Schriftrolle oder Rotulus

4. Mai 2014
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Bei der Schriftrolle (lat. Rotulus – gerolltes) handelt es sich um eine Buchform. Die Blätter, die aus Papyrus, Pergament und später auch aus Papier bestanden, wurden hierbei nicht gebunden, sondern aneinander geklebt oder genäht. Die Länge der so entstandenen Bahnen war sehr unterschiedlich. Sie konnten gut und gerne bis zu 10 m lang sein.

Lorscher Rotulus Ms Barth 179

Frankfurt a.M., Universitätsbibliothek, Ms. Barth. 179
“Lorscher Rotulus”
Lorsch, wohl nach 843 bis 876
Seite: Recto 1
Quelle: Universitätsbibliothek Frankfurt am Main
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-ND

Bereits in der Antike wurden Rotuli hergestellt. Zu dieser Zeit war es üblich, dass diese seitwärts gerollt wurden. Im Gegensatz dazu waren die Buchrollen im Mittelalter von oben nach unten zu lesen.

Im 4. Jahrhundert setzte sich eine andere Buchform, der Codex, immer mehr durch. Allerdings wurden Schriftrollen auch noch weiter bis ins 14. Jahrhundert verwendet. Bei Urkunden, Verzeichnissen und Listen fanden Schriftrollen nunmehr die häufigste Verwendung. Als Beispiele sind Totenrondel, Wappenrondel, Güterverzeichnisse, Bürgerlisten, Steuerlisten, Protokollrotuli und Zeugenrotuli zu nennen. Im Prinzip kann man sagen, dass es sich bei den Schriftrollen um den mittelalterlichen „Aktenordner“ handelt.

Der älteste noch erhaltende liturgische Rotulus nördlich der Alpen stammt aus der karolingischen Zeit. Der sogenannte Lorscher Rotulus wurde nach seinem Entstehungsort (unter der Herrschaft Ludwigs des Deutschen (gestorben 876), des Enkels Karls des Großen) benannt und wurde in lateinischer Sprache verfasst. Er umfasst etwa 530 Heiligenanrufungen.

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