Lungenkraut

10. April 2016
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Heil- und Nutzpflanzen

Lungenkraut (Tafel aus: "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Lungenkraut (Tafel aus: “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Das Gefleckte Lungenkraut, auch “Echtes” Lungenkraut genannt, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Rauhblattgewächse und in Europa verbreitet. Westlich kommt es bis zu den Ardennen, nördlich bis in die Niederlande, Dänemark und Mittelschweden vor. Es fehlt in Norwegen, auf den britischen Inseln ist es nur eingebürgert. Östlich findet man das Gefleckte Lungenkraut bis Mittelrußland und den Kaukasus, südlich kommt es auf dem nördlichen Balkan und bis Mittelitalien vor.
Bevorzugt wächst es in krautreichen Laub- und Buchenmischwäldern sowie an deren Rändern bis in Höhenlagen von etwa 1300 Metern. Im Süden ist es häufiger als im Norden. Es gedeiht am besten auf frischen, nährstoff- und basenreichen, meist kalkhaltigen, steinigen oder reinen Ton- und Lehmböden. Lungenkraut wird bis 30 Zentimeter hoch.
Das ausdauernde Kraut trägt auf seinen eiförmigen Blättern stets rundliche, oft scharf begrenzte, weiße Flecken. Die Oberseite der Blätter ist mit winzigen Stachelhöckern und wenigen Borstenhaaren aufgerauht. Es überwintert mit einer bodennahen Blattrosette und einem ziemlich dünnen Rhizom.
Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig und erinnern in der Form an Schlüsselblumen. Daher wird das Lungenkraut mancherorts auch “Blaue Schlüsselblume” genannt – ist aber mit dieser Primel nicht verwandt. Die Kelchblätter sind mindestens bis zur Hälfte ihrer Länge miteinander verwachsen. Die Blütenkrone ist anfangs rot bis purpurfarben und färbt sich nach etwa vier Tagen violettblau um. So stehen an einem traubigen Blütenstand stets unterschiedlich gefärbte Blüten. Der Nektar ist wegen der etwa einen Zentimeter langen Kronröhre nur langrüsseligen Bienenverwandten und Schmetterlingen zugänglich.
Die Bestäuber bevorzugen die jungen roten Blüten, die mehr Nektar enthalten als die blauen. Schwebfliegen fressen den Pollen. Das Lungenkraut blüht zwischen März und Mai. Seine Früchte werden zwischen Mai und Juni reif. Sie tragen ein “Ölkörperchen”, das Ameisen anlockt. Diese sammeln die Früchte begeistert ein, verzehren das Ölkörperchen und verbreiten so die Samen, die sie nicht anknabbern.
Das Gefleckte Lungenkraut wird seit dem Mittelalter gegen Lungenleiden eingesetzt. Hildegard von Bingen nennt es Lungwurz. Es enthält unter anderem Kieselsäure, Schleime, Saponine, Gerbstoffe, Allantoin und größere Mengen Mineralien und wirkt dadurch hustenreiz- und entzündungshemmend. Seine lindernde Wirkung entfaltet es aber auch bei Durchfall-Erkrankungen. Dafür wird das Lungenkraut als Tee aufgebrüht. Weil sich die moderne Medizin seit Längerem lieber auf chemische Medikamente verläßt, ist der Wissensstand über die Wirksamkeit von Lungenkraut dünn. Die Arzneimittelkommission spricht keine Empfehlung zum Gebrauch aus.
Kräuterkenner können Lungenkraut auch für Wildkräuter-Salate oder -suppen verwenden. Es hat einen leicht bitteren, leicht kohlartigen und milden Geschmack.
Bei der Herstellung von Wermut wird auch Geflecktes Lungenkraut verwendet.
Für den Garten (schattig, unter Bäumen und Gehölzen) gibt es verschiedene Sorten, die auch weiße Blütenfarben ins Spiel bringen. Hier passen Lungenkräuter gut zu Narzissen, Tulpen und anderen Frühlingsblühern. Durch die silbrige Blattzeichnung schmücken die Pflanzen ihren Standort als Bodendecker bis in den Herbst hinein.

© Amhara zu Agorá

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