Die einzigartigen Stabkirchen in Norwegen bilden einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Architekturgeschichte. Von den im Mittelalter über 1000 erbauten Kirchen sind heute nur noch 29 erhalten geblieben. Viele davon wurden im Laufe ihrer Geschichte den Bedürfnissen der Gemeinde angepasst, erweitert und umgebaut. Auch haben Renovierungen und Instandhaltungen hier und da zu unsachgemäßen Rückbauten geführt. Dies hat zur Folge, dass die Stabkirchen oft Zeugnis von unterschiedlichen Stilepochen ablegen. Neben den historischen Gebäuden gibt es einige neuzeitliche Nachbauten in verschiedenen Ländern.
Die Vielzahl der Stabkirchen wurde vermutlich in einem Zeitraum von der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts bis etwa 1350 gebaut. Die älteste noch erhaltene Stabkirche ist die Stabkirche Urnes, welche bereits 1979 in die UNESCO-Liste der Weltkulturgüter und Naturdenkmäler aufgenommen wurde.
Die Bauweise der Stabkirche ist auch namensgebend. Das Dach der Kirche wird von senkrecht stehenden Stäben (Säulen oder Masten) getragen. Aber nicht nur das Dachtragwerk ist senkrecht, sondern auch die übrigen Bauteile. Diese Bauweise erinnert an die Bauart der Schiffe aus der Wikingerzeit. Als Baumaterial diente fast ausschließlich Kernholzkiefer. Dieses Holz war mehrere hundert Jahre gewachsen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich das Holz auf der der Sonne abgewandten Seite so schwarz verfärbt, dass man meinen könnte, das Holz wäre angebrannt.
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Wie gesagt, haben nur wenige der wunderschönen Bauwerke die lange Zeit überdauert. Ein Grund dafür ist in der verminderten Bevölkerungszahl zu finden, nachdem auch in Norwegen die Pest grassierte. Der schwarze Tod raffte vermutlich gut zwei Drittel der Bevölkerung hin. Die immer wiederkehrenden Pestepidemien des Mittelalters seit 1348/1349 und der Neuzeit führten dazu, dass die Anzahl der Bevölkerung erst im Laufe des 17. Jahrhunderts wieder anstieg. Der Bedarf an Kirchen ging in jener Zeit extrem zurück. So kam es auch, dass die zu jener Zeit nicht benötigten Kirchen nicht instandgehalten wurden oder gar in Vergessenheit gerieten. Es ist zu vermuten, dass baufällige Kirchen abgerissen wurden. Meist hatten nur die größten und schönsten Stabkirchen eine Chance, weiter genutzt und erhalten zu werden. Der Neubau von Steinkirchen ab 1650 und der damit einher gehende Abriss von alten Gebäuden trug zum weiteren Verschwinden der Stabkirchen bei.
Neben den 29 noch erhaltenen historischen Stabkirchen gibt es zu einigen anderen Kirchen Bauteile, welche erhalten sind. Beispielsweise Holzschnitzereien und Portale sind unter anderem heute in Museen zu bewundern. Auch gibt es zu weiteren 50 Stabkirchen durchaus gute Dokumentationen.
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