Haselwurz

31. Mai 2015
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Zwischen dem vorjährigen LaubHeil- und Nutzpflanzen
Die Gewöhnliche Haselwurz wächst als einzige Art ihrer Gattung in Wäldern in weiten Gebieten Eurasiens, die übrigen Verwandten auf der weiteren Nordhalbkugel. Man findet sie oft unter Haselnußsträuchern, daher ihr Name. Ansonsten bevorzugt die Haselwurz kalkhaltige, feuchte Standorte und braucht nährstoffreiche Böden.

Asarum europaeum - Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera (Quelle: Wikipedia)

Asarum europaeum – Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera (Quelle: Wikipedia)

Die Haselwurz ist ein immergrünes ausdauerndes Kraut, das nur fünf bis zehn Zentimeter hoch wird und an geeigneten Standorten kleine Polster bilden kann. Die oberirdischen Pflanzenteile sind behaart. Sie bildet eine Speicherwurzel aus. Alle Pflanzenteile riechen intensiv, aromatisch und pfeffrig. Zwischen jeweils zwei annähernd nierenförmigen und glänzenden Blättern stehen einzelne krugförmige Blüten. Sie sind braunrot bis purpurn gefärbt und haben drei Zipfel. Zwischen dem vorjährigen Laub, das die Pflanzen bedecken kann, fallen die Blüten oft gar nicht auf. Die Blütezeit dauert von März bis Mai. In sechsklappigen Kapselfrüchten reifen ab Juni die Samen heran, die die Pflanze von Juli bis August verstreut. Da sie Ölkörperchen tragen, werden sie auch von Ameisen verschleppt.

Asaron im Wiener Dioskurides, Byzanz 512 (Wiener Codex medicus graecus 1, Blatt 30v) (Quelle: Wikipedia)

Asaron im Wiener Dioskurides, Byzanz 512 (Wiener Codex medicus graecus 1, Blatt 30v) (Quelle: Wikipedia)

Blätter und Wurzeln der Haselwurz schmecken nach Pfeffer, die Wurzel enthält kampferartige, ätherische Substanzen, die schleimhautreizend, brech- und niesreizanregend wirken und innere Blutungen auslösen können. Bis ins 18. Jahrhundert wurden die getrockneten Wurzeln als Brechmittel verwandt. Später gehörten sie in pulverisierter Form zu den veränderlichen Zutaten des Schneeberger Schnupftabaks. Die Droge wird im August gesammelt. Heutzutage wird vom pharmazeutischen Gebrauch der Haselwurz abgeraten.
Die ganze Pflanze ist giftig. Als Vergiftungserscheinungen treten auf: Brennen im Mund und im Schlund, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Durchfälle und Uterusblutungen. Im Extremfall kann der Tod durch zentrale Atemlähmung eintreten.
Als Brechmittel hat schon Dioskourides die Haselwurz gekannt, ebenso die “Beförderung der monatlichen Reinigung”. Zudem empfiehlt er sie bei Ischiasschmerzen. Die Anregung zum Niesen versuchte man bei der Behandlung von Nebenhöhlen-Infektionen zu nutzen. Der Erkrankte leidet vor allem unter den nicht nachlassenden rasenden Kopfschmerzen. Außerdem  konnte eine unbehandelte Nebenhöhlenerkrankung durch Vereiterung leicht zum Tode führen – da wog ein wenig Vergiftung nicht ganz so schwer. Heutzutage gibt es bessere, nicht ganz so gefährliche Mittel.

© Amhara zu Agorá

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