Maifest des Semnonenbunds in Nauen vom 5./6.05.

13. Mai 2012
Von
dunkler Drachen

Der Drache verfolgt mich

Zum Wonnemonat Mai gehörte der vergangene Sonntag nicht gerade. Zu dritt überlegten wir, fahren oder nicht fahren. Wenn’s regnet, bleiben wir in Berlin und Thalassa, die alte märkische Buche, wird nicht verpflanzt. Ich sagte meiner Schwester: “Wir können Amhara nicht enttäuschen. Es ist trocken. Vielleicht klart der Himmel auf. Ich wüßte nicht, wie ich sie erreichen sollte.” Gegenfrage: “Hat sie kein Handy?” “Neee, wir kommen beide aus dem Mittelalter. Ich wüßte nicht, wie ich ihr absagen könnte.” Also wir los – nach einer Stunde kamen wir durch die gute Beschilderung auf einer Wiese im Industriegebiet von Nauen an. Der Eintritt war frei. Es gab ja nur vier bis fünf Marktstände bei der Bühne von Cocolorus-Diaboli, auf der gerade einige kleine Mädchen von “Max und Moritz zum Quadrat” ihre Kunststücke zeigten. Die Imbißbuden und Tarvernen mit ihrem Honig, Brot, Würsten und Met waren beinahe stärker vertreten als die Handwerker. Die Wikinger und das Frohnauer Hammerwerk von Lübars waren auch wieder da.

Wir vermißten einen Info-Stand vom Semnonenbund, der uns über ihre Pläne zum Bau ihres Freilichtmuseums hätte  informieren können. Nachdem ich ihre gute Website gesehen hatte, die sie europaweit vernetzt haben, habe ich das erwartet. Oder sie hätten doch wenigstens einen Spendenaufruf für ihr Projekt mit Schautafeln hinbekommen müssen. Mann, das haben doch Vater und seine Kleintierzüchter-Freunde kurz nach der Wende besser hinbekommen. Diese “alten Krieger” sind heute fast 80. Was ist mit dieser Truppe los? Sie wirken auf ihrer Website so dynamisch! War am Samstag soviel los und die Luft ist am Sonntag raus gewesen?

An einem der Stände sprach mich eine Frau an: “Waren Sie nicht schon in Lübars?” Wir stellten im Gespräch fest, daß wir beide aus dem selben Teil von Berlin kommen. Sie gehört zu den “Freunde des Mittelalters”, einer Interessengemeinschaft in Berlin-Brandenburg, die das alte Handwerk pflegt. Das war das Highlight auf dem Fest für uns.

Schaukampf der Semnonen

Schaukampf der Semnonen mit Schild und Schwert

Wir drei Berliner blieben noch, bis Amhara uns entdeckte, und stärkten uns an warmem Met. Ich konnte meine Begleiter nicht mehr dazu motivieren, nach Hennigsdorf zu fahren, das vor den Toren Berlins liegt. Uns war es zu kalt. Amhara suchte fluchtartig das Weite, als “Cocolorus Diaboli” auf der Bühne mit elektrischer Verstärkung und kehligem Sprech”gesang” in der Art einer verärgerten Kettensäge die Ohren zu malträtieren begann. Mann, war das ein Cocolorus! Keiner verstand mehr das Wort des anderen. Wir gingen zur selbst gezimmerten Brücke, auf der zwei Gruppen, bewaffnet mit Helm, Schwert und Schild, auf einander los stürmten. Dieser Kampf dauerte keine fünf Minuten. Dann zog es uns in unsere zentralbeheizten, warmen Stuben und wir waren froh, ins 21. Jahrhundert zurückkehren zu können.

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