Die Kiefern

22. November 2015
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Heil- und Nutzpflanzen
Die Pflanzenfamilie der Kiefern ist auf der gesamten Nordhalbkugel der Erde verbreitet. Zu ihr gehören in Europa, Nordafrika und Asien außer der bekannten Wald-Kiefer neben Zirbe und Pinie auch Aleppo-Kiefer, Schwarzkiefer und Bergkiefer. Es sind immergrüne, zwittrige und windblütige Nadelbäume. An einem Baum wachsen also männliche und weibliche Blüten und der Pollen wird vom Wind verfrachtet. Kiefern verankern sich mit einer Pfahlwurzel im Untergrund, die etliche Meter lang werden kann. Auf felsigem Gelände wird jede kleine Ritze genutzt.

Pinus sylvestris, Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera (Quelle, Wikipedia)

Pinus sylvestris, Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera (Quelle, Wikipedia)

“Föhre” ist die ursprüngliche Bezeichnung für Bäume dieser Art – “Kiefer” nennt man sie erst seit dem 16. Jahrhundert. Vermutlich ist der neuzeitliche Begriff aus dem mittelhochdeutschen “Kienforha” zusammengezogen, da man bevorzugt aus dem harzreichen Holz dieser Bäume die zum Feuermachen notwendigen Kienspäne geschnitten (geschlissen) hat.
Die Pinie kommt in Mitteleuropa natürlicherweise nicht vor. Ihre Herkunft liegt im nördlichen Mittelmeerraum von der Iberischen Halbinsel bis nach Anatolien. An den Boden stellt sie kaum Ansprüche, möchte es warm und hält Dürre gut aus. Vernäßte Böden meidet sie und leidet erheblich, wenn zu Frostgraden auch noch eine hohe Luftfeuchtigkeit kommt. Temperaturen unter -10°C übersteht sie normalerweise nicht. Ihre wirtschaftliche Bedeutung seit der Antike hat die Pinie durch ihre eßbaren Samen, die Pinienkerne.
Die Aleppo-Kiefer ist in ihren natürlichen Vorkommen ebenfalls auf das Mittelmeergebiet beschränkt. Sie kommt von Nordafrika und Spanien im Westen bis nach Griechenland und die Türkei im Osten vor. Im Sahara-Atlas steigt sie bis auf Höhen von über 2000 Metern; ansonsten erträgt sie Trockenheit und mittlere Minusgrade und auch Salzwasser-Gischt.
Meist wird die Aleppo-Kiefer mit der Pinie verwechselt. Dies liegt an einer Fehlübersetzung: das englische ‘pine’ bedeutet ‘Kiefer’ – und nicht ‘Pinie’! Bei den meisten Darstellungen in Bildbänden, TV und Internet ist die Aleppo-Kiefer abgebildet… Im Mittelmeergebiet ist die Aleppo-Kiefer ein wichtiger Wirtschaftsbaum. Das Holz findet für Spanplatten, Möbel- und Schiffbau Verwendung oder dient als Brennholz; Harz dient als Grundstoff für alle möglichen Endprodukte, wird aber in der modernen chemischen Industrie zunehmend verdrängt – immerhin merkt man das Kiefernharz noch deutlich im Retzina-Wein. Auch die Samen der Aleppo-Kiefer sind eßbar (wie Pinienkerne) und werden in der Küche gebraucht.
Die Bergkiefer ist sehr vielgestaltig. Die Latsche, Legföhre oder Krüppelkiefer wächst meist strauchartig und kaum höher als drei Meter. Sie ist ein Baum des Gebirges und gedeiht in Höhen von 1000 bis 2700 Metern. Dort besiedelt sie sogar sehr ungünstige Standorte – auch Plätze, die durch häufige Lawinen regelmäßig plattgewalzt werden – und überlebt diese Katastrophen. Als Ziergehölz kann man die langsam wachsende Legföhre im Stein- oder Heidegarten anpflanzen.
Die Aufrechte Bergkiefer (Spirke) wird bis 25 Meter hoch. Sie besiedelt Flächen in den Pyrenäen, dem französischen Zentralmassiv, im Schweizer Jura und in den Westalpen unterhalb der Krummholzzone.
Die Moor-Spirke kann sich in ihrer Wuchsform nicht so recht entscheiden: manchmal wächst sie niederliegend wie eine Legföhre, manchmal aufrecht wie eine Spirke. Dann kann sie 10 Meter Höhe erreichen. Moor-Spirken wachsen im Mittelgebirge.
Die Nadeln der Bergkiefern wachsen als Pärchen, sind dunkelgrün, bis fünf Zentimeter lang und werden bis 10 Jahre alt. Die Bäume sind – wie alle Kiefern – Zwitter, d.h. sie bilden Pollen und weibliche Fruchtstände an einem Baum aus. Die Fruchtzapfen benötigen drei Jahre bis zur Reife. Die ‘Kienäppel’ werden zwischen bis 7 cm lang und bei geöffneten Schuppen bis 5 cm breit.
Latschenholz ist hart und läßt sich schwer spalten. Da Stämme und Äste nicht sehr dick werden, ist die Verwendbarkeit des Holzes für den Möbel- und Industriebau eingeschränkt.
Aus frischen Zweigspitzen und Nadeln gewinnt man Latschenkiefernöl, das äußerlich und innerlich bei Erkältungskrankheiten und rheumatischen Beschwerden eingesetzt wird. Außerdem kann man auch die jungen Kieferntriebe (wie Tanne und Fichte) als Gewürz etwa bei Eingelegten Gurken oder als wesentliche Zutat bei Gelee bzw. Likör gebrauchen.
Die Schwarzkiefer kommt natürlicherweise in Südeuropa, Kleinasien und im westlichen Nordafrika und auch in Teilen Österreichs vor, wird aber weltweit als Forst- und Parkbaum angepflanzt, weil sie Luftverschmutzung so gut erträgt und an den Boden so wenig Ansprüche stellt. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet kommt sie von der Küste bis in Höhen von 2000 Metern vor. Schwarzkiefer heißt diese Art, weil die verdeckten Teile der Zapfenschuppen schwarz gefärbt sind. Wenn man sie läßt, können Schwarzkiefern 800 Jahre alt werden. Die Bäume werden auf gerade wachsenden Stämmen bis zu 50 Meter hoch. Der Stammdurchmesser kann fast zwei Meter erreichen. Im Alter flacht die Krone meist ab.
Im Alter von 15 bis 40 Jahren blüht eine Schwarzkiefer erstmalig. Die männlichen Zapfen reifen, je nach Standort, zwischen April und Juni. Die weiblichen Zapfen verfärben sich bis zur Bestäubung karminrot. Sie werden bis zur endgültigen Reife im zweiten Jahr bis zu 12 cm lang und bis zu 4,5 cm dick.
Die kennzeichnenden paarigen Nadeln können, je nach Unterart, bis zu 24 cm lang werden. Sie bleiben zwischen drei und acht Jahren am Baum.
Die Borke der Schwarzkiefern reißt mit zunehmendem Alter auf und bildet Platten.
Wegen des hohen Harzgehaltes spielt Schwarzkiefernholz eine wichtige Rolle in der Pecherei. Schon die Römer zapften die Schwarzkiefern zur Harzgewinnung an. Das Holz wird vielfach genutzt und gerne für Bühnenböden verwendet, da es nicht knarrt.
Die Waldkiefer wird auch Gemeine Kiefer oder Rotföhre genannt. Sie ist aus forst- und holzwirtschaftlichen Gründen eine der am häufigsten angebauten Baumarten Deutschlands. Deutlich seltener kommen auch natürliche Kiefernwälder vor. Ursprünglich ist sie in Mittel- und Nordeuropa bis weit nach Sibirien beheimatet. Sie ist an magerste Böden und Trockenheit angepaßt.
Der schnellwüchsige immergrüne Nadelbaum kann Wipfelhöhen bis 48 Meter und Stammdurchmesser bis zu einem Meter erreichen. Das erreichbare Alter liegt bei 600 Jahren. Die Krone kann kegelförmig oder aufgeschirmt sein. Bei älteren Bäumen sind die unteren Äste meist abgestorben.
Die in der Jugend  glatte graugelbe Borke wird später braunrot und reißt im unteren Bereich des Stammes in grobe Schuppen auf. Weiter oben am Stamm trägt die Kiefer eine dünne Spiegelrinde von oranger Färbung. Hier können sich Platten lösen, die manchmal dünn wie Pergament sind.
Die blaugrünen Nadeln sitzen paarweise am Zweig und bleiben dort einige Jahre. Sie können bis 7 Zentimeter lang werden.
Waldkiefern blühen erstmalig mit ungefähr zehn bis fünfzehn Jahren von April bis Mai. Die Fruchtzapfen reifen erst im zweiten Jahr. Dann sind sie dunkel graubraun und bis acht Zentimeter lang und 3,5 Zentimeter breit. Die Samen freilich werden erst im dritten Jahr entlassen.
Mit der Waldkiefer wird ein Großteil des Bedarfs an Industrie- und Bauholz gedeckt. Deswegen wurde sie in Deutschland in Monokulturen bewirtschaftet. Dabei werden die Bäume bereits im Alter von 80 bis 140 Jahren geschlagen.

© Amhara zu Agorá

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