Krankheiten im Mittelalter – Behinderungen und Behinderte

5. Januar 2014
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Die meisten Behinderten und Kriegsinvaliden waren im Mittelalter auf Almosen angewiesen. Behindert geborene Kinder wurden oft nach der Geburt getötet, da man vor dämonischen Einflüssen Angst hatte. Zahlreiche Behinderungen und Amputationen wurden damals jedoch oft durch Krieg, Unfälle oder Krankheiten verursacht. Die Körperbehinderten zählten im Mittelalter zu den „würdigen Armen“, die Anspruch auf Fürsorge hatten. Das bedeutete, dass sie vor den Stadttoren, auf den Marktplätzen usw. mehr oder weniger ungestört betteln durften. Dafür gab es jedoch in manchen Städten eine sogenannte Bettelordnung, die berühmteste stammt aus Nürnberg. Folgender Inhalt stand in so einer Ordnung:

- Einheimische Bettler werden bevorzugt
- Das Betteln muss genehmigt sein
- Die Zulassung zum Betteln muss anhand von Bettelzeichen (sog. „Heilig’s Blechle“) nachgewiesen werden, und sichtbar getragen werden

Cod. Pal. germ. 848 Große Heidelberger Liederhandschrift - Codex Manesse - Hesso von Reinach

Hesso von Reinach (1234-1275/76)Läßt Krüppel und Bettler in sein Haus ein.
Cod. Pal. germ. 848
Große Heidelberger Liederhandschrift (Codex Manesse)
Zürich, ca. 1300 bis ca. 1340
Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg
Lizenz: Creative Commons-Lizenz cc-BY-NC-SA

Im Mittelalter gab es zwei Erklärungsansätze für Behinderungen. Zum einen glaubte man an die Einwirkung von Dämonen, an den Kindertausch durch den Satan (Wechselbalg), oder an eine göttliche Strafe für Sünden der Vorfahren. Geistig behinderte Menschen wurden als Bedrohung angesehen, da sie der allgemeinen Meinung nach „normale“ Menschen schädigen oder bedrohen konnten. Viele dieser geistig Behinderten wurden aber auch auf Jahrmärkten zur Schau gestellt oder sie wurden als Narr zum Gespött und Spielzeug. Wenn sie Glück hatten, wurde ihr schwaches Wesen unter den besonderen Schutz Gottes gestellt und sie kamen in Klöstern unter.

Der Umgang mit diesen Notleidenden wurde im Mittelalter durch die Almosenlehre des Thomas von Aquin geprägt:

-Arme und Behinderte sind ein notwendiger Teil der sozialen Ordnung
-Arme sind Brüder Christi
-Arme werden von den Reichen unterstützt, jedoch nur zur Befriedigung der Grundbedürfnisse
-Arm sein ist ein Sakrament

Bemerkenswert ist, dass zwar Sänften und Wagen seit dem Altertum bekannt waren, diese jedoch anscheinend nicht für Behinderte umgesetzt wurden (z.B. in Form von Rollstühlen). Im Krankentransport hingegen wurden sie verwendet. Das lag daran, dass Gesundheit als Lohn Gottes, Krankheit und Behinderung jedoch als Strafe Gottes gesehen wurde. Gegen diese Strafe durfte man sich nicht mit allen Mitteln wehren. Jedoch gab es schon einfache Prothesen, Stelzen und Krücken.

Behinderte wurden auf Bildern immer sehr klein und niedrig dargestellt, (sie reichten höchstens bis hoch zur Taille), zur Verdeutlichung des Klassenunterschiedes.

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