kerzen aus Bienenwachs waren teuer; bis zum 15. Jahrhundert wurden sie zum größten Teil im sakralen Bereich verwendet, danach auch bei Hofe oder in reichen bürgerlichen Haushalten. Das gemeine Volk hatte Kerzen aus Hammeltalg, Ziegenfett oder Rindernierenfett, meist aus eigener Fertigung mit Werg oder Abfallgarn als Kerzendocht. Kerzenlicht wurde nur für die absolut notwendigste Beleuchtung genutzt. Kienspäne und Fackeln waren auch noch gebräuchlich.
Ab dem 13. Jahrhundert fertigte man die Dochte der Bienenwachskerzen nach orientalischem Vorbild aus Baumwolle oder einer Leinen- und Baumwollmischung. Durch diese Änderung wurde die Lichtausbeute erhöht und die Kerzen brannten gleichmäßiger. Durch die steigende Bienenzucht, auch außerhalb der Klöster, konnte der Bedarf an Bienenwachskerzen durch die Zeidler und Imker sichergestellt werden. Später wurden auch Baumwollwachskerzen importiert und zu einem wichtigem Handel- und Gebrauchsgut.

Kerzen

Im kirchlichen Bereich stehen brennende Kerzen für Christus als das Licht der Welt. Sie symbolisieren die Auferstehung (Osterkerze) oder auch die Taufe. Sie stehen auf Altären, an Gnadenorten. Es werden auch Votivkerzen für die verschiedensten Anlässe gespendet, um damit Hilfe in der Not zu erbitten, um Dank für eine Gnade auszudrücken oder ein Sühne- oder Bußzeichen zu setzen. Die Wachzinsigen oder Zensuale hatten sich für den Preis eines Wachszinses in kirchlichen Schutz begeben. Damit waren sie zwar hörig, aber vom Kriegsdienst befreit. Mancherorts wurde aus der Wachsspende eine rechtliche Verpflichtung der Bruderschaften, Zünften und Gilden.
Im Spätmittelalter kam der “Wachsstock” auf. Das Wachs dieser Endloskerze wurde mit Hilfe von Fichtenharz und Terpentinöl elastisch gemacht. Sie war etwa 8 Millimeter stark und zur Spirale aufgewickelt. Eingelegt in einen Wachstockhalter aus Metall oder Keramik mußte man den Wachsrodel einfach nur weiter schieben. Zur mittelalterlichen Beleuchtung gehörte auch immer eine Lichtputzschere. Die Dochte mussten regelmäßig gekürzt werden, um einen gleichmäßigen Abbrand zu erreichen. Waren es zu Anfang einfache Bügelscheren, wurde später ein langer Schneidschenkel angefügt, um den Dochtrest aufzufangen. Ende des 15. Jahrhunderts konnte man  mit senkrecht angebrachten Eisenplättchen an speziellen Geräten den Dochtrest ausdrücken und festhalten. Im 16. Jahrhundert wurde ein Auffangkästchen für den Dochtrest angefügt.

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