Landauf landab öffnen die Weihnachtsmärkte am Montag nach dem Ewigkeitssonntag. Inzwischen sind sie nicht mehr auf die Städte, die ein Marktrecht haben, beschränkt – jedes kleine Dorf baut wenigstens an einem Wochenende im Dezember einige Buden auf und versucht, adventliche Stimmung zu erzeugen. Im Mittelalter war das anders. In den Dörfern gab es keine Märkte – die gab es nur in der Stadt. Die Dorfbewohner zogen als Händler und Käufer zu Markte. Mit vorweihnachtlicher Romantik hatten die Advents- und Weihnachtsmärkte anfänglich daher wenig zu tun. Die Romantik entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert.
Der älteste Weihnachtsmarkt in Deutschland findet seit 1384 in Bautzen statt. Damals verlieh König Wenzel IV. der Stadt Budissin das Recht zur Abhaltung eines freien Fleischmarktes. Vom St. Michaelstag (29.09.) an war es Sonnabends jedem Fleischer erlaubt, seine Ware öffentlich auf dem Markt zu verkaufen. 1505 wurde die Verordnung dahin erweitert, dass in der Oberlausitz nur in Bautzen ein solcher Markt abgehalten werden durfte. Das Recht hatten die Fleischer bis Weihnachten. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich zum Fleisch andere Erzeugnisse des täglichen Bedarfs gesellt – und schließlich wurde daraus ein Spezialmarkt für Saisonartikel und Ambiente – eine Luxuseinrichtung.
Auch der Weihnachtsmarkt sollte den Bürgern in der Stadt die Möglichkeit geben, sich vor Beginn der strengsten Zeit des Winters mit dem nötigen Bedarf einzudecken. Sie waren auf Einkaufsmöglichkeiten angewiesen, da sie sich nicht selbst mit Lebensmitteln versorgen konnten. Auf dem Frankfurter Christkindchesmarkt, der erstmalig 1393 erwähnt wird und seither jährlich auf dem Römerberg stattfindet, durften nur Frankfurter Bürger einen Stand aufstellen. Im 19. Jahrhundert beschloß der Magistrat von Frankfurt/ Main, dass “nur eigentliche Weihnachtsmarkt-Artikel feilgeboten und verkauft werden” dürften – wir wollen ja auch keine Wühltische und Grabbelware auf dem Weihnachtsmarkt haben.
Der Dresdner Striezelmarkt – seit 1434 regelmäßig im Advent auf dem Altmarkt veranstaltet – war anfänglich, wie der in Bautzen, ein Fleischmarkt. Im Unterschied zum Bautzener Weihnachtsmarkt war der Striezelmarkt auf einen Tag beschränkt. Im 16. Jahrhundert, also in der Reformationszeit, lockte der Markt immer mehr Anbieter aus benachbarten Ortschaften, dem Erzgebirge, der Oberlausitz und sogar aus Böhmen an.
Sein Name leitet sich vom Dresdner Christstollen ab, der im Mittelhochdeutschen (und heute noch mundartlich) “Striezel” heißt. In der Vorweihnachtszeit – und die dauert bis zum 24.12. einschließlich! – war der Striezel ein mageres Backwerk für das christliche Adventsfasten. Mit dem “Butterbrief” Papst Innozenz`VIII. von 1491 wurde Butter (gegen Ablaß) im Striezel erlaubt – und seit 1500 werden in Dresden “Christbrod uff Weihnachten” auf dem Striezelmarkt verkauft.
© Amhara zu Agorá
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