Der frühe Sonntag

25. März 2012
Von
Mittelalterliche Darstellung eines Bäckers

Mittelalterliche Darstellung eines Bäckers (Quelle: Wikipedia)

Der Zufall wollte es, dass kortini auch am Sonntag früh aus dem Bett kam.

Schnell schlüpfte er  in seine Beinkleider, warf sich sein Hemd über und setzte seinen Hut auf. Er beschloss, seiner Landrichterin ein leckeres Frühstück zu bereiten und sie dann  zu wecken.

Er schlich sich aus dem Schlafzimmer und stellte einen Kessel mit Wasser auf den Herd.

Frohen Mutes ging er nun durch die Stadt und genoss die frische Morgenluft. Ein kleiner Hund lief ihm ein Stück hinterher und zupfte immer wieder an seinem Hosenbein.

Es war herrlich, so ganz allein durch die noch leeren Gassen zu schlendern.

Nach einiger Zeit und einigen Gassen kam kortini an der Backstube von Bäcker Mehlstaub an. Schon so früh am Morgen bot er eine reiche Auswahl an Backwerk feil. kortini entschied sich für ein frisches knuspriges Dinkelbrot. Roggenbrot mochte seine Landrichterin nicht so gern. Sie hatte Angst vor dem berüchtigten Mutterkorn.

kortini hielt noch ein kleines Schwätzchen mit der Bäckersfrau und erfuhr so, dass die Frau vom Scherenschleifer wieder ein Kind bekommen hatte.

Auf dem Heimweg traf kortini noch den Sohn vom Schneider Meck, der wie jeden Sonntag Zeitungen austrug. „Hey Junge, gib mir ein Tagblatt!“ rief kortini dem Jungen zu. Völlig verwundert nahm er zur Kenntnis, dass es das Tagblatt nicht mehr gab. Der Kaiser hatte es eingestellt, weil es zu teuer war. Gern nahm kortini eine neue Mittelaltergazette mit. Dieses Blatt wurde von einer Gruppe Schreiberlinge herausgebracht, die die alte Hütte am Waldrand angemietet hatten.

kortini bog in die nächste Gasse ab, gratulierte kurz dem Scherenschleifer und ging weiter in Richtung seines Hauses.

Nach einem kurzen Plausch mit der Metzgersfrau kehrte kortini schließlich, einen frischen Blutwurstring unter dem Arm, heim.

Vor dem Haus stand die etwas aufgebrachte Landrichterin. Den leergekochten und zersprungenen Kessel hatte sie inzwischen weggeworfen. Nun stand sie in der Mittagssonne auf der Wiese und schaute halb verhungert ihrem Mann entgegen. Als dieser ihr aber lächelnd stolz das Dinkelbrot und die Blutwurst entgegenstreckte, musste auch sie lächeln.

Zufrieden saßen kortini und Landrichterin vor dem Haus und aßen zu Mittag.

Für die Landrichterin stand aber fest: nächste Woche ging sie wieder selbst einkaufen.

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2 Responses to Der frühe Sonntag

  1. 28. März 2012 at 17:56

    Amazing!!!

    • kortini
      28. März 2012 at 18:01

      besten Dank :)

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