Die Weiden

16. März 2014
Von

Heil- und Nutzpflanzen

Salicaceae "Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz "1885 von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé (Quelle: Wikipedia)

Salicaceae
“Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz “1885 von Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé
(Quelle: Wikipedia)

In dieser Gehölzfamilie gibt es weltweit etwa 450 Arten von Bäumen, Sträuchern und Zwergsträuchern. Auch die Pappeln gehören dazu. Sie sind hauptsächlich in der nördlichen gemäßigten Zone bis zur Arktis verbreitet. Meist zeigen Weiden einen feuchten Standort an.
“Weide” leitet sich vom althochdeutschen ‘wida’: “die Biegsame” ab – je schmalblättriger die Art, um so besser läßt sie sich flechten. Weiden blühen sehr früh im Jahr. Die weißen Blütenkätzchen mancher Arten sind die männlichen Blüten. Aber ob männlich oder weiblich – Blütenpollen von Weiden ist für Bienen und Hummeln eine sehr wichtige Nahrungsquelle im zeitigen Frühjahr. Bereits etwa fünf Wochen nach der Befruchtung durch Insekten sind die Samen reif. Mit dem Wind verbreiten sie sich weit. Die winzigen Samen haben nicht viel Vorrat dabei und sind daher gegen Konkurrenz nicht durchsetzungsfähig. Das macht Weiden zu Pionierpflanzen für Brachflächen. An guten Standorten können sie binnen 24 Stunden keimen und im ersten Jahr bis zu einem Meter hoch werden. Dafür leben Weiden nicht lange – selten mehr als 80 Jahre.
Mindestens seit der mittleren Steinzeit haben Menschen die Weide genutzt – es wurden aus Weidenbast gefertigte Seile und Fischernetze gefunden, die etwa 11.000 Jahre alt sind. Aus den Zweigen der biegsamen Arten (Silberweide, Korb- oder Hanfweide) werden seit jeher Körbe und Möbel geflochten und Wände gefertigt. Im Fachwerk-Bau halten Weidenzweige die Lehmstaken in den einzelnen Fächern zusammen. Und bei Stroh- oder Reetdächern sind es ebenfalls Weidenzweige, die die Strohbündel zusammen- und an den Dachlatten fest halten.
Die Rinde enthält neben Gerbstoffen und anderen Substanzen Salicin. Im Körper wird es zu Salicylsäure verstoffwechselt, die schmerzlindernd, fiebersenkend und antirheumatisch wirkt. Statt Aspirin zu schlucken, könnte man Tee von getrockneter Weidenrinde trinken.. Weidenrinde wird sonst noch in der Gerberei gebraucht. Im Mittelalter verwendete man Weidenblätter als harntreibendes Mittel – ansonsten sind sie als Viehfutter gut. Stall- und Zwerghasen mögen Weide gerne!
Um möglichst lange Ruten für die Korbflechterei zu bekommen, hat man früh begonnen, die dafür besonders gut geeignete Hanfweide “auf Kopf zu setzen” (so wird aus der Hanfweide die Kopfweide, und weil man hauptsächlich Körbe aus ihr geflochten hat, bekam sie den Namen Korbweide dazu). Ihre jungen Triebe zeichnen sich durch beachtliche Länge aus und können alle zwei bis drei Jahre geerntet werden. Aus älteren Ruten wurden früher Faßreifen hergestellt. Irgendwie muß man ja die Faßdauben zusammenhalten – sonst ist das Faß undicht… Besonders Butterfässer durften gar keine metallenen Faßreifen haben. Da diese mit der Zeit rostig werden, hätte sich das auf die Qualität der Butter böse ausgewirkt – Rost macht Butter ranzig!
Weidenholz ist weich und leicht. Es wird besonders für Spanplatten verwendet, aber auch als Blindholz für die Möbelfertigung. In England verwendet man Weidenholz für die Herstellung der Schlagbretter von Cricketschlägern. Das weiche Holz soll den Aufprall des Balles dämpfen. Daher hat die Cricketweide ihren Namen bekommen. In zunehmendem Maße nutzt man Weide für die Energiegewinnung in Heiz-Kraftwerken.
Die frühe Blüte der Weiden macht sie als Schmuck für religiöse Zeremonien geeignet. Weidenkätzchen gehören in den Osterstrauß und bilden einen wichtigen Bestandteil der traditionellen Palmbuschen. Sie werden am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, in der Kirche geweiht und mit ihnen trägt man den Segen heim. Auch für den Acker sollten sie Segen bringen. Mancherorts steckten die Bauern Palmzweige an die Ecken ihres Ackers, um ihn vor Verwüstungen durch den Korngeist zu schützen.

© Amhara zu Agora

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