Rettich

24. Mai 2015
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Heil- und NutzpflanzenRettiche sind eine Pflanzengattung mit mehreren Arten und gehören zu den Kreuzblüten-Gewächsen. Also sind sie mit Kohl, Raps und Rauke verwandt. Sie bilden in der Regel mehr oder weniger fleischige Speicherwurzeln aus und sind ein- bis zweijährig.

Acker-Rettich (Tafel aus: Deutschlands Flora in Abbildungen; J. Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de)

Acker-Rettich (Tafel aus: Deutschlands Flora in Abbildungen; J. Sturm; 1796; Quelle: BioLib.de)

Der Acker-Rettich, auch Hederich genannt, bildet keine verdickte Speicherwurzel und ist mit “unserem” Garten-Rettich lediglich verwandt. Ursprünglich stammt er aus dem Mittelmeer-Raum und wurde von den frühen Getreidebauern nach Mitteleuropa verbreitet. Er wächst als einjähriges Kraut in Unkrautfluren, wird aber auch als Gründüngung angebaut. Sehr kalkhaltige Böden mag er nicht. Seine bis 1 m lange Wurzel lockert den Boden auf.
Die gelben, selbststerilen Blüten sind eine sehr gute Bienenweide. Aus den von Insekten befruchteten Blüten entwickeln sich von August bis Oktober gekammerte Schoten. Sie ähneln einer Perlenschnur und enden in einem langen samenlosen Schnabel. Die Samen sind bis 30 Jahre keimfähig und sehr ölreich. Aus ihnen kann Senf hergestellt werden. Auch das Öl kann man, wie die Blätter, zu Speisezwecken nutzen. Möglicherweise sind die Blätter, die in Salaten oder als Gemüse gegessen werden können, hilfreich bei Diabetes und könnten gegen gedrückte Stimmung helfen.

Als Garten-Rettich wird eine Pflanzenart bezeichnet, zu der eine ganze Reihe von Nutzpflanzen gehört, wie Radieschen und Öl-Rettich. Er ist also in Form und Aussehen sehr variabel.
Zu den Radieschen zählen auch die “Eiszapfen”.
Der Rattenschwanzrettich, auch Schlangenrettich, Schotenrettich, Mogri oder Mougri genannt, ist sehr eng mit dem Radieschen verwandt und kommt aus Asien.

Rattenschwanz-Rettich (Tafel aus: Nature And Art Vol. I; J.R.Jackson; 1866; Quelle: Wikimedia.de)

Rattenschwanz-Rettich (Tafel aus: Nature And Art Vol. I; J.R.Jackson; 1866; Quelle: Wikimedia.de)

Anders als beim Radieschen ißt man jedoch nicht die Rübe, sondern die bis zu 15 cm langen, an „Rattenschwänze“ erinnernden, knackigen Schoten. Man verzehrt sie roh in unreifem Zustand oder in Essig eingelegt. Auch seine Blätter werden als Gemüse verwendet.
“Der” Rettich kann schwarz oder weiß sein (Schwarzer Winter-Rettich, Weißer Bier-Rettich), der asiatische Daikon wird gewaltig groß – 50 cm lang und (selten) bis 20 kg schwer.
Die Kultur von Ölrettichen, die keine Rübe ausbilden, in Ägypten wird schon von Plinius dem Älteren dokumentiert. In Ägypten, China und Japan wird er auch heute noch zur Ölgewinnung angebaut.

Der Gartenrettich ist eine Kulturpflanze und verwildert nur selten. Vermutlich wurde er bereits im Altertum aus Strand-Rettich und Schnabel-Rettich herausgezüchtet. Dies geschah wohl im östlichen Mittelmeerraum oder dem Kaukasus. In Mitteleuropa wurde eventuell auch noch der hier heimische Acker-Rettich eingekreuzt, mit dem die beiden Elternarten näher verwandt sind. Herodot behauptet, schon die Arbeiter an den Pyramiden hätten Rettich gegessen – das erscheint allerdings wenig glaubhaft, denn zur Zeit des Cheops hatten die Ägypter noch gar kein Wort für dieses Wurzelgemüse. Theophrast beschreibt im 4. vorchristlichen Jahrhundert bereits verschiedene Sorten und Plinius der Ältere notiert, Rettich wüchse in kälteren Gebieten so gut, “daß er in Germanien die Größe neugeborener Kinder erreicht”. Die älteste erhaltene Abbildung stammt aus dem Wiener Codex des Dioskourides, einer Abschrift von etwa 500 n. Chr. In seinem Herbarium widmet sich der berühmte Pharmakologe zahlreichen Arzneipflanzen, so auch dem Rettich. Als “Radices” wird der Rettich im Capitulare Karls des Großen aufgelistet.
Rettich blüht  im Mai und Juni weiß oder violett, dabei sind die Adern dunkler. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, aber auch Selbstbestäubung ist möglich. Die Frucht ist eine kurze, gedunsene Schote, die nicht oder nur leicht perlschnurartig gegliedert ist. Bei Reife bleibt die Frucht geschlossen. Die Pflanze enthält Senfölglykoside, die den scharfen Geschmack verursachen. Er bevorzugt lehmigen bis sandigen, nährstoffreichen Boden, der gut gelockert sein sollte.
Der wichtigste nutzbarer Teil der Pflanze ist die verdickte Wurzel, aber auch die Blätter können gegessen werden. Junge Blätter kann man in einen Salat geben, ältere wie Spinat zubereiten.
Neben den Senföl-Glykosiden enthält Rettich viel Vitamin C, außerdem Vitamine der B-Gruppe, Vitamin A und Mineralien wie Kalium und Magnesium.
Die Senföl-Glykoside wirken antibakteriell, das Kalium harntreibend, die große Menge Vitamin C gut gegen Skorbut. Rettichsaft wirkt schleimlösend und hilft bei Husten (auch Keuchhusten) und Heiserkeit. Rettich regt die Verdauung an (Magensaft- und Gallen-Sekretion), kann aber auch die Magenschleimhaut reizen. Auch hier gilt die Erkenntnis von Paracelsus: “allein die Dosis macht, daß ein Mittel zuträglich ist”.

© Amhara zu Agorá

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