Der Huflattich steht für sich als Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler und gehört nicht zur Gattung der echten Lattiche. Diese zeichnen sich durch einen hohen Gehalt an Milchsaft (lateinisch lac „Milch“) aus. Unser Kopfsalat beispielsweise gehört hierher. Die Bezeichnung -lattich geht auf das lateinische lapaticum zurück, mit dem man ursprünglich verschiedene großblättrige Pflanzen bezeichnete und das sich über laptica und lattica zu Lattich wandelte. Er ist in Europa, Afrika sowie in West- und Ost-Asien heimisch. Er gehört zu den ersten Blütenpflanzen im Frühjahr. Die Blüten erscheinen noch vor den Laubblättern. Als alte Heilpflanze hat er viele Regionalnamen bekommen: Breit-, Brust-, Eselslattich, Latten oder Lette, Ackerlatsche, Kuhfladen, Esels- oder Roßhuf, Fohlenfuß oder Hufblatt.
Das ausdauernde Kraut erreicht Wuchshöhen von zehn bis dreißig Zentimetern. Die langgestielten und grundständigen Laubblätter können bis 20 Zentimeter Breite aufweisen. Sie sind gezähnt und herz- oder hufförmig. Durch die weißfilzige Blattunterseite ist das stark-nervige Adernetz nicht deutlich sichtbar. Durch diese weiche Behaarung haben die großen Blätter des Huflattichs von Naturfreunden auch den Namen “Wanderers Klopapier” erhalten.
Im zeitigen Frühjahr – ab Februar – erscheint zunächst pro Pflanze nur je ein Blütenstand, der sich aus etwa 300 weiblichen, gelben Zungenblüten und 30 bis 40 männlichen, gelben Röhrenblüten zusammensetzt. Huflattich-Blüten erinnern an die Blüten des Löwenzahns. Erst nach dem Abblühen folgen die Blätter. Zur Blütezeit sind die Stengel lediglich mit typischen braunen oder rötlichen, behaarten Schuppenblättern besetzt. Sie werden von Bienen, Käfern und Schwebfliegen bestäubt. Auch Selbstbestäubung kommt vor. Die Samen werden (wie beim Löwenzahn) als Schirmflieger über den Wind verbreitet. Aber auch über Klettausbreitung und Ameisen werden die Samen weitergetragen. Die Blüten duften schwach honigartig und schmecken ähnlich wie die Blätter, jedoch etwas süßer. Die Blätter, deren leicht bitterer Geschmack zusammenziehend wirkt, haben einen milden Geruch. Die Blätter kann man mit der weiß blühenden Pestwurz verwechseln, die allerdings auf eher feuchten Böden daheim ist – der Huflattich besiedelt trocken-warme Standorte auf durchlässigen Böden. Als Pionierpflanze findet der Huflattich manchmal Bedingungen, zum Beispiel an Straßenböschungen, in Sandgruben, Baustellen und Steinbrüchen, die zu Massenbeständen führen. Entsprechend verankert er sich mit kriechenden, bis zu zwei Meter langen unterirdischen Wurzelausläufern.
Huflattich enthält unter anderem Polysaccharide, Schleimstoffe, Sterole, Bitterstoffe und Gerbstoffe. Er gilt seit alters als bedeutsame Heilpflanze bei Hustenreiz und wirkt schleimlösend. Dazu werden die Blätter verwendet. Schon Dioskourides, Plinius und Galenos empfehlen den Rauch der angezündeten Blätter gegen Husten. Dieser antiken Verwendung folgen bis heute zum Beispiel die Hersteller des britischen “Herbal Tobacco”. Hildegard von Bingen setzt ebenfalls den Huflattich als Heilmittel bei Husten, Kehlkopfkatarrhen und ähnlichen Erkrankungen ein. Allerdings enthält Huflattich die grundsätzlich gefährlichen Pyrrolizidinalkaloide, sodaß man geprüfte, standardisierte Heildrogen verwenden sollte – und auf das Selbersammeln in der Natur lieber verzichten.
Als antibakterielles, blutstillendes und entzündungshemmendes Kraut hilft ein Tee von Huflattichblättern nicht nur bei Husten, sondern auch bei Hautproblemen. Dioskourides empfiehlt, einen fein mit Honig geriebenen Blätter-Teig von Huflattich auf die Haut aufzutragen, um alle möglichen Entzündungen zu kurieren – Akne, Couperose und dergleichen.
© Amhara zu Agorá
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