Spargel

6. Mai 2012
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Heil- und Nutzpflanzen

Den Spargel kennt inzwischen jeder – das war früher durchaus nicht so…

Der Gemüsespargel ist eine mehrjährige krautige Pflanze aus der Familie der Spargelgewächse, die aus dem unterirdischen Rhizom mehrere blasse Sprosse (die Spargelstangen) austreibt. Über der Erde werden diese zu bis 1,50m hohen grünen, verzweigten Stengeln. Er hat kleine nadelförmige Blätter. Die vom Rhizom ausgehenden Wurzeln können bis sechs Meter lang werden: Spargel ist an trockene Standorte angepaßt. Er blüht mit kleinen weißlichen Blüten und bringt als Frucht scharlachrote Beeren. Diese sind für den Menschen schwach giftig und führen zu Bauchweh und Erbrechen. Vögel fressen die Beeren anscheinend schadlos und verteilen die in ihnen enthaltenen Kernchen. Damit tragen sie nicht unwesentlich zur Verbreitung von Spargel bei.

Wild kommt der Spargel in Mittel- und Südeuropa, Vorderasien, Sibirien und Nordafrika vor. Er braucht Wärme und lockere, sandige, nicht zu feuchte Böden. Mittelalterliche Autoren erwähnen wild wachsenden Spargel auf Kies- und Sandbänken in Rhein, Main und Donau. Das können verwilderte Vorkommen sein, da erst die Römer den Spargel nördlich der Alpen bekannt gemacht haben. Es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die männlichen blühen früher und treiben mehr Sprosse als die weiblichen, sodaß für den gewerblichen Gemüseanbau vorwiegend männliche Pflanzen verwendet werden.

Spargel

Spargel (Asparagus) (Tafel aus -Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz- von Otto Wilhelm Thomé von 1885 – Quelle: www.BioLib.de

Spargel als Gemüsepflanze braucht viel Handarbeit und Pflege – er läßt sich beispielsweise nicht maschinell ernten – und für einen guten Ertrag reichlich organischen Dünger. Dafür kann eine Spargelpflanzung bis zu zehn Jahre lang gute Erträge liefern. Bei warm-feuchter Witterung können die Spargelsprosse bis zu 7 cm pro Tag wachsen. Die Erntezeit beginnt (je nach Witterung) etwa Ende April und dauert traditionell bis zum 24.06., dem Johannistag. Eine alte Bauernregel formuliert das mit “Kirschen rot – Spargel tot”. Die Erntepause gönnt man den Pflanzen, damit sie sich für das kommende Jahr regenerieren können.

Als Gemüse- und Heilpflanze ist Spargel schon lange bekannt. In China wurden Spargelsprosse schon vor 5000 Jahren gegen Husten, Blasenprobleme und Geschwüre verordnet. Auch Ägypter, Griechen und Römer kannten und schätzten den Spargel als Medizin bei Nieren- und Blasenerkrankungen. Der lateinische Artname “Asparagus officinalis” bedeutet, daß Spargel amtlich als Heilmittel anerkannt (“offiziell”) war. Daher musste er in Apotheken vorrätig gehalten werden. Nach der Römerzeit geriet der Spargel in Mitteleuropa wieder in Vergessenheit. Erst im 16. Jhdt. ist der Anbau wieder belegt. Damals galt Spargel als teure Delikatesse, da er nicht lange sättigt, aber im Anbau aufwendig ist.

Die weit verbreitete Vermutung, “die” Kirche hätte etwas gegen den Spargel haben müssen, da er ein sofort verständliches Phallussymbol sei, trifft so nicht zu. Dazu war er im Mittelalter zu unbekannt und in der frühen Neuzeit zu teuer.

Spargel kann roh, gekocht und gebraten verzehrt werden – roh ist allerdings der typische Spargelgeschmack nicht so ausgeprägt. Dennoch ist die Zubereitungsart unerheblich für den fast unweigerlich sich einstellenden typischen Geruch des Urins nach dem Spargelverzehr. Bislang noch unerforschte Inhaltsstoffe des Spargels werden bei der Verdauung in schwefelhaltige Verbindungen umgebaut, die viele Menschen (nicht alle!) riechen können.

Spargel enthält viel Kalium; dies und die Asparaginsäure wirken harntreibend. Außerdem enthält er Kalzium, Phosphor, etliche wichtige Vitamine und Spurenelemente. Und er ist kalorienarm.

Die entwässernde Funktion des Spargels unterstützt Herz und Kreislauf, wirkt blutdrucksenkend durch die Verminderung der umgewälzten Flüssigkeitsmenge und unterstützt auch die Funktion von Lunge und Leber. Während die Sprosse (“Stangen”) harntreibend wirken, “stopft” die Wurzel.

Zwischen grünem und Bleichspargel gibt es botanisch keine großen Unterschiede. Der Grünspargel enthält vergleichsweise mehr Bitterstoffe, mehr Vitamin C und hat einen intensiveren Geschmack. Allerdings handelt es sich um unterschiedliche Kultursorten – man kann weißen Spargel nicht einfach treiben lassen und dann grün ernten, das Ergebnis wäre wenig befriedigend.

Spargel kann Gichtanfälle auslösen. Er zählt zu den Purinbildnern, daher. Wer dennoch nicht auf dieses Gemüse verzichten möchte, sollte viel trinken, damit möglichst viel der Harnsäure ausgeschwemmt wird, statt sich in den Gelenken abzulagern. Bei Blasensteinen sollte man vorsichtig mit Spargel sein, und bei einer Nierenentzündung auf ihn verzichten.

© Amhara zu Agorá

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