Die Birken

9. März 2014
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Heil- und NutzpflanzenDie Birken bilden eine Pflanzengattung, die sich in weiten Teilen der  gesamten Nordhalbkugel ausgebreitet hat. Als sogenannte Lichtbäume zählen sie zu den Pionierpflanzen und stellen wenige Ansprüche an Boden und Feuchtigkeit – sie wachsen einerseits sogar auf Mauerkronen und andererseits auch im Moor. In Mitteleuropa kommen vier Birkenarten vor.
Birken sind sommergrüne Bäume (in der Arktis Zwergbüsche), die in gemäßigten Klimabereichen in sehr kurzer Zeit sehr hoch wachsen können. Manchmal sind sie nach nur sechs Jahren schon sieben Meter hoch. Hochwüchsige Arten werden bis 30 m hoch. Normalerweise hat ein Baum nur einen Stamm, aber es kommt auch Mehrstämmigkeit vor.
Die Strauch-Birke hat in Deutschland ihre westliche Verbreitungsgrenze – im Osten geht sie bis nach Sibirien und China. Bei uns gilt sie als stark gefährdet, denn sie ist ein Relikt der Eiszeit. Strauchbirken wachsen auf Moorwiesen, in Brüchen, Flach- und Hochmooren. Wie ihr Name schon sagt, handelt es sich bei ihr um einen Strauch, der maximal 3 Meter hoch wird.
Die Zwerg-Birke, auch Polar-Birke benannt, ist ebenfalls ein Eiszeit-Relikt und hat vereinzelt im Norddeutschen Tiefland, Harz, Böhmerwald, Erzgebirge, Alpenvorland und  vereinzelt auch in Österreich überlebt. Während sie in Mitteleuropa als stark gefährdet gilt, bildet sie in der arktischen Tundra von Schottland bis Sibirien dichte Bestände. Die Zwerg-Birke braucht vergleichbare Lebensbedingungen wie die Strauch-Birke.

Hänge-Birke (aus: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Hänge-Birke (aus: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz; O.W.Thomé; 1885; Quelle: BioLib.de)

Die weißrindige Hänge-Birke kommt in ganz Europa (mit Ausnahme Nordskandinaviens), Nordamerika und Asien vor. Sie wird normalerweise zwischen 15 und 25 Metern hoch und ausnahmsweise auch 30 Meter. Der dickste gemessene Birkenstamm hatte 90 cm Durchmesser. Ihr Höchstalter beträgt 150 Jahre. An den Boden stellt sie kaum Ansprüche und besiedelt als erste Trümmer- Kahl- und Brachflächen. Obwohl sie vor allem auf trockenen Böden wächst (“Sandbirke”), hat sie doch einen hohen Wasserverbrauch. Auch bei den Temperaturen ist diese Birke genügsam: 20°C sind für sie optimal. Um sich gegen Licht entziehende Konkurrenz durchzusetzen, hat die Hänge-Birke eine aggressive Technik entwickelt: ihre hängenden Zweiglein sind mit Korkwarzen besetzt (“Warzenbirke”). Bei jedem Windzug bewegen sie sich und wirken wie Schleifpapier, mittels dessen die Birke regelrecht Schneisen in die Kronen dicht benachbarter Bäume anderer Arten schleift.
Die Moor-Birke gehört zu den Arten, die mehrere Stämme ausbilden können. Sie wächst als Baum oder Strauch und kann bis 30 Meter hoch werden. Einzelne Exemplare können 120 Jahre alt werden. Anfangs ist die Borke der Moor-Birke dunkel; erst im Alter wird sie grau-weiß. Moor-Birken gibt es nicht in Nordamerika; ansonsten überschneidet sich ihr Verbreitungsgebiet mit dem der Hänge-Birke. Während die Hänge-Birke auch sehr sandige Standorte besiedeln kann, braucht es die Moor-Birke – wie ihr Name schon sagt – grundsätzlich naß. Sie ist extrem frosthart. Ihre Blätter erfrieren erst bei -6°C, ab -40° wandelt sie in den Zweigen Stärke in Öl um, wodurch Wärme erzeugt wird.
Die Borke der Birken ist, je nach Art, fast schwarz bis weiß. Die anfangs glatte Borke löst sich später in horizontalen Ringeln häutig ab und wird im Alter oft derb.
Die Blätter sind gestielt und rautenförmig bis mehr oder weniger oval. Die Blattnerven sind deutlich zu sehen. Je nach Art ist der Blattrand gewellt bis gesägt.
Birken tragen männliche und weibliche Blüten an einem Baum, die männlichen sitzen dabei höher als die weiblichen. Aus den männlichen Kätzchen werden große Mengen Pollen freigesetzt, die durch den Wind auf die weiblichen Blüten getragen werden. Die Birkenblüte dauert in Mitteleuropa von Ende März bis Ende April und bringt Pollenallergiker in Schwierigkeiten – Birkenpollen ist als Allergen hoch potent. Pro Blütenkätzchen werden etwa 450 Samen gebildet. Diese geflügelten Nußfrüchte werden etwa September/ Oktober reif. Die leichten Samen werden durch den Wind verbreitet und keimen bei ausreichender Feuchtigkeit sofort.
Birken sind wichtige Futterpflanzen für viele Vögel und Insekten und auch Lebensraum für Pilze, Flechten, Moose und Tiere.
In Mitteleuropa werden vor allem Hänge- und Moorbirke als Holzlieferanten genutzt. Als Bauholz ist die Birke aber nicht geeignet – dazu ist ihr Holz zu leicht und nicht dauerhaft genug. Gut geeignet ist es aber zum Schnitzen und Drechseln sowie für den Möbelbau. Dafür nimmt man Schäl- und Messerfurniere sowie das Vollholz und Sperrholzplatten aus Birke. Das weiße bis rötlich-braune Holz ist fein gemasert mit seidigem Glanz und sehr dekorativ.
Auch Wäscheklammern und Schuhe kann man aus Birkenholz machen. Birkenreisig wird zu Reisigbesen gebunden und im Deich- und Wasserbau gebraucht.
Späne und Schleißen aus Birke, die bei der Holzverarbeitung anfallen, rauchen kaum. Daher nahm man sie im Winter als Leuchten für den Wohnraum – Kienspäne dagegen qualmen jämmerlich.
Dank seiner ätherischen Öle brennt Birke sogar als frisches Holz und ist immer noch als Kaminholz begehrt. Birkenrinde ist gut zum Anfeuern geeignet.
Birkenrinde, das sogenannte “Birkenleder”, nahm man nicht nur für Spanschachteln, sondern auch für Schuhe und Vorratsbehälter. Birkenrinde hat antiseptische Eigenschaften, was bei zum Beispiel einer Brotdose nur vorteilhaft sein kann.
Birkenpech, das man durch Verschwelen der Birkenrinde gewinnt, ist seit mindestens 50.000 Jahren als erster synthetisch hergestellter Klebstoff der Menschheitsgeschichte im Gebrauch. Mit Birkenpech wurden Pfeilspitzen aus Flint mit den hölzernen Pfeilschäften dauerhaft verbunden, Steinklingen wurden in Holzgriffe geheftet – und gebrochene Keramik wurde geflickt. Außer zum Kleben wurde Pech auch für wasserdichte Fugen gebraucht. Geflochtene Körbe können so als Wasser”eimer” genutzt werden – oder auch, um den kleinen Mose im Binsenkörbchen im Schilfgürtel des Nils zu verbergen. Pech und Teer haben anfangs sicher auch als Pflaster bei kleineren Verletzungen gedient. Schlußendlich kann man Teer und Pech verbrennen, sodaß vermutlich recht früh in der Menschheitsgeschichte auch Teer- oder Pechfackeln genutzt worden sind.
Die innere Schicht der Birkenrinde ist eßbar und kann wie Spaghetti zubereitet werden. Auch die jungen Blätter kann man verzehren – ältere werden hart und sind bitter.
Die Hänge-Birke war der Göttin Freya geweiht, der Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit. Daher werden im Frühling Maibäume aufgerichtet oder Maibuschen geschmückt. Da man sich von Freya Hilfe in Liebesnöten und bei sexuellen Problemen erhoffte, traute man der Birke heilende Kräfte zu. Birkenblätter enthalten nennenswerte Mengen an Flavonoiden, Saponinen, Gerbstoffen, ätherischen Ölen und Vitamin C. Die Rinde enthält Phytosterine und Terpene, der Rindensaft unter anderem Invertzucker, sodaß er vergoren werden kann. Vor allem die heimische Hänge-Birke wird schon lange medizinisch genutzt. Ihre harntreibende Wirkung hilft bei Rheuma, Gicht, Ödemen und Nierengrieß. Die Einflüsse auf den Nierenstoffwechsel machen sich auch bei Hautproblemen positiv bemerkbar. Schlecht heilende Wunden, Ausschläge und Haarverlust sowie Schuppen werden mit “Birkenwasser” oder entsprechenden Extrakten behandelt.

© Amhara zu Agorá

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