Esche

29. Januar 2017
Von

Heil- und NutzpflanzenDie Eschen gehören in die Familie der Ölbaumgewächse. In Europa sind die drei Arten “Gemeine Esche”, ” Manna-Esche” und “Schmalblättrige Esche” heimisch.

Esche (Tafel aus: "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Esche (Tafel aus: “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Die Gemeine Esche wird auch Hohe Esche genannt. Sie kommt in den gemäßigten Gebieten Europas von Südschweden bis Nordspanien und von den Britischen Inseln bis zum Schwarzen Meer vor. Mit einer Wuchshöhe von bis zu etwa vierzig Metern zählt sie zu den höchsten Laubbäumen Europas. Meist erreicht sie jedoch nur etwa zwanzig Meter Höhe. Sie kann einen Stammdurchmesser von zwei Metern haben. Als Hundertjährige hat sie durchschnittlich eine Höhe von dreißig Metern und einen Durchmesser von etwa vierzig Zentimetern. Das Höchstalter beträgt bis 300 Jahre. Der Stamm ist meist gerade und gabelt sich nicht. Er kann bis zwanzig Meter Höhe astfrei sein.
Die Äste stehen rechtwinkelig zum Stamm; die Zweige zeigen senkrecht nach oben. Zweige, die nicht genügend Licht bekommen, sterben und brechen später ab. Das beginnt üblicherweise nach etwa drei bis fünf Jahren. Die Esche teilt ihre Standort-Ansprüche mit der Buche, die sich aber meist besser durchsetzen kann. Wo die Esche auf feuchteren oder trockeneren Böden gedeiht, kann sie dem Konkurrenzdruck der Buche eher  standhalten.
Ihre Hauptwurzel wächst zuerst senkrecht in den Boden. Nach wenigen Zentimetern aber stellt sie sich auf ein waagrechtes Wachstum um. Eschen entwickeln ein typisches Senkerwurzel­system mit kräftigen, nahe der Oberfläche verlaufenden Seitenwurzeln. Von diesen entspringen kräftige, senkrecht nach unten wachsende Wurzeln. Das Wurzelsystem eines Baumes kann sich bis etwa sieben Meter ausbreiten und gelangt in eine Tiefe von mehr als einem Meter. Dadurch sind Eschen sehr zur Hang- und Uferbefestigung geeignet. Sie können Überflutungen bis zu einem Monat ohne Schäden überstehen.
Die Borke junger Bäume ist grünlich bis glänzend grau. Mit etwa 20 Jahren Jahren beginnen die jungen Bäume, eine Netzborke zu bilden. Sie erinnert im Aussehen etwas an Eichenrinde. Mit zunehmendem Alter wird sie dunkler bis schwarzgrau in der Farbe.
Eschenholz ist hell bis hellbraun gefärbt. Im Eschenholz sind die Jahresringe deutlich erkennbar. Eschen, die auf trockenen, kalkhaltigen Böden wachsen, können im Alter einen Kern bilden, der dem Holz des Olivenbaums ähnelt. Man spricht dann von Oliveschen. Dieses Holz kann für die Möbelherstellung besonders beliebt sein.
Eschenholz wird zu den Edellaubhölzern gezählt. Nach Buche und Eiche gehört es zu den wichtigsten Laubnutzhölzern Mitteleuropas. Eschenholz erfüllt höchste Ansprüche an Festigkeit und Elastizität. Es wird besonders für den Möbelbau, für Sportgeräte und Werkzeugstiele sowie Parkett gebraucht. In der Antike und im Mittelalter wurde Eschenholz aufgrund seiner hohen Bruchsicherheit und Elastizität für Waffen wie Armbrüste, Bögen, Jagdspieße, Lanzen und Speere verwendet. Als Waffenbaum wurden Eschen deshalb in der Nähe von Burgen gepflanzt. Auch nahm man Esche besonders gern im Wagenbau für Naben, Speichen, Felgen, Schlittenkufen und dergleichen.
Die Eschenblätter sind bis vierzig Zentimeter lange kahle und oberseits sattgrüne Fiederblätter. Normalerweise haben sie neun bis fünfzehn Paar Fiederblättchen. Die Blätter erscheinen erst nach der Blüte. Im Herbst verfärben sie sich in ein helles Gelb. Oft fallen sie noch grün vom Baum. Eschenlaub zersetzt sich rasch und ist ein wertvoller Humusbildner.
Eschenlaub war früher ein wichtiges Futtermittel für den Winter. Das Laub wurde im Sommer geschnitten, getrocknet und für die spätere Verwendung gelagert. Auch heute noch futtert Wild und Vieh gerne Eschenblätter, wenn sie erreichbar sind.
Die Eschenblüte beginnt im April. An der Blüte sind lediglich die roten Staubgefäße auffällig. Blütenblätter hat die Esche keine. Die Blüten stehen in Rispen und auch diese wieder in Trauben, sodaß eine blühende Esche durch rötliche Puschel auffällt. Anders als die übrigen Ölbaumgewächse ist die Hohe Esche “windblütig” – sie wird vom Wind bestäubt und nicht von Insekten. Aus den befruchteten Blüten entwickeln sich einsamige geflügelte Nüsse, die ungefähr im Oktober ausreifen. Die Flügel der Nuß sind mindestens doppelt so lang wie die Nuß und bilden ein langovales “Blatt”. Dadurch ist die Nuß ein Schraubenflieger. Sie trudeln bis sechzig Meter, manchmal 125 Meter vom Mutterbaum fort.
Nach einer Keimruhe von mindestens zwei Wintern entwickelt sich dann eine neue Generation. Eschensamen können bis zu sechs Jahre ruhen.
Der junge Baum strebt zum Licht – pro Jahr kann er anderthalb Meter “zulegen”. In der Jugend ist die Hohe Esche sehr schattentolerant.
Die Esche wird durch ein inzwischen in weiten Teilen Europas verbreitetes Eschensterben bedroht. Es wird von einem parasitierenden Pilz verursacht.
Schon in der Antike wurden verschiedene Teile von Eschen zu Heilzwecken verwendet. Allerdings handelt es sich hierbei meist um die Manna-Esche – die Hohe Esche möchte es kühler und feuchter, als es in Italien und Griechenland üblicherweise ist. Eschen werden im Corpus Hippocraticum erwähnt und auch in der “Materia Medica” des griechischen Arztes Dioskourides. Im zwölften Jahrhundert beschreibt Hildegard von Bingen die Zubereitung eines harntreibenden Tees aus Eschenblättern. Konrad von Megenberg empfahl die Rindenasche zur Behandlung von eitrigen Verletzungen.

Manna-Esche (Tafel aus: Köhlers Medizinal-Pflanzen; 1897; F.E.Köhler; Quelle: Wikipedia.de)

Manna-Esche (Tafel aus: Köhlers Medizinal-Pflanzen; 1897; F.E.Köhler; Quelle: Wikipedia.de)

Die Manna-Esche stammt aus dem östlichen Mittelmeer-Gebiet und hat sich von dort aus in alle ihr zusagenden Gebiete verbreitet. In Deutschland erfüllen bislang nur die Weinbau-Gebiete ihre Ansprüche an Temperatur und Licht. Sie toleriert Trockenheit und akzeptiert fast jeden Boden.
Die Manna-Esche bleibt erheblich kleiner als die Hohe Esche. Obwohl sie günstigstenfalls 24 Meter hoch werden kann, erreicht sie meist nur zehn. Ihre Fiederblätter haben meist nur neun Fiederblättchen-Paare und sind etwa zwanzig Zentimeter lang. Die Blätter erscheinen zeitgleich mit den Blüten im April. Die dichten, rispigen Blütenstände sind bis fünfzehn Zentimeter lang. Sie tragen viele weiße Blüten und duften angenehm.
Auf Sizilien wird zwischen Juli und September aus der dort reichlich wachsenden Manna-Esche das “Eschenmanna” (auch Mannasirup) gewonnen.
Man ritzt die Rinde von Ästen oder Stämmen von Bäumen an, die acht bis zehn Jahre alt sein sollen. Durch die Schnitte bis in die saftführende Schicht tritt der Saft aus, der an der Luft hart wird. Dieses “Manna” riecht ähnlich wie Honig und erinnert mit seinem süßlich-bitteren Geschmack auch an eine Mischung aus Mandeln und Honig.

Der süße, klebrige und gelblich-weiße frische Saft der Manna-Esche besteht zu 45 % aus Mannitol und hat eine leicht abführende Wirkung. Mannitol wird als Zuckeraustauschstoff (Zusatzstoffnummer E 421) verwendet. Es wird im menschlichen Organismus nicht verstoffwechselt. Stattdessen wird es unverändert über die Nierenkörperchen filtriert. Es bindet so Wasser und wird daher medizinisch eingesetzt, um die Harnmengen bei der Ausscheidung zu steigern. Ebenso bindet es Wasser im Darm und dient auf diese Weise als mildes Abführmittel. Mannitol soll sich sogar zur Behandlung von Darm-Divertikeln eignen.
Weil Mannitol die Eigenschaft hat, überall im Organismus Wasser zu binden, erprobt man derzeit die Möglichkeit, damit den zähen Schleim zu verflüssigen, der Mukoviszidose-Patienten quält.
Eschen-Manna dient erst seit der frühen Neuzeit als Medikament. In Hustensäften soll es zur Schleim-Lösung und Beruhigung beitragen.
Wird ein Stück Manna wie ein Bonbon gelutscht, verleiht es  einen frischen Atem.

© Amhara zu Agorá

Tags: ,

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *