Papst Gregor V.

16. November 2014
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Bruno, vor 972 geboren, ist der dritte Sohn Ottos von Worms und ein Urenkel Kaiser Ottos I. des Großen. Sein Vater ließ ihn sowohl in Worms als auch bei Bischof Willigis in Mainz ausbilden. Bruno beherrschte drei Sprachen, nämlich deutsch, latein und romanisch, und wirkte zunächst als Kaplan an der Kaiserpfalz zu Worms.
Er begleitet im Jahre 996 Otto III. auf dessen erster Romreise als Mitglied der Hofkapelle. Diese Reise war durch ein Hilfeersuchen von Papst Johannes XV. ausgelöst, der vor den Machtansprüchen des römischen Stadtadels fliehen mußte. Noch bevor Otto III., der noch nicht zum Kaiser gekrönt war, aber in Rom eintrifft, ist Papst Johannes XV. verstorben. Eine Gesandschaft aus Rom, die dem anrückenden König mit dieser Kunde entgegenzieht, bittet darum, einen Kandidaten für den Stuhl Petri vorzuschlagen – und Otto schlägt nicht nur vor, sondern leitet die Papstwahl auch energisch ein, indem er seinen jungen Kaplan mit hochrangiger Begleitung nach Rom voraussendet.
Kaum in Rom angekommen, wählen am 03.05.996 örtlicher Klerus und das Volk von Rom auf Betreiben des designierten Kaisers Bruno zum neuen Papst, der sich fortan Gregor nennt. Mit der Namenswahl knüpft er an Gregor den Großen an. Er ist einer der jüngsten Päpste der Geschichte – und der erste Papst deutscher Herkunft.

Papst Gregor V. krönt Otto III. (aus der Papst-Kaiser-Chronik des Martin von Troppau, um 1460; Quelle: Wikipedia)

Papst Gregor V. krönt Otto III. (aus der Papst-Kaiser-Chronik des Martin von Troppau, um 1460; Quelle: Wikipedia)

Noch am Tag der Wahl sitzen Kaiser und Papst über die Rädelsführer der römischen Fronde zu Gericht. Auf Bitten von Gregor – der eigentlich eher zur Strenge und Härte neigte – wird Crescentius II. von der Todesstrafe begnadigt und leistet dem Kaiser den Treueeid – den er flugs bricht, kaum daß der Kaiser (am 21.05.996 durch den Papst zum Kaiser gekrönt) Rom verlassen hatte.
Crescentius II. hatte in Rom nahezu unumschränkt geherrscht. Darum beauftragt der junge Kaiser die Markgrafen Hugo von Tuszien und Konrad von Spoleto mit dem Schutz des Papstes. Sie können allerdings nicht verhindern, dass Crescentius Gregor V. aus Rom vertreibt. Dies geschieht bereits Ende September/Anfang Oktober 996, also wenige Monate nach seiner Begnadigung. Gregor V. muß ‘nudum omnium rerum’ (nackt und ohne Mittel) vor ihm nach Spoleto fliehen. Crescentius II. erhebt mithilfe des römischen Stadtadels und einer starken byzantinischen Fraktion Johannes Philagathos, den Erzbischof von Piacenza und kaiserlichen Legaten in Konstantinopel, als Johannes XVI. zum Gegenpapst.
Dieser war ein Lehrer sowohl des jugendlichen Kaisers – Otto war erst sechzehn! – als auch des jungen Papstes gewesen. Da Johannes XVI. außerhalb Roms aber keinerlei Unterstützung findet, kann Gregor V. im Exil sämtliche Amtsgeschäfte fortführen.
Als Kaiser und Papst zurückkehren, flieht Johannes XVI. in die Campagna. Dort wird er aufgespürt und grauenvoll verstümmelt nach Rom gebracht: man hatte ihm die Augen ausgestochen, Nase, Ohren, Lippen und Zunge sowie die Hände abgeschnitten. Die anschließende Schandprozession haben weder Kaiser noch Papst verhindert: in päpstlichen Gewändern, aber mit einem Kuheuter auf dem Kopf statt der Tiara, wird er, rücklings auf einem Esel sitzend, durch die höhnende Menge gezogen (hatte dieses Volk ihn nicht vor Kurzem erst zum Gegenpapst mitgewählt?).
Auf Befehl Gregors V. muß der Unglückliche vor einer Synode erscheinen, die ihn formell absetzt (schließlich muß alles seine Richtigkeit haben!). Nach der Absetzung wiederholt sich die Schandprozession. Johannes Philagathos lebt noch einige Jahre in einem Kloster, während der aufrührerische patricius Crescentius II. auf der Engelsburg enthauptet wurde.
In seinem kurzen Pontifikat nimmt Gregor V. gegenüber dem Kaiser eine eigenständige Position ein, indem er auf die Wahrung der kirchlichen Rechte bedacht bleibt. Er widmet sich der Reform von Cluny und versucht, die Gedankenwelt Gregors des Großen und Papst Nikolaus’ I. lebendiger werden zu lassen.
Gregor V. stirbt am 18.02.999 vermutlich an Malaria, obwohl sehr bald das Gerücht kursierte, er sei vergiftet worden – oder die harte Haltung gegenüber Johannes Philagathos samt der Schandprozession habe Gott so sehr mißfallen, daß er diesen jungen Papst mit einem unzeitigen Tode strafte.
Im Petersdom wird er an der Seite Kaiser Ottos II. beigesetzt, der als einziger Kaiser des Heiligen Römischen Reiches in Rom gestorben und dort begraben ist.

© Amhara zu Agorá

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