Die Zeit im Mittelalter

23. März 2014
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Zeit ist heutzutage ein wertvolles Gut. Unsere Erziehung sagt uns, dass wir keine Zeit verschwenden sollten. Der obligatorische Blick auf die Uhr verrät uns, dass die Zeit schon wieder so schnell vergangen ist. Oft hat man das Gefühl, dass man zu wenig Zeit hat. Sei es, um wichtige Arbeiten zu erledigen oder mit seinen Lieben zusammen zu sein. Selbst der Staat hat vielen von uns Termine auferlegt, die wir einhalten müssen. Spätestens bei der jährlichen Steuererklärung verrät uns der Blick auf den Kalender, dass wir wieder einmal spät dran sind. Spätestens am 31.12. treffen wir uns dann mit den anderen vor dem Finanzamt am Briefkasten wieder. Sozusagen in letzter Sekunde.

Aber wie war das denn im Mittelalter?

Sonnenuhr an der Katharinenkirche in Oppenheim Quelle: eigene Aufnahme

Sonnenuhr an der Katharinenkirche in Oppenheim
Quelle: eigene Aufnahme

Die Menschen kannten diese Probleme schlichtweg nicht. Zeit in diesem engen Rahmen war nicht wichtig. Das hatte einen guten Grund. Uhren in der heutigen Form gab es nicht. Die Technik war zu jener Zeit bei weitem noch nicht so weit fortgeschritten. Vorreiter damals sind auch in diesem Bereich die Menschen aus dem Orient. Von dort gelangte die Technik in unsere Regionen.  Auch waren diese Uhren anfänglich noch nicht weit verbreitet. Diese moderne Technik war entweder ein Geschenk oder sehr teuer. So kamen vor allen Dingen die Herrscher und reiche Adelige in den Genuss. Durch schlichte Unkenntnis wären so manche Uhren den Menschen als Magie vorgekommen, hätten sie dies zu Gesicht bekommen.

Cod Pal germ 447 fol 004r Gebete - zum Teil aus dem Seelengärtlein - Hortulus animae

Memento mori: verwesender Leichnam, Stundenglas
Cod. Pal. germ. 447, fol. 004r
Gebete, zum Teil aus dem “Seelengärtlein” (“Hortulus animae”, dt.)
Nürnberg, um 1520
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA

Bekannt waren Sonnenuhren, Wasseruhren und Sanduhren. Die Zeitmessung mit diesen Uhren war dabei oftmals schwierig. Die Sonnenuhren funktionieren grundsätzlich nur im Zusammenspiel mit der Sonne. In unseren Breitengraden allerdings kann man sich nicht darauf verlassen, dass die Sonne täglich den ganzen Tag scheint. Diese Probleme sind bei den Wasser- und Sanduhren nicht zu befürchten. Beruhen diese doch auf dem Prinzip, dass Materie (Wasser bzw. Sand) in einer bestimmten Zeit durch ein Gefäß wandern. Die Wasseruhr verliert allerdings durch Frost bzw. Verdunstung an Genauigkeit. Es musste also versucht werden, das Wasser daran zu hindern, zu gefrieren – und den unerklärlichen Verdunstungsverlust musste man immer wieder ausgleichen. Die Sanduhren hatten vor allen Dingen den Nachteil, dass nur ein sehr kurzer Zeitraum gemessen werden konnte. Üblich waren Gläser für eine halbe bzw. eine ganze Stunde. Unter Seeleuten ist der Ausdruck des Glasens auch heute noch ein Begriff. Dieser bezeichnet das Umdrehen der gläsernen Sanduhr. Auf Schiffen wurde die Zeit gemessen, um festzulegen, wann der nächste Wachwechsel vollzogen werden musste.

Die meisten anderen Menschen brauchten keine Uhren. Der Tagesablauf der Bauern richtete sich beispielsweise nach der Sonne und den Jahreszeiten. Vergleichbar ist dies mit der Tier- und Pflanzenwelt. Man stand auf, wenn es hell wurde, und ging ins Bett, wenn es dunkel wurde. Der heute noch gebräuchliche Ausdruck Tagwerk stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Mit Tagwerk wurde die Größe einer Fläche beschrieben. Es handelte sich um einen Acker, den ein Bauer an einem Tag bearbeiten konnte. Auch diese Maßeinheit war recht ungenau. War doch der Fleiß des Bauern und auch die Länge des Tages entscheidend dafür, wieviel Fläche bearbeitet werden konnte.

Der Kalif Harun al-Raschid schenkt Karl dem Großen eine Wasseruhr (um 800) Quelle: Wikipedia

Der Kalif Harun al-Raschid schenkt Karl dem Großen eine Wasseruhr (um 800)
Quelle: Wikipedia

Auch der Tagesablauf in den Klöstern ist seit langer, langer Zeit an den Lauf des Tages geknüpft.  Die Gebete sind gleichmäßig über den Tag verteilt. Gebetet wird nachts, bei Tagesanbruch, zu Sonnenaufgang, mittags und zu Sonnenuntergang. Dann beginnt der Kreislauf wieder von vorne. Auf die genaue Zeit kam es dabei nicht an.

Zum Schluss noch eine letzte Methode des Zeitmessens, welche eher selten verwendet wurde: das Abbrennen einer Kerze. Auch hier ist die Methode wieder eher ungenau. Man bedenke, dass auch hier störende Faktoren wie Zugluft die Zeitmessung beeinflussen konnten.

Vielleicht ist dies alles ein willkommener Anlass, sich einmal Zeit zu nehmen und nicht alles im Minutentakt nach einer Uhr machen zu müssen.

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