Glockenblumen

13. März 2016
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Heil- und Nutzpflanzen

Acker-Glockenblume (Abb.2), Nesselblättrige Glockenblume (Tafel aus: "Deutschlands Flora in Abbildungen"; 1796; J.G.Sturm; Quelle: BioLib.de)

Acker-Glockenblume (Abb.2), Nesselblättrige Glockenblume (Tafel aus: “Deutschlands Flora in Abbildungen”; 1796; J.G.Sturm; Quelle: BioLib.de)

Nicht der Feldsalat war es, den die Mutter von Rapunzel so gerne essen wollte und den ihr Mann aus dem Garten der benachbarten Zauberin immer wieder mausen mußte – es war die (Rapunzel-)Glockenblume! Sie hat ihren Namen von ihrer Wurzel her: Rapunculus heißt “Rübchen”. Der Feldsalat hat keins.
Mehrere einheimische Glockenblumenarten haben als Gemüse gedient: Die Rapunzel-Glockenblume, die Acker-Glockenblume, die Nesselblättrige Glockenblume… Sie sind bis 110 cm hoch werdende mehrjährige krautige Pflanzen und kommen in fast ganz Europa bis nach Sibirien und auch in Nordwestafrika vor. Manche bezeichnen die Acker-Glockenblume als Unkraut. Tatsächlich sollte man sie als “eßbare Wildkräuter” einstufen.
Die Stängel sind kantig und leicht behaart bis kahl. Die grundständige Blattrosette der Acker-Glockenblume besteht aus großen, herzförmig bis dreieckigen Blättern, die am Stengel sitzenden Blätter sind schmaler. Auf der Unterseite sind sie behaart. Dagegen sind die Blätter der Grundrosette bei der Rapunzel-Glockenblume löffelförmig und erinnern tatsächlich an Feldsalat. Die Nesselblättrige Glockenblume ist die größte der drei hier besprochenen Arten. Sie hat ihren Namen daher, daß sie auf den ersten Blick wegen ihrer Behaarung und der Blattform mit der Brennessel verwechselt werden könnte.
Die blauvioletten Blütenglocken der Acker-Glockenblume stehen in Trauben und sind nickend. Die hellvioletten Blüten der Rapunzel-Glockenblume sind in einer schmalen Rispe angeordnet und weisen mit dem Schlund nach oben. Sie erscheinen von Juni bis August. Bestäubt werden sie besonders gern von Wildbienen und Hummeln. Aus dem befruchteten Fruchtknoten entwickelt sich eine Samenkapsel ähnlich wie beim Mohn. Die reifen Samen werden bei Windbewegung oder durch vorbeilaufende Tiere durch kleine Öffnungen freigesetzt und so verbreitet.
Die Wurzel dieser Glockenblumen ist als Speicherorgan fleischig verdickt. Neben der oft verdickten Rübe bildet  die Acker-Glockenblume immer auch unterirdische Sprosse, mit denen sie wuchert. Daher wird sie bei dem Botaniker Sturm als “Queckende Glockenblume” bezeichnet.
Sie wurden im Mittelalter nicht nur in der freien Natur gesammelt, sondern auch als Gemüsepflanze (hier die Rapunzel-Glockenblume) kultiviert. Im ersten Jahr konnte man das junge Kraut als Salat verzehren, im zweiten Jahr der Pflanze die fleischige Wurzel als Gemüse zubereiten. Im Elsass und in der Schweiz wurde sie noch zwischen 1906 und 1929 angebaut. Tatsächlich kann man fast alles essen. Allerdings sollte man bei den Blüten vor der Zubereitung (zum Beispiel als zierende Zutat im Salat) die grünen Teile entfernen.

© Amhara zu Agorá

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