Schöllkraut

17. Mai 2015
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Heil- und Nutzpflanzen

Schöllkraut (Tafel aus: "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz"; O.W.Thomè; 1885; Quelle: BioLib.de)

Schöllkraut (Tafel aus: “Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz”; O.W.Thomè; 1885; Quelle: BioLib.de)

Das Schöllkraut ist ein sommergrünes mehrjähriges Kraut und gehört in die Familie der Mohngewächse. Ursprünglich beheimatet ist es von den gemäßigten Zonen Mitteleuropas bis in den Mittelmeerraum. Für die Winterruhe hat es ein Rhizom, das diese Zeit überdauern kann. Schöllkraut enthält einen Milchsaft, der in diesem Falle aber orange ist – nicht weißlich wie zum Beispiel beim Gartenmohn oder dem Klatschmohn. Die Blätter sehen entfernt ähnlich aus wie Sellerie, mit dem das Schöllkraut natürlich überhaupt nicht verwandt ist. Sie sind auch erheblich weicher, heller grau-grün gefärbt und auf der helleren Blattunterseite leicht behaart.
Die Pflanze kann an gut versorgten Standorten bis zu 80 Zentimeter hoch werden und dichte Teppiche bilden.
Schöllkraut blüht von Mai bis Oktober, in geschützten Lagen auch früher und länger. Die dottergelben vierblättrigen Blüten haben einen Durchmesser von etwa 2 Zentimetern. Bei schlechtem Wetter bleiben sie geschlossen. Da sie die Pflanze um einige Zentimeter überragen, fallen sie ziemlich auf. Nach der Bestäubung durch Insekten entwickelt sich eine schotenförmige Samenkapsel mit vielen kleinen schwarzen Samen. Die Samen tragen ein Ölkörperchen, das Ameisen anlockt, und werden so verbreitet. Es wächst daher sogar in Mauerspalten. Ansonsten bevorzugt es gut gedüngte Standorte.
Schöllkraut ist in allen Teilen giftig. Im Labor wirken Schöllkrautextrakte gegen Viren, gegen Bakterien und gegen Pilze sowie schwach giftig auf menschliche Zellen. In Tierversuchen wurde eine schwache Wirkung auf Influenzaviren festgestellt.
Schon in der Antike wurde das Schöllkraut medizinisch genutzt. Dioskourides notiert in seiner Arzneimittellehre, daß der mit Honig vermischte Pflanzensaft gegen “Verdunkelung der Augen” wirke und die Wurzel durch das Zerkauen gegen Zahnschmerzen. Mit Weißwein und Anis vermischt sollte es bei Gelbsucht helfen. Heutzutage wird es in verschiedenen Pflanzlichen Arzneien sowie in homöopathischen Produkten verwendet und kann in der Apotheke gekauft werden.
Die verschiedenen Alkaloide, Flavone und Bitterstoffe des Schöllkrauts wirken vor allem auf Leber und Galle: Bei innerlicher Anwendung von Schöllkrautextrakten fördern sie den Gallenfluss, regen die Leberfunktion an und haben eine entkrampfende Wirkung. Außerdem wirken sie schwach entzündungshemmend und schmerzlindernd. In der Volksmedizin wird der Saft der Pflanze äußerlich bei Hautkrankheiten wie Warzen verwendet. Man bricht einen Stengel der Pflanze ab und betupft die entsprechende Hautstelle direkt mit dem orangefarbenen Milchsaft. Diese Behandlung sollte man täglich  durchführen, bis die Warze weg ist. Die umgebende Haut sollte man aber schützen, denn der Saft wirkt ja auch auf gesunde Zellen.
Innerlich verwendet führen zu große Mengen der Pflanze zu schweren Reizungen des Magen-Darm-Traktes. Daher sollte man damit sehr vorsichtig sein. Als Zutat zum Salat eignet sich das Schöllkraut sicher nicht.
Weil die Pflanze schlecht schmeckt, kommen Vergiftungen bei Tieren kaum vor. Dennoch ist das Schöllkraut giftig für Pferde, Hunde, außerdem für Hasen, Kaninchen, Meerschweinchen und Hamster. Die Giftwirkung verliert sich allerdings beim Trocknen, sodaß Heu mit Schöllkraut nicht mehr gefährlich ist.

© Amhara zu Agorá

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