Schlehdorn

23. November 2014
Von

Heil- und NutzpflanzenDie Schlehen werden jetzt erst reif und nach den ersten Frösten auch schmackhafter. Sie sind nämlich sehr sauer und herb – die Frosteinwirkung wandelt einen Teil der Gerbstoffe um.
Schlehdorn könnte eine Ursprungsart für die Kulturpflaume sein. Er gehört wie diese zu den Rosengewächsen und innerhalb dieser Pflanzenfamilie zum Steinobst. Es gibt auch in der Natur immer wieder einmal natürlich vorkommende “Bastarde” zwischen Schlehe und Kriechen-Pflaume. Früher wurde diese Verbindung sogar gefördert, weil die Früchte dieses Strauches nicht so sauer sind wie die echten Schlehen. Der deutsche Name Schlehe ist mit dem altslawischen “sliva” verwandt.  Das findet sich noch im Slivovitz, dem Pflaumenschnaps. Das althochdeutschen “sleha” bedeutet bläulich und bezieht sich auf die Farbe der Früchte.

Schlehdorn (aus: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Schlehdorn (aus: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; 1885; O.W.Thomé; Quelle: BioLib.de)

Der sommergrüne, sparrige und sehr dornige Schlehdorn wächst als Strauch von durchschnittlich 3 m Höhe; normalerweise wird er etwa 40 Jahre alt. Er ist wärmeliebend und an trockene Standorte angepaßt. Ursprünglich kam Schlehdorn nur im europäisch-asiatisch-nordafrikanischen Raum vor und ist erst in der jüngeren Steinzeit weiter nach Norden vorgedrungen.
Die Rinde ist sehr dunkel, fast schwarz. Die rein weißen Blüten erscheinen im zeitigen Frühjahr noch vor den ersten Blättern. Charakteristisch ist ihr leichter Mandelduft. Sie sondern reichlich Nektar ab und sind so für zahlreiche Insekten eine wichtige Nahrungsquelle. Die Frucht ist kugelig, dunkelblau bis schwarz, bereift und löst sich schwer vom Stein.
Schlehdorn wird sowohl durch Tiere verbreitet, die die Schlehenfrüchte fressen und die Steine ausscheiden, als auch durch seine bis 10 m kriechenden Wurzelausläufer. So bilden sich oftmals dichte Schlehdornhecken. Diese sind ein wichtiger Lebensraum für viele Tiere. Schlehdorn gilt als Schmetterlingspflanze: die Blüten sind Nektarspender, die Blätter Futter für die Raupen. Für die Strauchbrüter unter den Vögeln ist der Schlehdorn ideal. Bekannt werden Bilder sein, wo der Neuntöter seine Beute (Frösche oder Mäuse) an den Dornen der Schlehe als Vorrat aufgespießt hat.
Die Früchte des Schlehdorns werden zu Marmeladen, Säften und Spirituosen verarbeitet. Die Blüten kann man in Salaten (als kleine Vorspeise) verwenden. Blüten und Früchte sind medizinisch wirksam.
Schlehe wirkt adstringierend, harntreibend, schwach abführend und entzündungshemmend. Getrocknete Blüten eignen sich hervorragend für Haustees, zudem unterstützen sie Therapien bei Hautkrankheiten.
Aus der Rinde hat man im Mittelalter die Schlehdorntinte hergestellt. Dazu war ein aufwendiges Extraktionsverfahren nötig. Die von den Zweigen geklopfte Rinde wurde in Wasser eingelegt und bis zum völligen Auslaugen immer wieder aufgekocht. Anschließend versetzte man sie mit Wein und ließ sie eindicken. Um sie für die Feder wieder fließfähig zu machen, fügten die Mönche in den mittelalterlichen Scriptorien wieder Wein hinzu. Schlehdorntinte ist licht- und wasserbeständig, trocknet aber langsam. Manche moderne Kalligraphen arbeiten wieder mit ihr.
Das Holz des Schlehdorns ist sehr hart. Es ist für Drechselarbeiten gut geeignet. Die Zweige verwendet man in Gradierwerken, z.B. in Bad Orb und Bad Salzuflen.

© Amhara zu Agorá

Tags: ,

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *