Maiglöckchen

20. Mai 2012
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Heil- und NutzpflanzenDas Maiglöckchen gehört zu einer artenarmen Pflanzengattung aus der Familie der Spargelgewächse. Es kommt fast in ganz Europa und im gemäßigten Asien vor, auf anderen Erdteilen wurde es eingebürgert. Allzu große Wärme mag es nicht, auch volle Sonne meidet es. In sehr schattigen Wäldern blüht das Maiglöckchen kaum, dort pflanzt es sich vorwiegend vegetativ über Wurzelausläufer fort.

Maiglöckchen sind ausdauernde krautige Pflanzen, die 10 – 30 cm hoch werden. Den Winter überdauern sie dank einer Speicherwurzel. Sie kann bis 50 cm tief wurzeln, wächst aber in der Horizontalen. Das Maiglöckchen kriecht und wandert, d.h. aus Wurzelausläufern erscheinen die Jungpflanzen. Für den Garten empfiehlt sich daher eine Wurzelsperre. Pro Pflanze entwickeln sich 2-3 Laubblätter, die bis 5 cm breit werden können, sie sind dunkelgrün und oberseits glänzend. Von April bis Juni (je nach Standort und Witterung) erscheinen die Blüten als traubiger Blütenstand mit bis zu 10 nickenden glockigen Blüten. Sie duften stark und locken damit Bestäuber an (hauptsächlich Bienen), obwohl das Maiglöckchen gar keinen Nektar “anbietet”. Immerhin können die genarrten Insekten in saftreiches Gewebe beißen. Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich im Juli und August scharlachrote Beeren, die vor allem von Amseln und anderen Drosseln gefressen werden. Die in den Beeren enthaltenen Samen werden unverdaut ausgeschieden und könnten dann zu neuen Maiglöckchen führen.

Maiglöckchen

Maiglöckchen (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- ,1885, von O.W. Thomé (Quelle: www.biolib.de

Wir kennen Maiglöckchen als Zier- und Gartenpflanze, aber sie kommen auch wild vor. Sie stehen unter Naturschutz. Nicht ganz so geschützt ist der Bärlauch in der freien Natur, der mit dem Maiglöckchen aber verwechselt werden könnte. Diese Verwechslung wäre fatal, denn Maiglöckchen sind in allen Teilen hochgradig giftig. Auch für den eigenen Garten sollte man sich die Pflanzung von Maiglöckchen gut überlegen, wenn man nämlich kleine Kinder im Haus hat. Der Giftcocktail der Maiglöckchen ist herzwirksam.

Die Maiglöckchenglykoside wirken wie die Glykoside des Roten Fingerhuts (Digitalis) und werden bei Herzschwäche eingesetzt. Eine Überdosierung oder Vergiftung führt zu Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Falle zum Tode durch Herzstillstand. Im ausgehenden Mittelalter war das Maiglöckchen eine Symbolpflanze für Ärzte – auf Portraitbildern präsentieren sie oft diese Arzneipflanze. Das unschuldige Weiß machte es aber auch zur Marienblume.

Im Schneeberger Schnupftabak waren Maiglöckchenblüten enthalten. Immer wieder und immer noch beliebt sind Blütenöle für die Parfümherstellung. Viele namhafte Parfumeure verwenden das Maiglöckchen-Blütenöl  derzeit in ihren Kreationen.

© Amhara zu Agorá

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