Primeln sind nicht nur sprichwörtlich gewordene Zierpflanzen (da “geht einer ein wie eine Primel”), sondern auch mit hohem Symbolgehalt beladene Heilpflanzen. Die Echte Primel, auch Himmelsschlüssel genannt, und
ihre Schwesterart Hohe Primel sind ausdauernde, krautige Pflanzen, die die kalte Jahreszeit in ihrem Rhizom (Wurzelstock) überstehen. Dann sind die oberirdischen Pflanzenteile verwelkt. Die Pflanzen werden 8 – 30 cm hoch und bilden meist kleinere oder größere Gruppen. Primeln gehören zu den ersten Frühlingsblumen. Daher kommt auch ihr botanischer Name: Primula von lateinisch *prima – die erste.
Die Laubblätter bilden eine grundständige Rosette. Sie sind oberseits dunkelgrün und runzelig, unterseits hellgrün. Die Blütendolde sitzt auf einem mehr oder weniger langen blattlosen, beflaumten Stengel. 5 – 20 Blüten erscheinen von April bis Juni im nördlichen (kälteren) Teil des Verbreitungsgebietes beziehungsweise von Februar bis Mai in wärmeren Lagen. Die Echte Schlüsselblume blüht dottergelb und duftet stark, auffällig sind die orangefarbenen Saftmale im Schlund der Blüten. Die Hohe Schlüsselblume ist heller gelb (deswegen wird sie auch “Weiße” Schlüsselblume genannt), sie duftet weniger deutlich und sie hat keine oder nur ganz schwache Saftmale.
Die Echte Schlüsselblume ist kalkliebend und kommt in ganz Europa und Vorderasien vor. Ihre Verbreitung wird durch die Temperatur begrenzt: im äußersten Norden Europas und ganz im Süden der Mittelmeerländer findet man sie nicht. Sie gedeiht auf trockenen Wiesen, in lichten Wäldern und an Waldrändern. Mit der Stengellosen Primel bildet die Echte Schlüsselblume Hybriden, die im Tessin durchaus oft vorkommen. Die Hohe Schlüssselblume möchte es schattig und feucht, sie ist ein Lehmzeiger und wächst bei uns auf feuchten Wiesen und in Auwäldern. Bestäubt werden Primeln von langrüsseligen Hummeln und Schmetterlingen. Zum Keimen brauchen die Samen einen Kältereiz und Licht.
Schlüsselblumen enthalten in Blüten und Wurzeln Saponine und Flavonoide und werden bei Erkältungen, besonders Husten, als Tee zum Schleimlösen eingesetzt. Die Inhaltsstoffe können allerdings bei Überdosierung die Magenschleimhaut reizen und zu Schmerzen bzw. Übelkeit führen. Früher verwendete man die gepulverte Wurzel auch als Niespulver. Junge Blätter können Salaten beigegeben werden.
Inzwischen ist die Echte Schlüsselblume sehr selten geworden. Sie steht unter Naturschutz und darf nicht ausgegraben werden.
© Amhara zu Agorá
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