Wie wir am besten mit den knappen und meist teuren Ressourcen umgehen, um unseren Wohnraum zu beheizen, ist nicht nur heute ein Thema, mit dem sich Immobilienbesitzer auseinandersetzen. Auch im Mittelalter waren die Menschen bestrebt, ihre Behausungen, ob nun kleine Bauernhütte oder eine große Burg, zu beheizen. Und auch zu dieser Zeit war man bemüht, durch technische Entwicklungen die Kosten dafür möglichst gering zu halten.
Eine echte Innovation im Bereich Heizung war der Kachelofen. Dieser war ein wahrer Wendepunkt in der mittelalterlichen Wohnkultur. Bereits im frühen Mittelalter gab es Öfen aus Lehm oder Stein mit Kacheln. Die
Hafner stellten diese Kacheln her. Die Form der Kacheln war meist becherförmig und gewölbt. Damit sollte erreicht werden, dass die Abstrahlung der Wärme gesteigert wird. Anfangs wurden nur wenige Kacheln verwendet. Aber schnell zeigte sich der Nutzen. Die Kacheln waren ideal für eine gute Übertragung der Wärme. Und so wurden in der weiteren Entwicklung des Kachelofens immer mehr Kacheln aneinander gesetzt. Einige werden sicher auch noch den Ausdruck „Ofen setzen“ kennen, welcher sich aus dem zusammensetzen der Kacheln ableitet.
Ein weiterer Vorteil des Kachelofens war, dass ein beheizter Raum ohne Rauchgase entstand. Vorher waren die Häuser durch das offene Feuer der Herdstelle beheizt worden. Der entstehende Rauch konnte nur schlecht durch den Giebel abgeleitet werden. Zwar nahm dies bisher jeder in Kauf und sagte dem Rauch gar konservierende Wirkung nach. Diese Form der Beheizung war allerdings hinderlich, wenn man das Haus weiter ausbauen wollte. Den Bedarf an mehr Räumen, die zum Lagern, Schlafen oder auch zum Wohnen dienten, versuchte man mit dem Bau weiterer Geschosse zu decken. Das Problem dabei war allerdings der Rauch aus der offenen Herdstelle. Er war nicht nur eine Belästigung im ganzen Haus, sondern steigerte auch die Brandgefahr. Der Kachelofen wurde meist zwischen zwei Räumen errichtet. Von der Küche aus wurde der Ofen befeuert. Von dort wurde auch der Rauch abgeleitet. Die Wohnstube kam somit nicht mit den Abgasen in Berührung.
Allerdings dauerte es, bis im 14. Jahrhundert der Kachelofen voll entwickelt war. Bis zu dieser Zeit unterlag er zahlreichen Wandlungen. Der Ofen wurde immer wieder den Bedürfnissen der Menschen angepasst. Er wurde sogar zu einem Kunstobjekt. Die Kacheln boten dafür genügend Gestaltungsspielraum. Mit farbiger Glasur und plastischen Darstellungen wurde so manche Stube von reichen Leuten geschmückt. Die Kachelöfen der Bauern waren allerdings nicht so reich dekoriert, sondern lediglich aus einfachen glasierten Kacheln hergestellt.
Der Bedarf an günstiger Wärme war in der Alpenregion, deren Winter meist wesentlich kälter waren, der richtige Nährboden. Und so wurde der Kachelofen dort wesentlich früher populär. Aber auch in den anderen Regionen im Norden und Osten verbreitete sich der Kachelofen weiter.
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