Die Petersilie, auch Peterle oder einfach Silk genannt, ist ein zweijähriges Kraut aus der Familie der Doldenblütler. Wild kommt sie auf den Kanarischen Inseln und im Mittelmeergebiet vor – wo sie vermutlich auch herstammt. Ihr aus dem Griechischen kommender Name bedeutet “Felsen-Sellerie”. Zuchtformen der Petersilie haben glatte oder krause Blätter, wobei die Krausblättrige Petersilie gezüchtet wurde, um eine Verwechslung mit der giftigen Hundspetersilie zu vermeiden. Eine besondere Form der Glatten Petersilie ist die Wurzelpetersilie mit besonders großer Speicherwurzel. Sie ist Bestandteil von Suppengrün, kann aber auch mit anderen Wurzeln und Knollen hervorragend in Gemüsegerichten verwendet werden.
Auch bei der Blattpetersilie ist die Wurzel ein rübenförmiges Speicherorgan. Die Stengel können bis 100 cm hoch werden – normal sind 30 – 90 cm. Die Blätter sind dunkelgrün und mehrfach gefiedert. Die Blüten stehen in Gruppen an 8-20 Strahlen, sind grünlich-gelb und werden von Insekten bestäubt. Die Früchte sind bis 3 mm hoch, bis 2 mm breit, eiförmig und deutlich gerippt. Die Petersilie wurde im antiken Griechenland als heilig angesehen, aber nicht deutlich vom Sellerie unterschieden. Die Sieger der nemeischen und isthmischen Wettkämpfe wurden nicht mit Lorbeer bekränzt – ihnen wurde die heilige Petersilie zum Kranz gewunden. Vermutlich haben die Römer, die Petersilie im Gegensatz zu den Griechen auch als Küchenkraut nutzten, diese in Mitteleuropa eingeführt. Karl der Große schreibt in seinem “Capitulare de Villis” den Anbau von Peterle in den Pfalzen und Klostergärten zwingend vor. Blätter und Wurzel enthalten die selben Inhaltsstoffe, neben Vitamin C ätherische Öle wie Myristicin und Apiol. Myristicin kommt auch in der Muskatnuß vor.
Apiol ist “unterleibswirksam” – darauf beziehen sich auch einige antike Vorschriften: griechischen Kriegern war die Petersilie verboten, da sie die Manneskraft an unerwünscht anderer Stelle bündeln würde. Vermutlich stammt von dieser Beobachtung die regionale Bezeichnung der Petersilie als “Stehsalat”. Eine andere Wirkung der verstärkten Durchblutung im kleinen Becken ist das Vermögen der Petersilie, eine Fehlgeburt auszulösen. Die dafür nötigen großen Mengen waren für die Mutter allerdings lebensgefährlich. Eine zu große Menge der ätherischen Öle schädigt Leber und Nieren. Daher stammt der Spruch: “Petersilie hilft dem Mann aufs Pferd, der Frau unter die Erd.” Ist es ein Wunder, wenn das “Rotlichtviertel” im Mittelalter oftmals “Petersiliengasse” hieß?
Die krampflösende Wirkung der Petersilie hilft bei Verdauungs- und Monatsbeschwerden, sie regt die Nierentätigkeit an und hilft daher bei Gicht und Rheuma, Steinleiden, Hauterkrankungen, Bluthochdruck und Herzbeschwerden. Schon Hildegard von Bingen rät zu einem mit Petersiliensamen zubereiteten “Herzwein”. Um auf die wirksame Menge der Inhaltsstoffe zu kommen, empfiehlt sich die Verwendung der Petersiliensamen als Tee. Schwangere sollten aber darauf verzichten! Bei der Verarbeitung großer Mengen Petersilie – zum Beispiel für die Küche – kann es zu Kontaktallergien und zur Photosensibilisierung der Haut kommen.
Als Küchengewürz ist Petersilie unbedenklich und gehört in ganz Europa zu den verbreitetsten Küchenkräutern. Jetzt im Winter kann man sie getopft halten, muß aber Staunässe vermeiden und darf sie auch nicht in die volle Sonne stellen – obwohl Petersilie sehr hell stehen will. Im Garten fordert sie kalkhaltigen Boden und braucht dringend Schneckenschutz. Petersilie keimt langsam und ist selbstunverträglich: die Stelle im Garten vom letzten Jahr muß ruhen, das Kraut will an einen anderen Platz.
© Amhara zu Agorá
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